"Halloween zwischen Wirtschaft, Medien und Tradition" - Dr. Manuel Trummer referierte in der Burg

Über „Halloween zwischen Wirtschaft, Medien und Tradition“ sprach Dr. Manuel Trummer in der Burg Dagestein, Vilseck. Adolfine Nitschke, die Kulturbeauftragte der Stadt, begrüßte den Forscher in seiner Heimatstadt. Sehr erfolgreich betreibt dieser vergleichende Kulturwissenschaft an der Universität Regensburg.

Noch immer werde Halloween kontrovers diskutiert, wusste Dr. Trummer, auch sei das Image des vor allem von jungen Leuten begangenen Festes oft schlecht. „Zu neu, zu heidnisch, zu finster“, höre man, doch sei die Sachlage sehr komplex, dynamisch und global.

Tatsache sei, dass seine Wurzeln – wie vielfach behauptet – nachweislich nicht keltisch seien, sondern vielmehr „römisch-katholisch“, resümierte er.

Ein Fest „Allerheiligen“ zu feiern, beginne bereits nach der Konstantinischen Wende und verschiedene Päpste haben wie Bonifatius im Jahr 610 n.Chr. oder Gregor III. im Jahr 731 hätten jenes Kirchenfest etabliert.

Die Totensymbolik entstand um das Jahr 1000 in Cluny, im burgundischen Frankreich, und wurde mit einer Almosenspende verknüpft. Diese habe sich später zu den „Allerseelenspitzeln“, welche man den Armen schenkte, hin zum modernen „trick or treat“, zum Betteln der Kinder, entwickelt.

Einflüsse auf das Halloween-Brauchtum seien in England durch den Guy Fowkes–Tag mit seinen Umzügen und in Amerika von der Jack-o’Lantern-Sage hinzugekommen. Auch Thanksgiving wurde mit Kürbissen vorgefeiert. Mexikanische Toten-Feierbräuche mit Totenschädeln beeinflussten die Symbolik und nicht zuletzt Horror- und Monsterfilme.

Auch eine Parade im New Yorker Stadtteil Greenwich mit faschingsähnlichen Demonstrationen von Schwulen und Lesben und mancher Erotik habe Einfluss ausgeübt. Die alten europäischen Los- und Raunächte mit ihren Hexereien und Zukunftsdeutungen kamen schließlich bei dem „Re-Import“ des Festes hinzu.

Es ist eine große Vermischung, so Dr. Trummer, welche zu den derzeitigen Partys geführt habe. Immer mehr habe sich das Ganze verselbständigt.

Immer mehr sei der kirchliche Hintergrund verschwunden und eine Kommerzialisierung „im Verkaufsloch zwischen Sommerschlussverkauf, bzw. Herbstgeschäft und Weihnachtsgeschäft“ habe stattgefunden. Nicht vergessen werden dürften auch die nicht unerheblichen Interessen der Kürbisindustrie.

Vor allem in Städten, in denen der Karneval keine alte Tradition habe, ersetzten Halloweenparties zunehmend den herkömmlichen Fasching mittlerweile. Da diese zudem ungezwungener, unpolitischer und befreiender seien, sei „dieser schillernde Brauch“ sogar zu einem „Spiegelbild unserer Gesellschaft“ geworden, bei der Invention, also Erfindung, und Tradition sich „fröhlich vermischen“.

Nachgefragt über die oft gehörten keltischen Wurzeln des Brauches, antwortete Dr. Trummer, dass diese im 19. Jahrhundert „herbeigezerrt“ wurden, um eine nationalistische Bewegung nach dem Motto: „Wir waren hier schon Jahrtausende und haben uralte Bräuche“ entstanden sei.

Nachweise gebe es hierfür allerdings kaum. Das keltische Samhein-Fest war wohl ein Erntefest mit Feuerriten, doch wisse man darüber fast nichts, da Quellen fehlen oder die wenigen Vorhandenen bewusst falsch übersetzt worden seien.

Dr. Manuel Trummer referierte in der Burg Dagestein über das umstrittene Fest Halloween und dessen Wurzeln

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