Vilseck: „Mundart is, wöi ma daham gredt haout“

So schöi kann Mundart sa! Die zahlreichen Zuhörer im Zehentkasten der Burg Dagestein konnten sich davon zweieinhalb Stunden lang überzeugen. Zum Mundarttag 2014 hatten die Oberpfälzer Volksmusikfreunde und die Landkreis-Volkshochschule geladen.

„Mundart is, wöi ma daham gredt haout,“ führte Kreisheimatpflegerin  Martha Pruy zu Beginn aus und erklärte, dass der Dialekt das Salz in der Suppe sei und wie ein Navi funktioniere. An der Mundart könne man Menschen geografisch zuordnen, betonte sie. „Auch durch unseren Landkreis verlaufen Lautgrenzen und ordnen den Dialekt in Ortsmundarten.“

Oft klingen ganz in der Nähe schon viele Wörter anders. Zum Beispiel sagt man in Vilseck „Ma“ zu Mann und in Schnaittenbach  „Mo“. Auch gibt es Hoar und Haouer für „Haare“, Ofer und Ufer für „Ofen“ und so weiter. Paradox ist, wenn man sagt: Göih weiter, bleib halt amal stöih! und: Daou haoust ower sauber in Dreck eig’langt!

Es sei gut, dass das Kultusministerium wieder verstärkt die Mundart in ihren Lehrplänen verlange, merkte Martha Pruy an. „Dialektsprecher haben keine Nachteile in der Schule, denn sie bedienen von Kindheit an zwei Sprachebenen und tun sich dadurch später leichter beim Erlernen von Fremdsprachen.“

Mundartdichter Stefan Thumann aus der Neumarkter Gegend vertrat hörbar die westliche Oberpfalz. Mit humorvollen Gedichten aus seinen Büchern schoss er nicht nur den Vogel ab sondern auch mal eine Wildsau und eine Muggn. Was er nicht aufsagte, trug er gesanglich gemeinsam mit den Kaltenbachsängern vor, dessen Leiter er seit 1997 ist. Die sechsköpfige Gesangsgruppe stammt aus Hausheim bei Berg und bereicherte den Abend ungemein. Auch Elisabeth Hammer und Rosi Hasenstab gaben ein Mundartlied über alte Dialektwörter zum Besten.

Dass der Weidener Dialekt anders gefärbt ist, stellte Stadtheimatpfleger Alois Stadler aus Weiden eindrucksvoll unter Beweis. Mit seinem trockenen Humor traf er den Nagel auf den Kopf. Seine Gedichte stammten mitten aus dem Leben. Unter anderem reimte er kurz und schmerzlos : „Die schöinste Krankheit is die Liebelei; daou möin immer zwoa in d’Bettstott ei!“

Er bedauerte aber auch, dass die deutsche Sprache von vielen Anglizismen unterwandert wird, und dass man für viele englische Wörter keine deutsche Übersetzung mehr wüsste. Auch gegen den weitverbreiteten Gruß „Tschüss“ sei momentan kein Kraut gewachsen, stellte er fest. Jeder Bayer müsse wieder lernen, Grußworte wie Servus und Pföit Gott zu verwenden.

Über den ortseigenen Vilsecker Dialekt referierte Heimat- und Kulturvereinsvorsitzende Elisabeth Hammer. Sie erinnerte an die alten Wörter wie Beppn, Rufern, Kinstn und Grind, an Ranferl und Bettsoicher, Ziewerlkaas und Erdäpfl mit samt der Montur. Dass der Oberpfälzer mit einigen wenigen Silben ganze Sätze ausdrücken könne, zeige sich zum Beispiel anhand des Wortes „O wöiherler“. Im Hochdeutschen müsste man sagen: „Ach, wie geht es mir heute wieder schlecht!“

Spontan hatte sich Bauer Josef Rothkäppel bereit erklärt, über alte Wörter in der Landwirtschaft zu sprechen, wie Ochsergooch, Wognritscherl, Owandn und Federnschleißn. Mit zwei Frühlingsgedichten krönte er seinen Vortrag und fügte noch ein weiteres, speziell für Bürgermeister Hans-Martin Schertl, hinzu.

Dieser wiederum zeigte sich erfreut über die gut besuchte Veranstaltung und dankte der Organisatorin Elisabeth Hammer und ihrem Team mit einer finanziellen Unterstützung. Dabei brachte er den Saal zum Bellen, indem er kundtat: „Freibier gibt’s!“ Darauf reagierten die Gäste mit der lautstarken Frage: „Waou, waou?“ Doch die Antwort ließ der Rathauschef leider offen.

Mitwirkende: Kaltenbachsänger; Vorsitzende des Heimat- und Kulturvereins, Elisabeth Hammer (links), Rosi Hasenstab (Mitte), Mundartdichter Stefan Thumann und Leiter der Kaltenbachsänger (6. von links), Kreisheimatpflegerin Martha Pruy (3. von rechts) Stadtheimatpfleger für Brauchtum, Alois Stadler, Weiden (rechts)

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Elisabeth Hammer brachte alte Mundartwörter in Erinnerung. Stefan Thumann (Vierter von rechts) Alois Stadler (rechts)

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Die Kaltenbachsänger aus Hausheim bei Berg begeisterten mit ihren humorvollen Gesangseinlagen

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Weidens Stadtheimatpfleger Alois Stadler wurde für seine gereimten Geschichten mit viel Applaus bedacht

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Bauer Josef Rothkäppel aus Vilseck sprach über alte Wörter aus der Landwirtschaft und glänzte außerdem mit Frühlingsgedichten

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