Vilseck: Zollhaus

Geschrieben von rha am .

In der Nachkriegszeit fristete das Zollhaus ein einsames Dasein. Erst in den 1970er Jahren wurde es von der Stadt Vilseck hergerichtet und dann im Jahr 2000 generalsaniert.

Historische Bauten findet man in Vilseck beinahe an jeder Ecke. Dazu gehört auch ein etwas unscheinbares Gebäude neben dem Vogelturm, das Zollhaus.

Die Überlieferung besagt, dass es 1753 errichtet worden ist. Es handelt sich um einen eingeschossigen, verputzten Massivbau mit Walmdach, der unter Denkmalschutz steht.

Die Zollstelle selber ist allerdings viel älter als das jetzige Gebäude. Seit dem 14. Jahrhundert gab es an dieser Ecke einen Zolleinnehmer, der den Wege- und Pflasterzoll erhob, den der jeweilige bambergische Landesherr eingeführt hatte. Die Einnahmen waren in erster Linie für die Pflasterung der Straßen und deren Unterhalt bestimmt. Auch wohnte im Zollhaus der Stadtwächter.

Viele Jahre diente das Vilsecker Zollhaus der Feuerwehr als Spritzenhaus. Hier waren eine hölzerne Druckspritze, ein Transportwagen, Leitern und Feuerhaken verwahrt. Ab 1941 standen im Zollhaus auch eine Motorspritze und ein Feuerwehrauto mit Anhänger, bis die Floriansjünger 1965 das neue Feuerwehrhaus beim Bürgerspital im ehemaligen Bummelstall beziehen konnten. Der freigewordene Platz im Zollhaus wurde dann als Autogarage an einen Privatmann vermietet.

In der Zollhauswohnung lebten bis dahin auch so manche Personen auf engstem Raum

Bekannt sind noch Familie Gnan, Zeitler und Eierer. Von Michael Gnan, genannt Fickerlschneider, einem begnadeten Musiker, Organisten und Kirchenchorleiter, ist überliefert, dass er in der Stube einen Flügel stehen hatte, der sein Heiligtum war. Zugeklappt diente das Instrument als Küchen- und Esstisch. Nachmittags wurde der Flügel aufgeklappt, und Gnan gab seinen Musikschülern Klavierunterricht. Dann wurde das gute Stück wieder umfunktioniert, und seine Kinder konnten darauf ihre Schulaufgaben machen.

Als das Häuschen nicht mehr bewohnbar war, stand es viele Jahre leer. Erst in den 1970er Jahren wandelte die Stadt Vilseck das kleine Gebäude in ein Geschäftshaus um. Edeltraud Nanka eröffnete 1978 eine Mode-Boutique. Ein paar Jahre später nutzte Helga Stinner das zentral gelegene Zollhaus für ihr Kleintextil-Geschäft mit Reinigungsannahme.

Nach einer größeren Sanierung eröffnete Elisabeth Hammer 2002 ihr Zollhaus-Cafè, das sich unter anfänglich großem Protest als erstes Nichtraucher-Café Vilsecks gut etablierte. Dort wechselten sich viele private Feiern mit Ausstellungen und Lesungen einheimischer Künstler ab.

2007 wandelten die Nachfolge-Pächter Daniel Liermann und Peter Sichelstiel das Café in ein Pils-Pub um. Ihnen folgten Christian Weiß und Thomas Specht.

Nach einer weiteren Renovierung freut sich nun die neue Pächterin Martina Zeiler auf viele Gäste. Sie will auch die Gastronomie in Vilseck und das denkmalgeschützte Gebäude weiter am Leben erhalten.

Das Zollhaus an der Ecke Vorstadt/Grabenstraße ist aus dem Stadtbild von Vilseck nicht mehr wegzudenken