"Ehemalige oder existente Gasthäuser unserer Gemeinde" - Heute: Gebenbach - Das Gasthaus zur Traube, der Paulusmirtl oder Paismirtl - Wirtshausg´schicht´n
Das Gasthaus zur Traube, der Paulusmirtl oder Paismirtl
Gebenbach, Hauptstraße 16, früher Hnr. 9
1593 wird der Wirt Hans Dorner als einer der Rädelsführer gegen die Huldigung für Friedrich IV. genannt. Der nächste Wirt ist Paul Dorner. Er hat 1630 ein „hauss vnd tafern“. Er verwitwet und heiratet 1636 Margareta Pangratz aus Ehenfeld.
In den Kriegswirren wird er 1639 durch die durchziehende Piccolominiarmee stark geschädigt und 1650 wird sein Haus als „ganz Paufellig“ bezeichnet. Er kauft von Georg Rösch Grund und Boden und von Georg Sichert ein eingefallenes Haus. Ihm folgte Martin Dorner, eingetragen als „Wirt und Gastgeber“. 1678 ist Hochzeit mit Helene Pfab aus Gebenbach und nach deren Tod 1687 mit Anna Elisabeth Beer aus Schnaittenbach.
Der nächste Wirt ist Johann Dorner, er heiratet 1720 Elisabeth Schwerzer von der Mittermühle. Ab 1740 ist er Kirchenpropst. Johann Dorner ehelicht 1756 Anna Kunigunde Dotzler aus Atzmannsricht.
Nach seinem Tode wird die Witwe 1776 dem Bauerssohn Bartholomäus Sigert aus Mausdorf angetraut. Er übergibt 1805 seinem Stiefsohn Franz Dorner, der zuerst die Gamswirtstochter Anna Barbara Rösch aus Gebenbach und nach deren Tode 1807 die Wirtstochter Anna Maria Götz aus Teublitz heiratet.
1822 kauft Dorner vom Buberlhof Nr. 31 einen größeren Grund. Nach dem Kataster von 1840 hat der Hof mit Taferngerechtigkeit ein Wohnhaus, Roßstall, Küh- und Schafstall, Schweinställe, Streuschupfe und Stadel. Der gesamte Besitz beträgt 102,53 Tagwerk in der Gemeinde Gebenbach und 9,53 Tagwerk in Steiningloh.
Nach dem Tode des Franz Dorner 1842 verkauft die Witwe das Wirtsanwesen an Johann Diepold aus Parsberg. Dieser ehelicht 1843 Magdalena Obermeier, eine Wirtstochter von Zielheim, und nach deren Tode 1874 die Witwe Margareta Scharl aus Amberg. Aus beiden Ehen geht nur 1 Kind hervor, welches aber bereits im 1. Lebensjahr stirbt.
Das Anwesen kauft 1872 Johann Obermeier, ein Wirtssohn aus Zielheim, der 1873 Katharina Bäuml aus Gögglbach heiratet. 1901 kommt der Besitz an Josef Obermeier, einen Gastwirt, der 1913 Maria Rumpler aus Kleinschönbrunn ehelicht.
Josef Obermeier ist Land- und Gastwirt und seit 1952 mit Franziska Gräml von der Kemnathermühle bei Ammerthal verheiratet. Das Ehepaar hat 6 Kinder. Die Land und Gastwirtschaft wird bis zum Tod von Josef Obermeier im Jahr 1985 gemeinsam von der Familie bewirtschaftet.
1986 übergibt Franziska Obermeier die Landwirtschaft an den Sohn Josef, die Gastwirtschaft bekommt Sohn Wolfgang mit seiner Frau Christine. Die beiden haben eine Tochter. Sie errichten eine moderne Gaststätte mit Beherbergungsbetrieb.
Seit 2021 besteht primär die Beherbergung von Montag bis Freitag, an diesen Tagen ist abends auch normaler Gastbetrieb. Angemeldete Geburtstage, Versammlungen und Veranstaltungen finden weiterhin statt, nur sonntags ist kein Frühschoppen mehr.
Das schnelle Gebiss
Gerne kehrte ein Junggeselle, der in einem Nachbardorf im Haus seines Bruders nur ein einzelnes Zimmer bewohnte, beim Obermeier ein. Wurde es wieder einmal recht spät, ersparte er sich den Rückweg, den er wie auch seine Anreise grundsätzlich zu Fuß zurücklegte, und er übernachtete nicht zum ersten Mal in einem der Gästezimmer der Blauen Traube.
Eines Tages aber fand er sein dort verlegtes Gebiss trotz intensiver Suche vor seinem Rückmarsch einfach nicht mehr. Bedrückt machte er sich dennoch bald „per pedes“ auf in sein Heimatdorf, um dort rechtzeitig zum Mittagessen einzutreffen und sich keinen „Landler“ von der Schwägerin anhören zu müssen.
Beim Reinigen des Gästezimmers entdeckte aber die Wirtin kurz danach schon die künstlichen Zähne. „Wie soll der arme Mann denn sein Mittagessen ohne Zähne kauen?“ war ihre Sorge.
Umgehend setzte sie sich in ihr Auto und brachte den Zahnersatz zum Haus des Bruders, um ihn dort noch vor der Ankunft des Junggesellen auf die Haustreppe zu legen. Jener ging über die Felder heim und er mag sicher gestaunt haben, dass es sein Gebiss vor ihm noch heim geschafft hatte.
Sonne auf der Haut
Die neue Sekretärin eines Betriebs bei Gebenbach liebte es, um den Ort herum spazieren zu gehen und sich an einem nicht einsehbaren Ort auch freizügig zu sonnen.
Dies entdeckte aber ein Ortsbewohner und erlaubte sich einen Spaß: in scheinbarer Aufregung stürmte er ins Obermeiersche Gasthaus, packte den Wirt am Ärmel und keuchte: „Da oben, da ist eine Frau gerade umgefallen, ich hab’s genau gesehen!
Fahr nur schnell hinauf, nicht dass alles zu spät ist!“ Hilfsbereit und flink wie er war, rannte der Wirt gleich zum Auto und fuhr zum angezeigten Platz. Dort lag auch tatsächlich eine Frau, allerdings ganz und gar nicht leblos, nur eben „in der Sonne“.
Narrisch machen
Nicht immer ganz harmlos waren die Späße, welche sich manche Stammtischbrüder aus reinem Übermut ausdachten. Wenn man Pech hatte, hatten sie vorher ausgemacht, dass sie den Nächsten, der kommt, „narrisch machen“.
Da wurde diesem dann Freibier und Schnaps spendiert, er aber auch immer wiederholt „angespitzt“, das heißt mit frechen Worten provoziert, bis dieser mehr oder weniger „explodierte“.
Eine ähnlich „Investition“ leisteten sie sich auch einmal mit einem ortsbekannten extrem sparsamen Mann. Dieser lebte äußerst „asketisch“, war „zaundürr“, denn er gönnte auch sich selber nur wenig.
Auch diesen hielten sie frei, bis er unfähig war, auf seinen Füßen zu stehen und an einen Heimweg aus eigener Kraft war nicht zu denken. Man rief seinen Schwiegersohn, der kam und trug ihn prompt huckepack nach Hause, zur „Gaudi“ jener „Halodri“.
Der heiße Stuhl
Mehrmals stieg der Übermut mancher Gäste mit der Anzahl der konsumierten Biere und dem Fortschreiten der Zeit.
Nicht unproblematisch war dann das Prozedere des „heißen Stuhls“: Man sicherte sich dafür eine papierene Weinkarte, dazu Senf und Streichhölzer. Mit dem Mostrich wurde die Karte an den Stuhl des auserwählten Opfers geklebt und dann angezündet.
Gespannt zählten dann die Schlawiner die Sekunden, bis der „Auserwählte“ das Feuer bemerkte und natürlich löschte. Die Obermeiers wissen von mehreren angekohlten Stühlen, welche sich noch immer in ihrem Stuhllager befinden.
Leichtrunk mit Tanz
„Gaudi muass sei bei der Leich, sunst gejt koina mit!“ lautet ein alter Spruch und so war es auch gar nicht so selten früher in Gebenbach.
War es „a gscheite Leich“, dann spielte auch eine Blasmusik aus dem Nachbardorf in der Kirche, zum und auf dem Friedhof und nach der Beerdigung bis zum Wirt.
Die Angehörigen gingen zum Friedl zum Leichenschmaus und die Vereine mit den Musikanten zum Obermeier. Dort wurden die Lieder immer fröhlicher und ausgelassener und niemand störte sich daran, dass dann auch noch die seltene Gelegenheit genutzt wurde und einige beschwingt zur Musik tanzten.
Echte Bauernseufzer
Ein tiefen Seufzer soll der Wirt tatsächlich einmal getan habe, als er begreifen musste, dass man ihm den Schlüssel zur Selchkammer gestohlen und ihm seine eigenen Würste aufgetischt hatte.
Dies war aber nicht nur in Gebenbach gar nicht so ungewöhnlich und soll sich ganz oft auch anderenorts so oder so ähnlich wiederholt haben.
Denn eine „gscheite (Schwarz)Greicherte“ war und bleibt ja wirklich ein wunderbarer Genuss! Früher umso mehr, da Wurst und Fleisch nicht alle Tage auf den Teller kamen und man viel, viel sparsamer „hausen“ musste.
Früh- und Spätschoppen
Oft kamen vor allem am Sonntag Männer nach dem Gottesdienst zum Frühschoppen. Es wurde Schafkopf gespielt und nicht selten die Zeit vergessen.
Wenn dann gegen Abend schon deren Frauen kamen, waren diese verständlicherweise durchaus grantig, denn wer sollte dann wohl alleine den Stall und die ganze Arbeit machen?
Manche „Ausnahmbauern“ kamen sogar oft alle Tage schon am Vormittag und nicht selten wurde dann bis in den Abend oder gar die Nacht hinein Tarock gespielt, was ebenfalls deren Ehefrauen gar nicht passte.
Aber was konnten die denn schon machne? resümiert Anneliese Grieb, eine geborene Obermeier, und irgendwie klingt ein wenig Verständnis für beide Seiten mit.
So richtig schön, wurde es öfter zur späteren Stunde, weiß sie noch, dann spielte auch immer wieder ein musikalisch sehr begabter Krondorfer auf seiner Mundharmonika und alle sangen gerne mit.
Und bei den Faschings- und Hausbällen, „da war echte Stimmung, ja sowas kennt man schon gar nicht mehr“, seufzt die ehemalige Gebenbacherin, die noch immer sehr gern ihren Heimatort und ihre Geschwister besucht.
Sie erzählt weiter, dass es sehr wohl eine „Polizeistunde“ gab. Doch wenn man die Uniformierten kommen sah, wurde schnell die Türe abgesperrt, das Licht ausgemacht, alle waren mucksmäuschenstill und schlichen sich „auf Samtpfoten“ zur rückwärtigen Türe hinaus. Denn für die paar überzogenen „gefühlten Minuten“ auch noch Geld ausgeben, das wollte man ganz und gar nicht.
Der Mond war schuld
Einen Gast gab es beim Obermeier, der kam nur bei Vollmond, erinnert man sich. Doch dann wollte er „einfach nimmer hamgej“. Schob man ihn bei der Vordertür hinaus, weil er schon „genug“ hatte, so kam er bei der Hintertür wieder herein – aber immer nur bei Vollmond! Auch das soll ja bekanntlich ein regelmäßiges Leben sein.
100 Seidl
Tatsächlich kann man alles übertreiben, auch den Biergenuss. Bei einem mehrtägigen Ausflug, so wird erzählt, soll es einmal eine verrückte Bierwette gegeben haben.
Drei „g‘standne Mannsbilder“ sollten in drei Tagen jeweils 100 Seidl Bier trinken. Angeblich schaffte der „Stärkste“ tatsächlich 96, die beiden anderen 93 Halbe in diesem Zeitraum.
Nur der Erstere soll danach weiterhin Bier getrunken haben, die beiden anderen aber sollen zu lebenslangen Abstinenzlern geworden sein.
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