Der Bayerische Landtag zeichnet 49 Frauen und Männer mit dem Verfassungsorden 2025 aus

Geschrieben von Helga Kamm_hka am . Veröffentlicht in Nachrichten zu Hahnbach.

Neben prominenten Schauspielern, Musikern und Sportlern werden Bürger für ihr soziales Engagement geehrt. Darunter ist Maria Koller (links), eine Frau aus Ursulapoppenricht

„ Zuerst bin ich erschrocken“, sagt Maria Koller, weil die Einladung nach München für sie total unerwartet kam. Sie weiß auch heute noch nicht, wer sie vorgeschlagen hat für diese Auszeichnung, mit der Bürgerinnen und Bürger geehrt werden, die sich in besonderer Weise um die Verwirklichung der Grundsätze der Bayerischen Verfassung verdient gemacht haben.

Sie habe doch nichts Besonderes getan, sagt die 73Jährige aus Ursula-Poppenricht, „habe mich halt gekümmert“

Aber es war wohl doch viel mehr als Kümmern, was die schmale, dunkelhaarige Frau seit Jahrzehnten für und mit ihren Mitmenschen macht.

Geboren und aufgewachsen auf einem Bauernhof in Freihung begann sie 1969 im Amberger Krankenhaus St. Marien eine Ausbildung zur Krankenschwester, machte 1972 ihr Staatsexamen und blieb – mit Ausnahme von Familien- und Kinderzeiten – dem Klinikum ein Leben lang treu. „Die letzten zwanzig Jahre war ich in der Notaufnahme, da erlebt man Sachen, die man nicht wieder vergessen kann“, erzählt Maria.

Neben ihrer Berufstätigkeit war und ist sie Ehefrau von Werner Koller, den sie 1974 geheiratet hat, und Mutter zweier Söhne, die sie zur glücklichen Oma von fünf Enkelkindern gemacht haben.

Als Maria Koller 2012 zur Rentnerin wurde, ging ein erfülltes Arbeitsleben für sie zu Ende. „Ich würde es wieder machen“, blickt sie zurück, „auch wenn Nachtdienst und Sonntagsarbeit für die Familie nicht einfach waren“.

Aber Nichtstun im Ruhestand kam für sie nicht in Frage

2014 wurde sie in den Pfarrgemeinderat von Ursula-Poppenricht gewählt, wirkt seitdem aktiv mit bei der Organisation des kirchlichen Lebens. Der Bayerische Landtag würdigt ihr Engagement in der Nachbarschaftshilfe.

„Da ist wohl meine Nachbarin gemeint“, sagt Maria, „ich habe sie betreut, bis sie ins Altenheim gehen musste“. Sie habe der alleinstehenden Witwe bei den Problemen des Alltags geholfen, „freiwillig und gern“, betont sie.

Eine andere Herzensangelegenheit sind für sie die monatlichen Senioren-Treffs im Sportheim: „Es kommen zwischen 25 und 40 Personen, zwei bis drei Paare sind darunter, die Singles zwischen 75 und 90 Jahre alt“. Vortragsthemen wie Pflege zu Hause oder der Enkel-Trick sind gefragt, zur Gitarre werden alte Lieder gesungen. „Aber am liebsten wollen sie plaudern“, weiß Maria aus Erfahrung.

Besonders eingesetzt hat sich Maria Koller für eine bedürftige Familie in Steininglohe. Zwei Kinder wohnten da in einem unfertigen Haus, der Vater kümmerte sich wenig. Dann starb die noch junge Mutter. Maria Koller bat in einem Zeitungsartikel um Spenden, das Echo war überwältigend. Baustoffhändler und Handwerker boten Material und Hilfe an, zum Teil kostenlos, haben installiert und verputzt, haben Leitungen verlegt, das Haus bewohnbar gemacht.

„Die Arbeit war nicht wenig“, schaltet sich Werner Koller in das Gespräch mit Oberpfalz Medien ein, „wir haben den Notar und den Steuerberater befragt, wir haben in unzähligen Stunden aus dem Rohbau ein ordentliches Haus gemacht“.

Dass die Kinder mitreden durften, das Material von Türen und die Farbe von Wänden bestimmen, freut Maria in der Rückerinnerung. Und sie findet Belege in ihrem Ordner, die besagen, dass 70 000 bis 80 000 € durch die Spendenaktion zusammen gekommen sind. Den beteiligten Steuerberatern und Handwerksfirmen ist sie heute noch dankbar.

Allmählich aber will Maria jetzt kürzer treten. Sie wird im Pfarrgemeinderat „in die zweite Reihe zurückgehen“, weiterhin aber in der Kirche Aufgaben übernehmen. Mit den Senioren will sie auf jeden Fall weiter arbeiten, und sich kümmern, wo immer sie gebraucht wird.

Das alles, dieses große Engagement wird am 4. Dezember gewürdigt werden

Aus den Händen von Landtagspräsidentin Ilse Aigner wird Maria Koller den Bayerischen Verfassungsorden 2025 entgegennehmen, zusammen mit weiteren 48 Persönlichkeiten, die laut Aigner „für das Beste stehen, was unser Land ausmacht“.

Auch Werner Koller wird im Senatssaal des Maximilianeums dabei sein, wird Fotos machen, von seiner Frau mit der Landtagspräsidentin „oder auch mit anderen Orden-Empfängern wie Django Asül oder Heiner Lauterbach, wenn es sich ergibt“, schmunzelt er.

Für Maria ist dieser Orden ein Dankeschön, das sie nicht erwartet hat. Trotzdem freut sie sich, dass „Menschlichkeit anerkannt wird“. Für sie ein Grund mehr, weiterzumachen, mit dem Kümmern.

Zitat
Ich würde es wieder machen.
Maria Koller im Rückblick auf ihr Arbeitsleben und das soziale Engagement.

Hintergrund

Der Bayerische Verfassungsorden dient als Leitfaden für das gesamte politische und gesellschaftliche Leben in Bayern.
Die Verfassung schützt die Rechte und Freiheiten der Menschen in Bayern und vermittelt ihnen die Grundlagen des staatlichen Handelns.