"Altersgerecht wohnen" in der Marktgemeinde Hahnbach und der AOVE-Region

Geschrieben von sth am . Veröffentlicht in Nachrichten zu Wohnberatung.

Der Begriff "Altersgerecht wohnen" umfasse neben den baulichen Anforderungen an die Wohnung auch Anforderungen an das Wohnumfeld, so der Hilfelotse rund ums Alter der Marktgemeinde Hahnbach, Sepp Hirsch.

Hierzu zähle nicht nur die barrierefreie oder -arme Gestaltung der Wohnung sondern auch des direkten Wohnumfelds sowie infrastrukturelle und soziale Angebote vor Ort und die Möglichkeit, bei Bedarf auf Unterstützungsangebote zurückgreifen zu können.

Viele ältere Menschen im Bereich der Marktgemeinde und dem Einzugsgebiet der AOVE-Koordinationsstelle "Alt werden zu Hause" lebten häufig schon sehr lange in ihren Wohnungen, bewohnten vielfach ältere, bzw. sehr alte Gebäude. Viele dieser Wohnungen/Gebäude seien aufgrund ihrer Bauweise nicht altersgerecht und den Bedürfnissen der Bewohnerinnen und Bewohner nicht angepasst, was die vielen Hausbesuche zeigten, so Hirsch.

Der Zugang zur Wohnung sollte, so der Hilfelotse rund ums Alter, möglichst barrierefrei, -arm, gestaltet sein, auch innerhalb der Wohnung oder zum Balkon oder der Terrasse sollten weder Stufen noch Schwellen vorhanden sein.

Wichtig sei ebenfalls, dass die Türen auch im Sanitärbereich über eine ausreichende Breite verfügten und nach außen öffneten. Außerdem sollten dort ausreichende Bewegungsflächen geschaffen werden und eine bodengleiche Dusche eingebaut sein.

Zu einer selbstständigen Lebensführung sei zudem die Lage der Wohnung, des Gebäudes von großer Bedeutung. Vor allem in Randlagen und Siedlungen außerhalb geschlossener Ortschaften könne eine ungenügende Infrastruktur Seniorinnen und Senioren und/oder Menschen mit Behinderung, deren Mobilität eingeschränkt sei, die Bewältigung des Alltags stark erschweren.

Einkaufsmöglichkeiten, Arzt, Apotheke, öffentliche Verkehrsmittel etc. sollten sich in der direkten Umgebung der Wohnung befinden. Laut dem Forschungsbericht des Kuratoriums Deutsche Altenhilfe (KDA) „Wohnen im Alter - Marktprozesse und wohnungspolitischer Handlungsbedarf“, der am 26.05.2011 vorgestellt wurde, so Hirsch, lebten vor allem Seniorenhaushalte im selbstgenutzten Wohneigentum eher in ungünstigen Ortslagen. Nur rund ein Drittel wohne in Zentrumsnähe oder im Ortskern.

Bei den Mieterinnen und Mietern lebe knapp die Hälfte in besser versorgten Ortslagen. Dementsprechend hätten in der Befragung die älteren Wohneigentümer häufiger die nicht gut erreichbaren Bus- und Bahnstationen oder Ärzte und Apotheken beklagt. Mit der Erreichbarkeit der Lebensmittelgeschäfte sei jeweils ein Viertel der Mieter und selbstnutzenden Wohneigentümer gleich unzufrieden gewesen, so die Studie.

Die Studie des KDA hätte auch gezeigt, dass die vorhandenen barrierefreien oder -armen Wohneinheiten für ältere Menschen bei Weitem nicht ausreichten, weder aktuell noch in Zukunft. Auf dem Demografiekongress 2012 hätte Axel Gedaschko, Präsident des Bundesverbands deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen und Senator a.D. erklärt, dass Schätzungen zufolge bis zum Jahr 2015 etwa 2,5 Millionen neue altersgerechte Wohnungen benötigt würden, so Hirsch.

Es könne aber nicht für jeden älteren Menschen altersgerechter Wohnraum geschaffen werden. Aber: Wenn nur für Senioren mit Mobilitätseinschränkungen entsprechende Wohnungsangebote zur Verfügung gestellt werden sollten, müsse nach den vorliegenden Berechnungen des Forschungsberichts das Angebot um das Vier- bis Fünffache ausgeweitet werden. Dies entspräche kurzfristig einem zusätzlichen Bedarf von rund 2,5 Millionen barrierefreien/-reduzierten Wohnungsangeboten. Bis 2020 werde erwartet, dass der Bedarf auf rund drei Millionen ansteigen werde, so die Studie weiter.

Abschließend hätten die Gutachter zusammengefasst, dass eine altersgerechte Wohnung alleine nicht ausschlaggebend für ein selbstbestimmtes Leben im Alter sei. Es bedürfe ebenso eines barrierefreien oder -armen Wohnumfelds mit ausreichender Infrastruktur.

Außerdem müsse ein Netzwerk von Beratungs-, Hilfe- und Pflegeangeboten die vielfältigen Bedürfnisse der älteren Bewohner eines Wohnquartiers abdecken, auf das jederzeit zugegriffen werden könne. Hier, so Hirsch, sei die AOVE-Region mit der Koordinationsstelle "Alt werden zu Hause" und deren Kooperationspartnern schon gut aufgestellt, allerdings müssten zu den bereits vorhandenen Angeboten noch die Wohnungen entsprechend angepasst , bzw. gebaut oder umgebaut werden. Die Angebote der Koordinationsstelle würden gut genutzt und Unterstützung auch je nach Bedarf angenommen, allerdings warteten die Betroffenen aber oft sehr lange, bis sie sich outeten, dass sie Hilfe bräuchten.

Für das Wohnen im Alter könne der Wohnungsbau allerdings nicht als isolierte Aufgabe gesehen werden, sondern müsse im Zusammenhang mit dem Ausbau einer gut durchdachten Versorgungsstruktur im direkten Wohnumfeld gesehen werden.

Es seien, nach Meinung von Hirsch, daher zur Bewältigung des demographischen Wandels nicht nur die Ausweisung neuer Baugebiete sondern auch Konzepte, die zusammen mit den Bürgerinnen und Bürgern erarbeitet werden sollten, notwendig, um die angestammte Wohnung, das Wohnviertel für Ältere und/oder Menschen mit Behinderung sowie Pflegebedürftige als Heimat lebens- und leibenswert erhalten zu können.

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