Vilseck: Marterl neu erstanden

Jahrzehntelang stand es an dem kleinen Fußweg, der von der Josef-Kopf-Straße zum Bauhof führt, oberhalb der Straßenböschung und fristete dort ein einsames Dasein. Die Rede ist von einem alten Marterl, einer wohlgeformten Sandsteinsäule, ca. 145 cm hoch.

Eines Tages fiel es der Anwohnerin Theresia Kreuzer auf, dass das Marterl wie vom Erdboden verschwunden war. Im Zuge der Baumaßnahmen an der Bahnunterführung war es vermutlich unter den Bauschutt geraten und abtransportiert worden.

Theresia Kreuzer wandte sich daraufhin an Bürgermeister Hans-Martin Schertl, der sich sogleich für die Errichtung eines neuen Bildstocks einsetzte. Nach einer alten Aufnahme wurde die Sandsteinsäule originalgetreu rekonstruiert. Michael Nutz, Mitarbeiter des Bauhofs Vilseck, malte mit seiner künstlerischen Hand eine neue Bildtafel, die ein Kuhgespann zeigt, von einer Frau gelenkt, das soeben auf das Bahngleis fährt.

Wie von Rudolf Stopfer zu erfahren war, handelt es sich bei der Verunglückten um Hedwig Wolfinger, eine Nichte seines Großvaters, die am 19.4.1937 infolge eines Unfalls am Bäumlberg verstarb. Georg Ringer berichtet, dass auf Höhe seines Anwesens das Kuhgespann seinerzeit von einem Lastwagen abgedrängt und in den Graben geschoben worden war, wobei es umkippte und das 15-jährige Mädchen unter sich begrub. Hedwig Wolfinger war auf der Stelle tot. Dieser Unfall hatte jedoch nichts mit einer Eisenbahn zu tun.

Aber ein Zugunglück ereignete sich dennoch 1937 auf dem Bahnübergang und zwar am 9.7.1937, als der Viehhändler Franz Eschenwecker, Urgroßvater des jetzigen Metzgereibesitzers Franz Eschenwecker, kurz vor seinem 60. Geburtstag mit dem Motorrad aus Unachtsamkeit in eine Rangierlock fuhr. Dieser Zusammenstoß kostete ihm das Leben.

Das neue Marterl, das nun wohl an diese beiden Unfälle erinnern soll, ist nun gut sichtbar an der Straßenböschung der Staatsstraße 2123 in Richtung Sorghof rechts, ca. 100 m nach der Bahnbrücke, zu sehen und zu bewundern. Betonstufen führen zu diesem Marterl hinauf. Es soll im Frühjahr den kirchlichen Segen erhalten

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