Gedanken zum Tag (31) von Pfarrer Dr. Christian Schulz

(M)eine Buchempfehlung

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Leider sind Neuexemplare dieses Buches nicht mehr im Buchhandel erhältlich. Allerdings lassen sich im Internet leicht sehr günstige und gut erhaltene Verkaufsangebote gebrauchter Exemplare finden! Hier ist mitunter auch die Taschenbuchausgabe verfügbar.

Rezension (Christian Schulz):

„Bleibst du auch da, wenn ich sterbe? Wirst du da sein, Isi?“ – die Antwort auf diese bange Frage des unheilbar an Krebs erkrankten Conte ist mehr als ein Versprechen, sie ist Verheißung und Liebeserklärung zugleich: „Ich werde da sein, Conte, auch wenn du stirbst. Versprochen.“

Die junge Autorin Marie-Sophie Lobkowicz beschreibt in ihrem biographisch ausgerichteten Erstlingswerk (2008 erschienen) bereits auf den ersten Seiten den unausweichlichen Ausgang der todbringenden Krankheit.

Das Ende an den Beginn zu stellen, macht von Anfang an jegliche Hoffnung auf Genesung des Protagonisten zunichte. Aber gerade diese zunächst beklemmende Perspektive wird durch das eingelöste Versprechen und durch die Tragfähigkeit echter Liebe aufgefangen, ja verwandelt. Unter diesen Vorzeichen wird der neugierig gewordene Leser auf den tief berührenden, gemeinsamen Weg geführt, der diese Liebeserklärung erst möglich gemacht hat.

Dabei werden ganz persönliche Einblicke in den nicht alltäglichen Alltag einer zunächst zaghaft beginnenden Liebe gewährt, die sich gegen den beständig drohenden Tod zu behaupten hat, schließlich aber gerade erst durch diese Auseinandersetzung wird, was sie ist: vorbehaltlose und auch leidensfähige Liebe, die treu ist.

Die Schilderung der gemeinsam erlebten Zeit lässt immer wieder eine solche Leichtigkeit und auch eine derart tief empfundene Lebensfreude erkennen, dass auch angesichts sehr eindrücklich geschilderter körperlicher und seelischer Schmerzzustände, alles andere denn Hoffnungslosigkeit dominiert.

So stellt sich unweigerlich die Frage nach den Kraftquellen, aus denen sich diese positive Grundstimmung speist. Und diese Frage bewegt nicht allein im Blick auf die Hauptakteure des Buches, vielmehr wird sie im Verlauf des Lesens immer mehr zur eigenen existenziellen Fragestellung. Einmal ist da vor allem natürlich die Anziehungskraft zwischen zwei Menschen, die ganz unabhängig von weiteren Umständen, in sich und in der Person des anderen erkennen, füreinander bestimmt zu sein.

In den beiden Hauptpersonen begegnet so auch in der Bewältigung des alltäglichen Miteinanders das ganze Spektrum von Schwankungen und Entwicklungen, die mit Verliebtsein bis hin zur Gewissheit der Liebe verbunden sind.

Überhaupt tritt als bestimmendes Grundmotiv die außerordentliche Bedeutung menschlicher Beziehungen in Freundschaften und Familie hervor: die beiden sind ganz einfach nicht allein, weder im Empfinden und Erleben ihrer freudigen Erfahrungen noch in ihren Schwierigkeiten. Sie können sich auf ein Netz verschiedenster Menschen verlassen, die ganz selbstverständlich für sie da sind; so gesehen stellt ihr Lebensumfeld gewiss eine – hoffentlich doch nicht so seltene – Privilegierung dar.

Vollständig wäre die Reihe freilich nicht, wollte man die immer wieder begegnenden Zeugnisse christlicher Grundhaltung übergehen. Gerade hierin liegt ein für unsere Zeit wohltuender Tabubruch. Gegen einen erkennbaren Trend, alles Religiöse zurückzudrängen oder zumindest verschämt verschweigen zu wollen, fließt der gelebte Glaube klar und doch unaufdringlich in den Erzählablauf ein:

Gebet, in dem Freud und Leid, Zweifel und Zuversicht vor Jesus zur Sprache kommen, und – dem katholischen Bekenntnis entsprechend – die Feier der Sakramente sind untrennbar verwoben mit dem persönlichen Leben und Erleben. Und, dies gilt es festzuhalten, der Glaube ist hier nicht allein gut für eine Krisenzeit, sondern er trägt in ihr, weil er lange vorher schon bewusst eingeübt und gelebt ist.

Alles in allem ist diese wahre Liebesgeschichte das durch und durch gelungene Zeugnis einer ‚ars moriendi’ (einer Kunst des Sterbens), die letztlich in untrennbarem Zusammenhang mit einer entsprechenden ‚ars vivendi’, einer ‚Kunst heilvollen Lebens’, steht.

Diese wahre Liebesgeschichte stellt zudem ganz ohne jede theoretische Diskussion, eben ganz praktisch und vor allem offensichtlich lebbar, einen eindrucksvollen Beitrag zur immer wieder aufflammenden Debatte um die sog. Sterbehilfe (in Deutschland geführt unter den Schlagworten ‚Beihilfe zur Selbsttötung’ bzw. ‚Tötung auf Verlangen’) dar. Wo menschliche Beziehungen und Glaube tragen, da hat eine zum Tode drängende Verzweiflung keinen Platz.

„Ich werde da sein, wenn du stirbst – eine Liebesgeschichte“ sei jenen empfohlen, die mit dem Sterben eines geliebten Menschen konfrontiert sind, aber auch all jenen, die einfach mehr über das Geheimnis der Liebe erfahren wollen.

Passen Sie gut auf sich und aufeinander auf, behüt‘ Sie Gott und im Gebet verbundenIhr Pfarrer Dr.

Christian Schulz

Gedanken zum Tag (30) von Pfarrer Dr. Christian Schulz

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