Vilseck: Faschingszeit beim Liederkranz - In der närrischen Zeit auch "Literkranz" genannt

„Jetzt trink ma nu a Flascherl Wein, hollaria ho“, so heißt es im Fasching auch im Gesangverein schon seit mehr als sechs Jahrzehnten. Aber meist hat sich der Wein als Bier entpuppt, was ja auch in der Oberpfalz normal ist. Nicht umsonst wird der Verein vor allem in der närrischen Zeit als „Literkranz“ bezeichnet, wo er sich aber doch eigentlich nur mit Liedern befasst.

Doch Spaß beiseite! Das ganze Jahr über immer nur konzentriert für Auftritte proben, geht nicht. Es muss auch mal ausgelassen gefeiert und getanzt werden. Und das stand und steht in der Faschingszeit bei den Sängerinnen und Sängern hoch im Kurs.

Für die Liederkranzler und alle, die Spaß an der Freud haben, geht es am 4. Februar im Gasthof Hammer wieder zur Sache. Das Motto lautet diesmal: „Wer will fleißige Handwerker sehn“. Man darf gespannt sein, was sich die Sängerinnen und Sänger mit ihrer Chorleiterin Saskia Krügelstein dazu einfallen lassen werden.

Schon nach dem Krieg gab es bunte Nachmittage, wo richtige Einakter gespielt wurden. Im Kolpingssaal führte der Liederkranz 1949 die Operette „Das Glücksmädel“ und 1955 „Die Winzerliesl“ mit eigenem Orchester auf. Da stand Vilseck Kopf.

„Der Sängerball war einer der ersten Bälle im Vilsecker Fasching“, weiß Vorsitzender Franz Eschenwecker zu berichten. „Schon Ende der 50er-Jahre fanden jährlich unsere Schwarz-weiß-Bälle im Angerersaal statt. Die Damen in langen Kleidern, die Herren im dunklen Anzug mit Fliege oder Krawatte; das war damals Pflicht. Jeder Herr führte seine Dame am Arm in den Saal, bot ihr höflich einen Platz an und tanzte natürlich mit ihr zu allererst.

Dann musste man die anderen Frauen, die am selben Tisch saßen, zum Tanz aufzufordern. Erst danach konnte man sich auch mal ein anderes Mädchen holen und später in die Bar führen. Damenwahl war nur nach Ansage möglich“.

So ein Sängerball begann damals mit einer Polonaise. Auch hat man sogar ein paarmal die Francaise aufgeführt, einen Kontratanz des 19. Jahrhunderts mit einer Folge von Tanzfiguren. 1963 erschien überraschend sogar ein Prinzenpaar mit Hofmarschall. Das gab ein Hallo, als Margareta Pröls, Georg Nettl und Heinrich Ruppert in den Saal einzogen. Mit „Vilsania ujujujuj eijeijeijei“ besuchten Prinzessin Vera und Prinz Peter samt Garde den Sängerball 1971 und verteilten Orden und Küsschen.

Aus der Chronik ist zu entnehmen, dass zum Beispiel 1962 für die Musikkapelle beim Sängerball 180 Mark + 20 Mark Fahrtkosten zu entrichten waren. Bei einem Eintrittspreis von sage und schreibe 1,50 DM war es kein Wunder, wenn immer draufgezahlt wurde.

Das ging so bis zum Jahre 1984, als sich der Liederkranz auf Anraten von Adolf Kaiser entschloss, den Ball in der neuen Mehrzweckhalle abzuhalten. Schwarz-weiß gehörte nun der Vergangenheit an. Die Leute konnten sich kostümieren und nach einem vorgegebenen Motto ins Vergnügen stürzen.

Allerdings war hier die Einsatzkraft der Mitglieder gefordert. Es musste dekoriert und hergerichtet werden, man brauchte Küchen-, Bedienungs- und Barpersonal und Leute, die anderntags alles wieder aufräumten. Doch endlich spülte es dem armen Verein ein paar Kröten in die Kasse.

Mit den Sängerbällen allein war es im "Literkranz" beileibe nicht getan. Anstelle eines Probeabends vergnügten sich die Sängerinnen und Sänger im Nebenzimmer des Hotels zum Hirschen bei bunten Singstunden. Meist sorgte schon das Tragen einer Narrenkappe für Erheiterung.

Chorleiter Karl Huttners Klavierklänge ermunterten zum Singen und Tanzen. An lustigen Sketchen und Einlagen mangelte es nicht. Spontane Gast-Auftritte waren immer willkommen. Mitte der 60er Jahre fanden die Lustigen Singstunden ein paarmal im Kummertkeller statt, wo sich sogar Überraschungs-Prinzenpaare einstellten und für Heiterkeit sorgten.

In der Zeit der Sängerbälle von 1984 bis 1995 gab es keine Lustigen Singstunden, doch nach dem 12. Ball in der Mehrzweckhalle lebten sie wieder auf und sind mittlerweile Kult im Vilsecker Fasching. Jedes Jahr gibt es ein tolles Thema und dazu die passenden Kostüme.

Sängerball 1963: Das Überraschungsprinzenpaar Margareta Pröls und Georg Nettl sorgten mit Hofmarschall Heinrich Ruppert beim Sängerball 1963 für ein großes Hallo

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„Lustige Singstunde 1965“: Bei der Lustigen Singstunde 1965 im Kummert-Keller in Schlicht war gute Laune angesagt

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