„Innen vor Außen – Umsetzung einer flächensparenden Siedlungsentwicklung in den AOVE-Kommunen“

„Interkommunale Sitzungen der Kommunalparlamente in den AOVE-Kommunen sind nicht an der Tagesordnung, spielen aber eine große Rolle, wenn es um zukunftsweisende Themen geht“, sagte AOVE-Sprecher Bürgermeister Bernhard Lindner im vollbesetzten Saal des Gasthauses Kopf in Altmannshof.

Für das Thema „Innen vor Außen – Umsetzung einer flächensparenden Siedlungsentwicklung in den AOVE-Kommunen“, einer der im Rahmen des Modellprojektes „Resilienz in ländlichen Räumen“ erarbeiteten Schwerpunkte, stünden weitreichende Entscheidungen an.

Lindner freute sich, dass trotz Urlaubszeit so viele Räte/-Innen und alle Bürgermeister anwesend waren. Als besonderes Zeichen der Wertschätzung für die AOVE bezeichnete er die Anwesenheit von Thomas Gollwitzer, Behördenleiter des Amtes für Ländliche Entwicklung (ALE) Oberpfalz.

Zunächst stellte Dr. Sabine Hafner, KlimaKom eG, die zusammengefassten Ergebnisse des Vitalitätschecks (VC) dar. Dieser umfasst eine ganzheitliche Untersuchung in den Bereichen Demographie, Flächenmanagement, Siedlungsentwicklung, Versorgung und Erreichbarkeit sowie Wirtschaft und Soziales.

Die Ergebnisse sollen aufzeigen, wie gut eine Kommune aufgestellt ist, um auf Entwicklungen wie eine alternde und schrumpfende Bevölkerung, hohen Flächenverbrauch und deutliche Veränderungen in Agrar- und Wirtschaftsstrukturen reagieren zu können. Insbesondere auf die Möglichkeiten der Innenentwicklung eingehend veranschaulichte sie die Untersuchungsergebnisse.

Großes Entwicklungspotential sieht Hafner in den erfassten Leerständen, deren Anzahl je nach Kommune sehr unterschiedlich sei und zwischen knapp 80 und fast 290 schwanke. „Es handelt sich dabei um Baulücken, geringfügig bebaute Grundstücke, leerstehende Wohngebäude, Gewerbebrachen, leerstehende Hofstellen und solche mit Restnutzung oder ohne Hofnachfolger, sowie leerstehende Infrastruktureinrichtungen“, erklärte sie.

Stelle man diese Leerstände dem prognostizierten Bedarf an Wohnraum und -fläche gegenüber, so sei erkennbar, dass die vorhandenen Potentiale mittelfristig mehr als ausreichen würden, so die Referentin.

Totschlagargumente hinsichtlich des Umgangs mit Leerständen wie „Die verkaufen ja sowieso nicht“ oder „Wer will denn so eine alte Bude“ lässt sie nicht gelten. Erfahrungen aus anderen Regionen, die sich schon jahrelang mit einem Leerstandsmanagement um ihre Leerstände kümmern, beweisen das Gegenteil.

Als Beispiel nennt sie das Obere Werntal. Hafner sagt: „Seit 2008 konnten dort in den zehn ILE-Kommunen mit Unterstützung eines Innenentwicklungsmanagers durchschnittlich 34 Prozent der Leerstände reaktiviert werden“. Ein großes Einsparpotential sei damit auch für die kommunalen Haushalte gegeben, da keine Straßen, Kanäle und Leitungen gebaut werden mussten. Durch diese restriktive Siedlungspolitik war auch kein Verlust von Einwohnern zu verzeichnen. „Das Neubauvolumen entsprach exakt dem Landkreisdurchschnitt“, betonte sie.

Die Ergebnisse aus dem VC sollten jetzt aber nicht in der Schublade landen, legte Bürgermeister Bernhard Lindner nahe, sondern man müsse damit arbeiten.

Er sagte: „In der Runde der Bürgermeister haben wir die Handlungsempfehlungen von KlimaKom „Innenentwicklung vor Außenentwicklung – Aktivierung vorhandener Potenziale durch die Einrichtung eines Innenentwicklungsmanagements“ sowie eine „AOVE-Erklärung zur Innenentwicklung“ diskutiert und sehen dies als den richtigen Weg“.

Eine politische Entscheidung sollte spätestens im Herbst dieses Jahres in den Kommunen getroffen werden, um entsprechende Förderanträge stellen zu können. Ziel sei es auf Ebene der AOVE ein Leerstandsmanagement zu etablieren, so der AOVE-Sprecher. „Bürgerinnen und Bürgern wie auch Kommunen soll damit ein versierter Berater in Sachen Innenentwicklung zur Verfügung stehen“, sagte er.

Anhand von praktischen Beispielen zeigte Steffen Schneider (ALE Oberpfalz) auf, dass mit der Verabschiedung einer Erklärung zur Innenentwicklung (Selbstbindungsbeschluss) im Rahmen der Förderinitiative „Innen statt Außen“ für kommunale Projekte eine Förderung von bis zu 90 Prozent möglich ist. Ziel der Förderung sei es, Kommunen zusätzlich zu unterstützen, um Ortskerne zu beleben, leerstehende Gebäude einer neuen Nutzung zuzuführen und somit Flächen zu sparen.

Behördenleiter Thomas Gollwitzer freute sich, dass die Innenentwicklung in der AOVE ordentlich Fahrt aufgenommen hat, stellte entsprechende Förderungen in Aussicht und ermunterte zum Ergreifen der Chancen. Sein Resümee: "Wenn der Wind des Wandels weht, dann baut die AOVE keine Mauern, sondern Windmühlen."

Dr. Sabine Hafner, KlimaKom eG (stehend), zeigte den Räten der AOVE-Kommunen die Entwicklungspotentiale im Bereich Leerstand auf

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Interessiert lauschten die Räte der AOVE-Kommunen den Ausführungen zum Thema Innenentwicklung

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