"Geschichte und Geschichten" von und aus Hahnbach von Marianne Moosburger (Teil 4)

Hahnbach und „Amberger Blut“

1454 wird Amberg von Hahnbach aus angegriffen. Was war passiert?
Am 13. August starb der Landesherr, Kurfürst Ludwig IV.. Seinen einzigen Sohn Philipp, der erst ein Jahr alt war, erkannten die Amberger prompt als Kurfürsten an, seinen Oheim (den nächsten männlichen Verwandten), Friedrich I., als dessen Vormund. So weit so gut!

Als die pfälzischen Stände unter dem Druck äußerer Feinde Friedrich I. 1452 als Kurfürsten erklärten, versprach dieser zwar, die Regierung Philipp zu übertragen, sobald dieser volljährig wäre und nicht zu heiraten, konnte aber trotzdem die Opposition der Oberpfälzer, und insbesondere der Amberger, nicht überwinden.

Der Kurfürst schickte deshalb eine Gesandtschaft nach Amberg, die damalige oberpfälzische Hauptstadt, um die Bevölkerung „aufzuklären“ – aber vergeblich. Die Gesandten versuchten dann, die Amberger gewaltsam zur Anerkennung zu zwingen und ließen am 23. März von Hahnbach aus gegen Amberg vorgehen.

Der geplante Handstreich aber misslang. Die Gesandten wurden verhaftet und später wieder freigelassen.

Die vom Kurfürsten deshalb in die Wege geleitete Aktion gegen die Amberger endete mit der Hinrichtung von drei „Rädelsführern“ im Jahr 1454. (s. Theaterstücke wie „Amberger Blut“ und „Amberger Treu“). Ein Gedenkstein am Rathaus erinnert noch heute daran.

Jener Kurfürst Friedrich I. war es auch, der das Amberger Schloss, das jetzige Landratsamt, zu einer Festung vor allem zur Stadt hin, ausbauen ließ – wie es heißt aus „begründetem Misstrauen“. Der starke Turm zur Stadt hin, der sogenannte Fuchssteiner, der nach seinem ersten Gefangenen, dem Kanzler Fuchssteiner benannt ist, zeugt davon, ebenso der Stadtgraben, der damals Amberg und das Schloss voneinander trennte.

Am Marktplatz in Amberg steht der so genannte „Hochzeitsbrunnen“

Das bronzene Paar zeigt jenen Neffen Friedrich I., Philipp, der - 20 Jahre nach jenen Enthauptungen - 1474 damals 26jährig, seine reiche Braut, Margaret von Landshut, die 18 Jahre alt war, heiratet.
Mit 18 waren die Frauen damals eigentlich schon ziemlich alt zum Heiraten und mit 26 die Männer eigentlich zu jung.

Was war passiert? Jener Friedrich I. wollte für Philipp unbedingt eine andere Braut. Friedrich hatte jahrelang vergeblich versucht, eine Hochzeit mit Marie, der wegen ihres Reichtums und ihrer Schönheit begehrtesten Braut, verwaiste Tochter des Herzogs von Burgund, zu arrangieren und darüber wurde die arme Margaret „alt“.

Wie angesehen der Hof von Burgund, in Dijon, damals war, zeigt sich auch an der übernommenen Mode, zu der damals auch diese auffallenden Schnabelschuhe, die wir am Hochzeitsbrunnen sehen können, gehörten.

Bei jener Hochzeit, die von manchen als „Probelauf“ für die ein Jahr später stattfindende Landshuter Hochzeit gesehen wird, ließen sich die 3 000 Amberger Bürger und viele Gäste, zu denen sicher auch Hahnbacher gehörten, u.a. nachweislich über Tausend Kälber oder über 11 Tausend Hühner schmecken. Von 5 Zentner Mandeln weiß man, dass sie wohl für Süßes und Gebäck verwendet wurden.

Für die Hochzeit wurden eigens drei Häuser am Marktplatz abgerissen, die Basilika St. Martin (und auch Hahnbachs Pfarrkirche) stand zur Hälfte und der Marktplatz war ohne das große Gebäude der so genannten Ratstrinkstube (im Westen vor der Vils) noch größer.

Turniere, Gaukleraufführungen und andere Belustigungen für Volk und adelige Gäste fanden statt und der Wind, der fast immer um die Ostecke der Martinskirche bläst, soll heute noch davon erzählen.

Zu jener Zeit war es auch bei derartigen politischen Verbindungen üblich, die Hochzeitsnacht unter Zeugen zu verbringen, da ansonsten die Verbindung - auch nach vielen Jahren - sehr leicht zu lösen war.

Margret gebar trotz ihres „Alters“ 14 Kinder, die natürlich von Ammen betreut wurden. Ihr dritter Sohn war Ruprecht, der 1504 den bayrischen bzw. den schlimmen Landshuter Erbfolgekrieg auslöste.

1477 Auch eine Hahnbacher Delegation huldigt drei Jahre nach seiner Hochzeit diesem Kurfürsten Philipp, der daraufhin Hahnbach die Marktrechte bestätigt.

1467 Das südliche Nebenschiff der Hahnbacher Kirche wird im gotischen Stil gebaut.

(1492 entdeckt Christof Kolumbus Amerika und eine „neue Zeit“ beginnt.)

"Geschichte und Geschichten" von und aus Hahnbach von Marianne Moosburger (Teil 3)

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