Vilseck: Europa, wohin gehst du? - Friedensgebet und Blick in die Geschichte mit Pfarrer Kiefmann

Mit einem Exkurs in die Geschichte Deutschlands und Europas verband Stadtpfarrer Johannes Kiefmann das Friedensgebet in der Pfarrkirche St. Ägidius. Das Nachdenken über die einzelnen Passagen des Vortrags untermalte Organist Franz Winklmann mit dem Deutschlandlied und der Europahymne.

Pfarrer Kiefmann spannte den Bogen vom Namen „Europa“ aus der griechischen Mythologie über den Verfall des Römischen Reiches, den Untergang der Monarchien und schließlich des Dritten Reiches bis hin in die Neuzeit. Die stete Unterdrückung des Bürgertums war Auslöser vieler Konflikte und Revolutionen.

„Im 19. Jahrhundert war der so bezeichnete Eiserne Kanzler, Otto von Bismarck, davon überzeugt, dass die großen Fragen der Zeit nicht in den Parlamenten sondern durch Eisen und Blut entschieden werden könnten“, sagte Kiefmann. Deshalb kam es unter anderem auch 1870 zum Krieg gegen Frankreich.

„1914 stürzten die führenden Köpfe Europas das Reich gleichsam wie Schlafwandler in eine weitere Katastrophe, nämlich in den ersten Weltkrieg“. Auch die Nazis, die sich mit ihrem Rassen- und Eroberungswahn auf germanische Traditionen beriefen, scheiterten 1945 kläglich. Deutschland wurde in vier Besatzungszonen geteilt. Durch die Ost-West-Teilung kam es auch zu einer Teilung der Weltanschauungen. Während im Osten der Kommunismus nahtlos an die Schrecken des Nationalsozialismus anknüpfte, rückte der Westen enger zusammen.

Die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) wurde gegründet, um Wachstum und Wohlstand zu vergrößern und militärische Konflikte zu verhindern. Das Jahr 1989/1990 brachte mit dem Mauerfall schließlich die Osterweiterung und führte 1992 zur Gründung der Europäischen Union. In ihrem Bemühen um Gemeinsamkeit in allen Bereichen wurde die EU 2012 sogar mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

„Europa war immer christlich geprägt. Doch nun befindet es sich in einer unsicheren Zeit. Flüchtlingsprobleme und Terrorbekämpfung werden heiß diskutiert. Das Kreuz ist nicht mehr zumutbar, tönt so mancher selbsternannte Heilsbringer.

Auch tat man sich schwer, den Gottesbezug in der europäischen Verfassung zu verankern“. Trotz des Einsatzes von katholischer und evangelischer Seite musste man sich hier mit einem Kompromiss ohne ausdrücklichen Gottesbezug zufrieden geben. Im Text der Verfassung wird nur auf das kulturelle, religiöse und humanistische Erbe Europas Bezug genommen.

Pfarrer Kiefmann fand dies schade für Europa. Warum? „Weil unsere Zeit Werte braucht, die leider nicht mehr überall vorhanden sind.“ Es fehle das Gottvertrauen in unserer Welt, meinte er. Man dürfe nicht vergessen, dass ohne das Gebet vieler tausender Menschen die friedliche Einheit Deutschlands nicht möglich gewesen wäre. Mit allem hätte der Kommunismus gerechnet, aber nicht mit Kerzen und Gebeten, führte er aus.

Europa befindet sich wieder in einer schwierigen Zeit.“ Man schaue nur in die USA, nach Russland, Polen oder in die Türkei. „Es ist wichtiger denn je, das Gebet um Frieden nicht zu vernachlässigen. Wir sind stolz, dass wir Deutsche sind, und trauen uns das auch zu sagen. Wir dürfen aber auch stolz sein, dass wir Europäer sind und hoffentlich weiterhin eingebettet in ein christlich geprägtes Abendland.“

Mit einem Friedensgebet beendete Stadtpfarrer Johannes Kiefmann seinen geschichtlichen Vortrag über Europa

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