Vilseck: Mesnerin im Ruhestand, Hilde Wiesnet, erzählt


„Eine schöne Zeit war es schon“, sagt Hilde Wiesnet, die von 1970 bis 1992 als Mesnerin in der Pfarrei St. Ägidius Dienst tat. Bis 2011 hat sie auch immer noch für ihren Nachfolger Werner Berger Urlaubsvertretung gemacht und ausgeholfen, wenn sie gebraucht wurde.

Vor ihrer Berufung zur Mesnerin hatte sie 10 Jahre zusammen mit Fanny Ott den Pfarrhof und zweimal wöchentlich das Gotteshaus geputzt. Dafür erhielt jede 10 Mark im Monat. Nach dem Auszug von Geistlichem Rat Josef Hösl wurden im Pfarrhof eine neue Treppe und ein neues Bad eingebaut.

Sie erinnert sich noch gut, als dann Stadtpfarrer Josef Strunz mit seinem Möbelwagen ankam. Zunächst wurden nur der Küchentisch und ein paar Stühle ausgeladen, und dann sagte der Geistliche: „Frauen, jetzt holt erst mal Wurst und Semmeln, damit wir Brotzeit machen können! Und dann gehen wir an die Arbeit!“

Wie kam Frau Wiesnet eigentlich zu ihrer Mesnertätigkeit? Ihr Sohn Karl, der 1970 Ministrant war, meinte damals zu seiner Mutter, es würde in der Sakristei ein ziemliches Durcheinander herrschen bei den Ministrantengewändern, und seine Mama solle sich das doch mal ansehen. Gesagt, getan! Als Hilde in der Sakristei eintraf, war dort Handarbeitsschwester Ottilie am Werk. Sie, die unter anderem für den Blumenschmuck sorgte, ergriff die Gelegenheit gleich beim Schopf und ließ nicht mehr locker, bis Frau Wiesnet zustimmte und Nachfolgerin von Herrn Walter und Herrn Knipprath wurde.

Was gab es da nicht alles zu tun? Zum Glück wohnte die Mesnerin nur etwa 100 Meter vom Gotteshaus entfernt, um morgens rasch aufsperren und abends zuschließen zu können. In erster Linie aber stand sie  natürlich dem Priester und den Messdienern beim Ankleiden zur Seite. Vorher aber musste alles für den Gottesdienst hergerichtet werden. Zum Waschen der Altartücher hat Hilde damals extra eine große Wanne gekauft.

Raß Gretl übernahm mit ihrer Heißmangel das Bügeln der Altarwäsche. An großen Festtagen hat Hilde mit ihrem Mann an die 60 Birken in und an der Kirche aufgestellt. Für Fronleichnam war noch Schilf zu streuen, die sogenannten Schlohn. „Den Himmel habe ich auch oft alleine aufgestellt“, sagt sie. Ansonsten seien ihr die „großen“ Ministranten immer eifrig zur Hand gegangen.

Zum Adventskranzbinden, Christbaumschmücken und Krippenaufbau ließ sie sich nicht zweimal bitten. „Vielleicht hätte ich das auch gar tun müssen, aber es gehörte einfach dazu, und man tat es zur Ehre Gottes“, schmunzelt die 88-Jährige.

Auch über das Bergfest berichtet sie gerne. „Da waren vormittags täglich 3 heilige Messen und um 17 Uhr eine Andacht. Es war ja noch kein Licht und kein Wasser in der Bergkirche.“ Strom gab es erst zu Pfarrer Bauers Zeiten. Die Gressenwöhrer Frauen brachten Blumen, und Schwester Imina schmückte damit das Kirchlein.

Anna Graßler, die gute Seele der Bergkirche, organisierte, putzte und half, wo sie nur konnte. „Der Danninger Sepp, der Kleber Max und der Ernst Schorsch haben alle liturgischen Gegenstände in großen Kisten zum Berg gefahren,“ weiß Hilde zu berichten.

Für die Bergkirchl-Sakristei hatte Pfarrer Luitpold Schosser sein ausgedientes Wohnzimmerbüffet zur Verfügung gestellt. Er machte ihr während des Jahres immer wieder mal eine große Freude, wenn er sagte: „Frau Wiesnet, ich fühle mich immer sicher, wenn Sie beim Gottesdienst da sind!“, denn er wusste, dass dann nichts schiefgehen konnte. Sie kam mit allen Priestern gut aus, von kleineren Problemen abgesehen.

Mit Rosen hat ihr Benefiziat Alois Hirschberger immer zum Namenstag gratuliert, und Pfarrer Dietmar Schindler überraschte sie hin und wieder mit kleinen Aufmerksamkeiten. Bei ihm im Pfarrhof hat sie noch ein paar Jahre zu seiner vollen Zufriedenheit geputzt.

Wie oft hat Hilde Wiesnet wohl die Klinke der Sakristeitür in der Hand gehabt? „Wenn ich nochmal 20 Jahre jünger wäre, würde ich sofort wieder als Mesnerin anfangen!“, merkt die Mesnerin im Ruhestand lächelnd an.

alt

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