Vilseck: 200-jähriges Fahnenjubiläum - Vilseck feiert die älteste Kriegerfahne Bayerns

Welcher Verein hat noch eine 200-jährige Fahne im Einsatz, die im Original erhalten ist? Es dürfte sich um die älteste Kriegerfahne Bayerns handeln. Diese Besonderheit gibt es in Vilseck bei der Krieger- und Reservistenkameradschaft. Mit großem Stolz feiert der Verein am 30. Mai das historische Ereignis der 200-jährigen Fahnenweihe.

„1818, den 31. Mai, ist die Fahnenweihe von unserem Bataillon gewesen. Auf dem Markt am Rathaus war ein Altar aufgebaut, eine Messe ist gelesen worden von unserem Pfarrer Tremel und eine feierliche  Zeremonie und eine Weihung der Fahne gehalten worden.“ So steht es im Tagebuch von Heinrich Winkelmaier, dem 1762 gebürtigen Vilsecker.

Durch dieses schriftliche Dokument ist belegt, dass die Fahne nun exakt zwei Jahrhunderte alt ist und die Fahnenweihe 1818 ganz groß gefeiert wurde. Jeder der anwesenden hohen Militärs hat damals bei schöner Bataillonsmusik einen Nagel in den Fahnenstiel geschlagen. Im Tagebuch heißt es weiter: „Nach aller Feierlichkeit ist beim Weinwirt Leonhart Schertl eine Tafel für 40 Personen gegeben worden und in mehreren Wirtshäusern ist alles lustig in der ganzen Nacht zugegangen“.

Die Fahne wurde dem damaligen Bürgerwehrbataillon in Vilseck von König Maximilian Joseph I. von Bayern persönlich gestiftet. Bürgerwehren, das Vilsecker Bataillon wurde 1816 aufgestellt, sollten zu Sicherheit und Frieden im Lande beitragen. Die Einsätze waren alle unkriegerisch und unspektakulär. Es galt, im Notfall die eigene, engere Heimat zu verteidigen.

Man leistete polizeiliche Unterstützungsdienste und hielt Wache an militärischen Objekten. Die Fahne wurde bei Paraden, sowie bei weltlichen und kirchlichen Feierlichkeiten und Beerdigungen mitgeführt und verlieh dabei militärischen Glanz.

Nach Einführung der allgemeinen Wehrpflicht 1868 verloren die Bürgerwehren in Bayern ihre Bedeutung und wurden aufgelöst. So übergaben die Vilsecker ihre Fahne der Stadtverwaltung zu treuen Händen. Als nach dem siegreichen Feldzug 1870/1871 der Veteranen- und Kriegerverein Vilseck gegründet wurde, erhielt dieser die ehrwürdige Fahne als Vereinsfahne zurück.

Nach dem 2. Weltkrieg kam das historische Stück erneut zu Ehren. Es erhielt 1960 beim 75-jährigen Gründungsfest des Kriegervereins auf Veranlassung von Herzog Albrecht von Bayern die Kronprinz-Rupprecht-Medaille verliehen. Diese Auszeichnung trägt die Fahne, die nun im Besitz der Krieger- und Reservistenkameradschaft ist, heute noch mit Stolz. Bei der Regens-Wagner-Einrichtung in Michelfeld ließ man die Fahne um das Jahr 2000 aufwändig restaurieren.

Das 200-jährige Fahnenjubiläum wird in Vilseck am Mittwoch, 30. Mai, gebührend gefeiert. Um 18:00 Uhr findet ein Festgottesdienst in der Stadtpfarrkirche St. Ägidius statt. Danach marschieren die Fahnenabordnungen der Vereine und alle Gäste zur Burg Dagestein, wo ein Festakt stattfindet.

Die Jubiläumsfahne wird dann an den 1. Bürgermeister der Stadt Vilseck, Hans-Martin Schertl, übergeben. Sie wird künftig als ein Stück Kulturgut und Teil unserer Heimatgeschichte in einer Vitrine im Rathaus zu bewundern sein.

Stolz wird die älteste Kriegerfahne Bayerns präsentiert. (von links) Heinrich Deinzer, stellvertr. Vorsitzender der Krieger- und Reservistenkameradschaft, Maximilian Hammer, Vorsitzender, Adolfine Nitschke, Kulturbeauftragte der Stadt Vilseck und 1. Bürgermeister Hans-Martin Schertl

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