Vilseck: Nachtwächter Tschung unterwegs

 „Mit einem Vierzeiler hatte früher der Nachtwächter die Bewohner einer Stadt zu jeder vollen Stunde an ihre Pflichten und Aufgaben zu erinnern“. Dies erklärte Josef Eierer den 40 Interessenten, die sich zu einer besonderen Stadtführung im Flockenwirbel versammelt hatten.

Unter dem Namen Tschung ist das Vilsecker Original weit und breit bekannt. Längst hat es sich herumgesprochen, dass er es wie kein Zweiter versteht, Stadtgeschichte mit Humor zu präsentieren.

Wenn ihn auch Einheimische oft hänseln mit den Worten: Haoust wieder oi gfundn, döi waoust alöign kannst!, so spornt ihn das nur zu wahren Höchstleistungen an. Am Wünnenberghaus berichtete Tschung von König Ludwig I. und seiner Mätresse Lola Montez, wie sich Mitte des 19. Jahrhunderts sogar der Erzbischof von München in die Affäre eingeschaltet hatte. Mit der Antwort des Königs: “Bleib du bei deiner Stola, und lass mir meine Lola!“, hatte der Nachtwächter die Lacher schnell auf seiner Seite.

Zwischen den Berichten über die 4 Stadttore und die 9 Meter hohe Stadtmauer trug Josef Eierer nach jeder Station seines Rundgangs die Stunde an, die es geschlagen hatte. Seine Freude hatte er, wenn die Zuhörer das letzte Wort gemeinsam ergänzten. „Es hat Elfe gschlogn. Und dann is der Nachtwächter wieder –weiterzogn-!“

Von der Herrengasse und dem Weihertor ging es zur Burg Dagestein hinauf und weiter über die Froschau mit dem Unteren Tor und dem Spitalgebäude. Gespickt mit viel kulturellem Wissen und Anekdoten zog die Gruppe zum Oberen Tor in die Klostergasse. Durch dieses Tor wurden einst die Pesttoten aus der Stadt zum Pestfriedhof beim Leonhardskirchlein gebracht. Tschung informierte auch über die Pfarrkirche mit ihren drei baulichen Stilrichtungen, bevor seine Frau Anna Margarehta an seinem Wohnhaus an der Stadtmauer das obligatorische Nachtwächterschnapserl kredenzte.

Für Erheiterung sorgte im Träumergässchen Nachbar Lue Nettl mit einem speziellen Spruch: „Es haout Zwölfe gschlogn. Und dann haout der Nachtwächter wieder –weiterg‘logn-!“ Der Rundgang endete am Vogelturm mit dem Neujahrsspruch und vielen guten Wünschen. Bürgermeister Hans-Martin Schertl dankte im Namen aller Teilnehmer dem rüstigen Nachtwächter, der heute (3. Januar) seinen 81. Geburtstag feiern kann.

Im Flockenwirbel zeigte Nachtwächter Josef Eierer "Tschung" den 40 Teilnehmern an der Führung die Schönheiten der Stadt Vilseck

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Wir von der Redaktion "awz-hahnbach.de" grüßen Nachtwächter "Tschung" recht herzlich, gratulieren, wünschen Gottessegen, Gesundheit und, dass er noch viele, viele Führungen durch Vilseck machen kann. Denn er ist wirklich "ein Vilsecker Original". (Sepp Hirsch)

 

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