Die Hausnamen in und um Hahnbach

Geschrieben von mma am . Veröffentlicht in Nachrichten zu Hahnbach.

Bis zum 12. Jahrhundert gab es praktisch keine Nachnamen. Nur ganz allmählich setzten sich diese erst bis ins 15./16. Jahrhundert durch und wurden dann oft zu Hausnamen. Dieser war dann oft wichtiger als der Familienname. Denn er blieb meist auf dem Haus, auch wenn der Besitzer öfter wechselte. Doch nicht immer kann man feststellen woher er kam.

 

Nach Berufen

Relativ klar ist dies bei Berufsbezeichnungen wie Schuster, Ziegler, Beckn, Melber (Mehlhändler), Sattler, Wagner, Bauer, (Hopfen)Müller, Schneider, Färber, Koch, Ritter, Lederer und ähnlichen Hausnamen.

Schuster

Schmiede

Schon schwieriger ist es bei Köderer oder Kederer. Wer weiß denn, dass er auf lange lederne Schuhriemen hinweist, die wie Fischköder aussahen?

Beim Bäumler oder Baumgärtner soll es sich um Baumwarte, Versorger oder Besitzer von Bäumen handeln. Ob ein Platzer oder Plazer sich von einem Ortsnamen (Platz) oder von einer Örtlichkeit (am Platz) ableitet, ist nicht sicher. Es könnte aber auch sein, dass er sich auf einen Kuchenbäcker oder den Bearbeiter harten Gesteins bezieht.

Ein Huber jedenfalls besaß eine Hube, also ein Anwesen, das so groß war, dass es eine Familie ernähren konnte.
Auf den Salzhandel mit dem Hohlmaße der Galfen gehen Namen wie Gelfer, Kredler, Gredler, Krottner oder ähnliche zurück.

Aus dem Bergbau und Hammerwesen stammen Zündel, Zintl, die noch vom Sinter oder der Schlacke einer alten Eisenschmelze erzählen. Auch die Familiennamen Klier, Kleier, Glier, Kloier oder Kleiner sind durch die mundartliche Aussprache entstellte Bezeichnungen für den Renner oder Zrenner, der das Eisen zum Glühen brachte.

Auch der Hüttner weist, so er jüngerer Herkunft ist, auf ein Hüttenwerk hin. Ist er aber älteren Datums erzählt er von der Unterbringung in einer Hütte.

Der Panzer kann Schmied eines Panzers, also einer Rüstung gewesen sein, aber auch aus Banz (in Oberfranken) stammen.

Aus dem Tuch verarbeitenden Gewerbe kommt der Namen Kugler, Kogler oder Gugler, der sich von der „cuculla“ (m.lat.), einer Mütze oder Kopfhülle, ableitet.

Fitzthum ist nach der Amtsbezeichnung eines „Vizedoms“ oder Vitzthums, also eines „Vize domus“, sprich Stellvertreters im Hause des Landesherrn benannt. Diesen kannte man ursprünglich in geistlichen, später auch in weltlicher Fürstentümern. Ein Viztum oder Vitzdom war auch schon Stellvertreter des bayrischen Herzogs. Im 16. Jahrhundert war er der oberste Verwaltungsbeamte.

Klar, wo und was wohl ein „Routhaus“ gearbeitet haben, ein Makknecht oder Postler. Der Turner jedenfalls kommt vom Türmer, der vom (Tor)Turm aus Feuerwache hielt.

Der Hausname „Hottn“ könnte von dem alten Wort für Bütte oder Tragkorb kommen. Vielleicht war ein Vorfahre einer jener wandernden Händler, die ihre Ware auf dem Buckel mit sich trugen oder einfach gern mit jenem damaligen Rucksack unterwegs waren.

Der Sporer war ein Handwerker, der unter anderem Reit- und Fahrmundstücke, Trensen, Pferdegebisse, Steigbügel, Sporen, Striegel, Beschläge und Schnallen zu Pferdegeschirren anfertigte.

Nach dem Aussehen, den Verdiensten oder dem Benehmen

Auch nach dem Aussehen entstanden Hausnamen wie Knott oder Knode, was auf einen Vorfahren mit gedrungenem gleichsam viereckigem und plumpem Körperbau hinweist.

Auf das Wort „übel“ gehen die bereits im 13. Jahrhundert nachgewiesenen Namen wie Übler oder Ibler zurück. Ein „Luber“ aber kommt von einem der gern lobt oder auch schmeichelt.

Rösch oder Resch lässt sich zurückführen auf das mittelhochdeutsch „resch“, das für „behend, munter, rührig, lebhaft“ stand.

Ein Bechtl oder Pechtl kommt wohl vom althochdeutschen „beraht“, was „hell, glänzend’ bedeutete.

List lässt sich wohl aus dem Althochdeutschen für Weisheit, Klugheit oder gutes Benehmen ableiten.

Der Puff war angeblich einer, der gern bei anderen anbumste, also anstieß bzw. Anstoß erregte.

Walzn hat wohl seine Ursprünge von dem Wort für Walze, einer Rolle also, was wiederum aus dem Althochdeutschen „walza“ für (runde) (Fuß)Schlinge oder Fessel kommt.

Der Siegert oder Sichart war der „Siegstarke“ und Hofmann kann bedeuten, dass er einst am Herrenhof lebte, sei es als Bauer, Leibeigener, Pächter oder Knecht. Ein Oudl mag von einer (Ein)Öde kommen. Höchstwahrscheinlich leitet sich ein Kraus oder Grausdn von krausen Haaren eines Vorfahren ab.

Nach Tiernamen

Auch Vogelnamen wurden, aus welchen Gründen auch immer, herangezogen und es entstanden Hausnamen wie Sperber, Geier, Adler und andere. Auch die Namen Hirsch oder Maus und manch andere leiten sich offensichtlich von Tieren ab.

Nach der Herkunft

Nach der Herkunft bekannt sind wohl der aus Iber stammende Iberer, wie auch der Amberger, Moosburger, Kemnather usw..

Ein Winkler oder ein Zipf wohnte wohl früher einmal in einem Eck-, Zipfel- oder Winkelstück. Möglich wäre aber auch die Herkunft vom „Winkel“, dem lebenslänglichen Wohnrecht im Haus der neuen Haus(und Hof-)besitzer nach ihrer Übergabe.

Der Schuller, Schüller, Schiller, Schöller stammt von „Schuoläre“ der mittelalterlichen Bezeichnung für einen Studenten, was sich wiederum aus dem Lateinischen „schola“, also Schule ableitet.

Die Bezeichnung Kohl geht auf das lateinische caul(is) zurück. Es soll über die Form caputium aus dem lateinischen caput, der Kopf, entstanden. So mag der Kohl wohl einst eine führende Rolle als Kopf einer Gruppe gespielt haben.

Sprachwissenschaftlich geht der Hausname Pumps oder Bumbsen auf die alte Bezeichnung für Binsen (Schilf) zurück. Diese verarbeitete man als Baustoff oder nutzte sie als Einstreu für die Tiere.

Nach Vornamen

Aus dem Vornamen des Konrad wurde der Kotz, aus Ludwig der Lutz, aus Heinrich der Hinz und aus Konrad der K(o)unz(n). Heinrich und Konrad, häufige Namen von Königen und Kaisern wurden da im Volk gern zu „Hinz und Kunz“ reduziert.

Aus dem Stefan wurde der Stoffl und aus dem kleineren Hans der Hanserl oder der „Kloihansl“. Das Anwesen eines Paulus war bald das des „Paulersen“.

Niglgirgl setzt sich wahrscheinlich aus den Vornamen Nikolaus und Georg zusammen, der Damengirg wohl aus Thomas und Georg. Hierlveign wohl aus Hieronymus und Veit.

Üblich war es ja auch die Ehefrau nach dem Vornamen des Ehemanns zu identifizieren. Da wurde die Frau des Werners zur Wernere und konsequenterweise die des Josef zur Josefe, wie auch einmal ein Kind den Nachnamen von Maria, der Mutter Gottes, angab.

Sollten Sie, liebe Leser, die obige Liste ergänzen oder korrigieren können, bitte ich, Marianne Moosburger, mich das wissen zu lassen, sei es per E-Mail (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!), Post (Vilsstr. 6, 92256 Hahnbach) oder telefonisch (09664/1634). Herzlichen Dank bereits im Voraus dafür!