Vilseck: Alte Zeiten im Cafe Högl - Resi Högl erinnert sich

„Im Cafe Högl gab es die besten Schlotfeger und Erdbeersahnetorten“, so erzählen die älteren Vilsecker noch heute und erinnern sich gern an die Zeit, als man im schönen Kaffeehaus-Ambiente in der Vorstadt noch gemütliche Stunden verbringen konnte. Der kleine Verkaufsladen, das Tages-Cafe mit den roten Lederpolstern, der sich anschließende Nebenraum und der Saal mit dem Schießstand sind leider längst Vergangenheit.

Während Konditormeister Josef Högl mit seinem Gebäck beschäftigt war, bediente seine Gattin Resi die Gäste. Manchmal dauerte es auch etwas länger, bis man den bestellten Kaffee, die gewünschte Torte oder das leckere Speise-Eis bekam, denn die Högls betrieben nebenbei noch eine Esso-Tankstelle vor ihrem Haus. Die Auto- und Motorradfahrer gingen nun mal vor, denn die hatten es ja bekanntlich eiliger als die Cafekundschaft.

Dass sich das Cafe, in dem es auch kleine Brotzeiten gab, als Treffpunkt für Vereine gut eignete, verstand sich von selbst. Die Mitglieder des Schützenvereins Tell versammelten sich dort zehn Jahre lang wöchentlich zu ihren Schießabenden. Zum regelmäßigen Stammtisch trafen sich im gemütlichen Flair des Lokals auch die Jäger des Hegerings Vilseck. Die Kolpingssöhne spielten Karten, und die Kegelbrüder ließen ihre Preisabende dort ausklingen. Längst gibt es die Konditorei und das Cafe Högl nicht mehr. Josef Högl verstarb 1983.

Seine Gattin Resi erzählt:
„Ich habe den Beppi, so wie alle ihn nannten, 1948 geheiratet. Mein erster Mann, Georg Koller, war im Krieg gefallen. Aus dieser ersten Ehe stammt meine Tochter Irene, die jetzt in den USA lebt. Ich selbst wohne jetzt in Griechenland bei meiner Tochter Margit und ihrer Familie und werde, so Gott will, im Sommer meinen 99. Geburtstag feiern.

Während meine Schwiegermutter das Cafe in Vilseck errichtete, lernte ihr Sohn Josef in Amberg den Beruf des Konditors und sammelte Berufserfahrung in Hessen. Nachdem er die Meisterprüfung abgelegt hatte, übernahm er das Cafe in Vilseck und führte es zunächst solange, bis er in den Krieg ziehen musste.

Als Beinamputierter kam Beppi schließlich zurück. Unter großen Schmerzen übte er weiter seinen Beruf aus. Die Arbeit in der Konditorei war sein Leben. Von weit und breit kamen die Leute und holten sich bei uns ihr Kaffeegebäck. Die preiswerten Kuchen und Torten waren im wahrsten Sinne des Wortes in aller Munde. Im Cafe war besonders an Sonntagen viel Betrieb.

Schließlich wurde Beppis geschwollenes Bein immer schlimmer, doch ans Aufhören wollte er nicht denken. Als dann das Fernsehen in den Familien Einzug hielt und die Leute immer öfter zuhause blieben, ging auch das Geschäft immer mehr zurück. So mussten wir schweren Herzens unser Cafe Ende der 70er Jahre schließen. Die Tankstelle hatten wir schon einige Jahre vorher aufgegeben. Doch das Leben ging weiter.“

So hat man das Cafe Högl in der Vorstadt noch vor Augen. Hier im Jahre 1971 mit Tochter Margit (rechts) und ihrer Cousine Inge

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Josef und Resi Högl hinter der Kuchentheke in ihrem kleinen Verkaufsladen

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Eine Postkarte aus den 30er Jahren lässt erahnen, dass man sich im Cafe Högl wohlfühlen konnte. In den 60er Jahren bekam es eine neue Einrichtung

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Ihr derzeitiges Lieblingsfoto zeigt Resi Högl mit ihrer Tochter Margit und ihrer Enkelin Teresa. In Griechenland verbringt die rüstige Oma ihren Lebensabend. Wir wünschen ihr noch viele gesunde Jahre

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Beschaulich ging es zu in der guten alten Zeit. Anziehungspunkt in der Vorstadt waren in den sechziger und siebziger Jahren die Esso-Tankstelle und das Cafe Högl

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