"Geschichte und Geschichten" von und aus Hahnbach von Marianne Moosburger (Teil 7)

Die Pest in Hahnbach

Auf den traditionellen Handelswegen breitete sich auch die Große Pest von Ost nach West aus, zu Wasser und zu Lande. Sie war das größte Einzelereignis der älteren Eurasischen Geschichte, das den Tri-Kontinent miteinander auf makabre Weise verband.

Die Große Pest begann in der Wüste Gobi, erreichte China 1338, wo sie dazu beitrug, die Fremdherrschaft der immer noch verhassten Mongolenkaiser zu untergraben, so dass die nationale Revolution der Ming-Dynastie 1368 die nächste Periode imperialer Größe Chinas einleitete.

Von China aus fegte die Große Pest wie ein gewaltiger Wirbelsturm quer durch Eurasien und erreichte 1347 über die Krim und die Levante, das sind die östlichen Länder des Mittelmeerraumes, Italien, 1348/49 das übrige Europa.

So schwer die Verluste in Europa an Menschen auch waren – rund ein Drittel der Bevölkerung!- , in den übrigen betroffenen Großregionen wirkte sie noch verheerender

China, Indien, die arabischen Länder, die Mongolen, gerade auch im äußersten Westen die Tataren litten unter den Bevölkerungsverlusten so stark, dass sie auch ökonomisch und politisch auf Dauer geschwächt wurden, stagnierten und zurückfielen.

Dagegen steckte das lateinische Europa den schweren Bevölkerungsverlust der Großen Pest langfristig leichter weg, so dass sich schon nach einem Jahrhundert die Dynamik des Bevölkerungswachstums seit 1000 wieder fortsetzte.

Heute wissen wir, dass die Pest, durch verschiedene Überträger besonders durch den Rattenfloh, sich verbreitete, aber damals:

Die Häuser hatten ihre eigenen Brunnen, nicht selten in der Nähe der nach oben und unten offenen Misthaufen. Das Wasser – so stellte man bald fest: heilt nicht, sondern schadet.
Also: so wenig wie möglich waschen, war die Devise!

Anders war es bei den Juden. Diese waren von ihrer Religion angehalten, öfter, am besten wöchentlich das kultische Bad, die Mikwe aufzusuchen. So kam es, dass dadurch und auch durch die hygienischen Vorschriften des koscheren Essens, also der getrennten Zubereitung von Milch- und Fleischprodukten, die Juden zudem ein wenig abseits, in einer Art Ghetto lebten, nur wenig von der Pest erfasst wurden.

Für die Nicht-Juden war damit klar, dass diejenigen, welche keine Pest bekamen, die Verursacher der Pest sein mussten und damit die „Brunnenvergifter“. Auch so entstanden damals Misstrauen und Judenvertreibungen, Neid tat das Übrige.

Nach Hahnbach wurde die Pest nachweislich von einem böhmischen Ochsentreiber eingeschleppt, der daran im Leprosenhaus starb.

Vom August 1582 bis Januar 1583, in einem halben Jahr also, starben 191 Menschen daran. Man musste deshalb einen neuen Friedhof errichten. (Den Bau der Friedhofskirche kann man wahrscheinlich ebenfalls in diese Zeit datieren.) Es ist der heutige Friedhof am Oberen Tor, an der damals sog. Bayreuther Straße.

"Geschichte und Geschichten" von und aus Hahnbach von Marianne Moosburger (Teil 6)

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