15 Jahre Yoga in Vilseck - Luke Luber feiert Jubiläum

Luke Luber, Yogalehrer und gebürtiger Vilsecker, begann im September 2001 in seiner Heimatstadt Yoga zu unterrichten. Bereits seit seiner Jugend beschäftigt er sich mit den Themen Yoga, Meditation und Spiritualität.

alt

Im Turmblick-Interview berichtet er von seinem Werdegang als Yogalehrer und seinen Yoga-Erfahrungen

Turmblick: (TB)
Könntest du unseren Lesern kurz erklären, was Yoga ist?

Luke Luber (LL):
Yoga ist eine Reise zu uns selbst.
Yoga reicht von einfachen körperlichen Übungen bis hin zu tiefgründigen philosophischen und spirituellen Einsichten. Er ist ein Instrument der Selbsterforschung und der Selbsterkenntnis. Wir erkennen zum Beispiel, dass durch Körperarbeit, Atemtechniken und Meditation ein Gefühl des inneren Friedens aus uns selbst heraus entstehen kann. Durch diese Erkenntnis entwickeln sich Wertschätzung und Selbstakzeptanz uns selbst gegenüber, die Grundvoraussetzungen für Wohlbefinden und Heilung.

Wir begegnen aber auch unseren Begrenzungen. Womöglich erfahren wir, wie unbeweglich und steif wir sind. Oder wir sehen uns plötzlich unserem unruhigen Geist ausgesetzt und erkennen, wie unkontrollierbar er sein kann und wie sehr uns ungesunde Gedankenmuster und Gewohnheiten plagen. Wenn wir uns diesen Herausforderungen stellen und nicht davor zurückschrecken, dann kann sich die Selbstakzeptanz noch mehr vertiefen.

Yoga ist ein Befreiungsweg. Wir befreien uns von ungesunden Bewegunsgmustern, von nicht enden wollenden Gedankenströmen und Leid erzeugendem Verhalten. Und wenn wir Glück haben, erkennen wir, dass wir mehr sind, als wir je zu sein glaubten.

TB:
Wie bist du zum Yoga gekommen?

LL:
Yoga begleitet mich seit 1977, als ich mein erstes Yoga-Buch kaufte und unter der darin enthaltenen Anleitung den ersten Sonnengruß meines Lebens ausprobierte. Etwa zur selben Zeit hatte ich auch meine erste Meditationserfahrung, die mich nachhaltig beeindruckte. Auch wenn die Disziplin am Anfang meines Yoga-Weges  noch sehr schlecht war - ich war damals 15 Jahre alt -, nahm das Interesse am Yoga stetig zu und die Praxis wurde im Laufe der Jahre immer stabiler und intensiver.

TB:
Wann kamst du auf die Idee, dich zum Yogalehrer ausbilden zu lassen?

LL:
Das Jahr 2000 brachte über einen Zeitraum von 6 Monaten eine Serie von Todesfällen im Familien- und Bekanntenkreis mit sich, die mich sehr nachdenklich machte. Auch das Seilbahnunglück von Kaprun, das damals für wahrscheinlich alle Vilsecker ein Schock war, fiel in diese Zeit.

In solchen Zeiten tauchen die großen Fragen auf: Warum lebe ich? Wohin gehe ich nach dem Tod? Wer bin ich wirklich?, usw.. Ich suchte nach Antworten und mir wurde klar, dass ich mein Leben ändern wollte. Außerdem war es an der Zeit, meine bereits vorhandenen Yoga-Kenntnisse zu vertiefen.
So fasste ich also den Entschluß, mich zum Yogalehrer ausbilden zu lassen.

TB:
Welche Antworten hast du gefunden?

LL:
Ich habe erkannt, dass die exessive Suche nach Glück in der Außenwelt nicht funktioniert. Alles was auf dieser Welt und im Universum existiert, ist der Vergänglichkeit unterworfen, und gerade deshalb ist es für die Yogis unsinnig, das Glück in der Außenwelt zu suchen.

TB:

Welches materielle Objekt kann uns jemals dauerhaft glücklich machen?

LL:

Das ungebremste Konsumieren, das mittlerweile fast die gesamte Menschheit erfasst hat, richtet großen Schaden an und führt uns immer weiter weg von uns selbst.
Yoga könnte eine Möglichkeit sein, dies zu ändern.

TB:
Wie war es, als du das erstemal in Vilseck unterrichtet hast?

LL:
Ich war, ehrlich gesagt, ziemlich nervös. In der Gruppe gab es damals nur Frauen und die meisten davon waren älter als ich und einige von ihnen kannten mich schon von Kindesbeinen an oder hätten sogar meine Mutter sein können. Da saß ich nun vor ihnen, wie auf einem Präsentierteller und musste den Yogalehrer geben. Aber ich wurde gut aufgenommen und schnell akzeptiert.
Einige von ihnen sind bis heute geblieben.

TB:
Woran liegt es, deiner Meinung nach, dass überwiegend Frauen Yoga machen?

LL:
In Indien, dem Herkunftsland des Yogas, war Yoga ursprünglich eine Männerdomäne. Frauen war es, teilweise bis in's 20. Jahrhundert hinein, nicht erlaubt Yoga zu praktizieren. Als Yoga schließlich in den Westen kam, waren es die Frauen, die schneller begriffen welches Potenzial im Yoga steckt und welch wohltuende Wirkungen er entfaltet.

Leider sind die Männer im Yoga noch immer in der Unterzahl, dabei könnten gerade sie enorm von Yoga und seinen positiven Wirkungen profitieren, wenn sie ihre Vorurteile gegenüber dem Yoga ablegen könnten und den Mut fänden sich darauf einzulassen.

TB:
Wie würdest du deinen Yoga-Unterricht beschreiben?

LL:
Mein Yoga-Unterricht lässt sich kaum in eine der gängigen Yoga-Schubladen stecken, da ich in vielen unterschiedlichen Traditionen und Stilen ausgebildet wurde und gelernt habe. Ich verfolge einen ganzheitlichen Yoga-Ansatz, der nicht nur den körperbetonten Hatha Yoga vermittelt, sondern auch Atemtechniken, Entspannung und Meditation beinhaltet.

Da Yoga immer mehr zu einer rein sportlichen oder gymnastischen Aktivität zu verkümmern droht, ist es mir außerdem wichtig, hilfreiches Hintergrundwissen zu vermitteln, um ein tieferes Verständnis von Yoga und Meditation zu ermöglichen.

TB:
Werden deine Kurse von den Krankenkassen bezuschußt?

LL:
Ca. 10 Jahre lang wurden meine Kurse von den Krankenkassen anerkannt, doch im Januar 2014 beschlossen die großen Krankenkassen wie TKK, IKK und Barmer-GEK, eine Zentrale Prüfstelle für Prävention (ZPP) einzurichten, um Yogalehrer nach neuen und für mich unverständlichen Kritierien prüfen zu lassen.

Um als Yogalehrer anerkannt zu werden, muss man seitdem 2 Bedingungen erfüllen:
Als Erstes benötigt man eine so genannte „Grundqualifikation“ und zweitens eine „Zusatzqualifikation“. Der Begriff „Grundqualifikation“ bezieht sich auf den Beruf, den man gelernt hat, also z.B. Bäcker, Metzgerei-Fachverkäuferin, Schreiner, Kinderbetreuerin, usw.. Diese „Grundqualifikation“ hat in der Regel nichts mit Yoga zu tun.

Unter dem Begriff „Zusatzqualifikation“ verstehen die Krankenkassen dann eine abgeschlossene Yogalehrer-Ausbildung, die mindestens 500 Unterrichtseinheiten umfassen muss (Eine Unterrichtseinheit = 45 Minuten).

Da ich keinen Berufsabschluß besitze, werde ich seit 2014 von den Krankenkassen nicht mehr anerkannt, obwohl ich 3 Yogalehrer-Ausbildungen absolviert habe und mittlerweile 2200 Unterrichtseinheiten im Bereich Yoga vorweisen kann.

Ich bin also, nach den Kriterien der „Zusatzqualifikation“ um das Vierfache überqualifiziert, aber da ich leider keinen Beruf habe, stellen sich die Krankenkassen quer.

TB:
Ist das nicht ärgerlich?

LL:
Ja, sehr, vor allem, weil ich die Anerkennung vor Einführung der neuen Kriterien bereits hatte. Da den Kursteilnehmern und Interessenten von den Krankenkassen in der Regel nicht erklärt wird, was die Begriffe Grund- und Zusatzqualifikation bedeuten, kann der Eindruck entstehen, dass ich von Yoga keine Ahnung habe und ohne nötige Legitimation unterrichte. Ich habe mich schon oft bei den Krankenkassen deswegen beschwert, aber leider ohne Erfolg. Meine Lebensgefährtin Solveig Dejardin, die auch Yogalehrerin ist, hat übrigens das gleiche Problem.

TB:
Hat das Auswirkungen auf deinen Kurs?

LL:
Es kommt vor, dass jemand anruft und nach meiner Anerkennung fragt, sich dann aber nicht mehr meldet, wenn er erfährt, dass er keine Bezuschußung bekommt. Doch das Leben ist Veränderung oder wie meine Mutter immer zu sagen pflegte: Es hängt nicht hundert Jahre auf eine Seite. Auch die Bestimmungen der Krankenkassen werden sich irgendwann wieder ändern. Diejenigen, die meinen Unterricht zu schätzen wissen, sind geblieben, und dafür bin ich sehr dankbar.

TB:
Viel Glück weiterhin und danke für das Gespräch.

LL:
Vielen Dank für das entspannte Interview.

alt

 

  • Aufrufe: 2336
AWZ-HAHNBACH