Hirschau: „Kirchbarett“ mit Philipp Weber in der Gedächtnis-Kirche
Aktion „Kirchbarett“ mit Philipp Weber in der Gedächtnis-Kirche in Hirschau
Philipp Weber, ein Mann wie Quecksilber, sprang mehr als er schritt in der Apsis der vollen Gustav-Adolf-Gedächtnis-Kirche in Hirschau vor begeistertem Publikum. Offensichtlich von Natur aus unruhig, auf und ab, hin und her, immer wieder brillierend, witzig, aber auch recht kritisch-giftig zeigte er sich nicht nur der evangelischen Gemeinde bei der Aktion „Kirchbarett“.
Pfarrer Stefan Fischer begrüßte zum abendfüllenden Programm
„KI - Künstliche Idioten“, des Kabarettisten. Dergleichen gäbe es hier nicht, betonte Fischer, nur „Echte“.
In rasantem Stakkato erlebte man, teils Tränen lachend, Philipp Weber leichtfüßig mit schwurbelndem Körper und Gestik, immer wieder von Wortwitz zu beißender Ironie hüpfend.
Oft schneller redend als man hören konnte, pickte er sich immer wieder Einzelne heraus, sprach Leute direkt an und amüsierte sich offensichtlich auch selbst moriskenhaft verdreht über manche Schenkelklopfer.
Gescheit ist er, der Träger des bayerischen Kabarettpreises, den wohl viele aus Funk und Fernsehen kennen. Gern bewies er seine naturwissenschaftliche und allgemeine Bildung mit manchem Hintergrundwissen, um auch damit ungebremst und schonungslos sein Publikum zuzutexten.
Der KI setzte er seine fünf Weberschen Gesetze entgegen, die alle um den Wahnsinn eines verblödenden Fortschritts kreisten und eigentlich dringend nach gesundem Menschenverstand verlangten.
Deftige Seitenhiebe gab es für Impfgegner, die „Taliban des Gesundheitssystems“, welche selbstverliebt postfaktisch und gegen jede Vernunft Tatsachen an ihre Theorie anpassen.
Auch verwiesen widersinnige Zitate von AfD-Gläubigen auf die nicht zu unterschätzende braune Gefahr „dieser Scheiße im Kopf“.
Hanebüchener Schwachsinn von Transhumanisten, die sich schon mal, da Sonderangebot, zur Selbstoptimierung einfrieren lassen, wechselt schwindelerregend ab mit persönlichen „gnadenvollen“ Defiziten des Mannes und überzogenen technischen Neuerungen.
Diese reichen vom Soft-Ware-Update der Herzschrittmacher der Großeltern „mit mehr Silber im Körper als in der Bundesbank“ bis hin zur „unten rundum vernetzten Toilette“. Für jene „Tempel der Lüste“, die beim Betreten sogar Musik „passend zur Peristaltik“ bieten, hatte Weber nur abstruse Ironie übrig.
Dieser traf auch „digitale Harems“ mit Alexa oder Wesen aus Mittelerde und ebenso autonomes Fahren. Utilitaristische Fragen ergäben sich dabei wie, „wen fahr ich ethisch korrekt tot“ oder ist Seniorsein nur „fossile Energie“ und eine „Lebensform auf Erdölbasis“.
Gegen Webers Albtraum eines „Homo Deus“, der sich selbst reproduktiv aus einem Haar klonen könnte, empfahl er „Kunst als schulisches Hauptfach“ und unbedingt echten menschlichen Humor.
Für ihn seien menschliche Defizite eigentlich Vorteile, so der Odenwälder, die sympathisch machten und von Maschinen niemals ersetzt werden könnten.
Nur so entstünden hilfreiche Sehnsüchte und Träume, die „guten Fortschritt“ brächten. Konsequent mahnte er: „Pass auf, welche Träume du träumst“ und zitierte abschließend den Religionsphilosophen Martin Buber mit „wirklich echtes Leben ist Begegnung“, um gleich zu versichern: „Es war richtig gut, dass ihr hier wart“.
Starker Applaus bestärkte Weber und ein ebensolcher dankte allen Ehrenamtlichen mit und um Pfarrer Fischer.
- Aufrufe: 128