Die Bierkrüge - Die Bierdeckel - Absetzen nach dem Anstoßen?

Die Bierkrüge

Wie vieles waren auch diese anfangs aus Holz, dann aus Ton, schließlich aus glasiertem und dekoriertem Steinzeug. Ein dazugehöriger Deckel war Zierde und auch hygienischer Schutz vor menschlichen Tröpfchen und Tierchen. Auch Krüge aus Silber, Glas und Zinn gab es, doch natürlich nicht so häufig.

Durchgesetzt hat sich schließlich in der Mitte des 19.Jahrhunderts der Keferloher, ein Maßkrug, der zwar im Westerwald erfunden wurde, sich aber nach dem Markt in Keferloh bei München benannte.

Jede Brauerei kennzeichnete ihren Bierkrug mit ihrem Namen, manchmal auch mit weiteren Symbolen.
Mittlerweile sind fast alle Bierkrüge und ihr Inhalt „transparent“ aus Glas und mit einem Eichstrich versehen.

Verschiedene Ausführungen sind dazu mittlerweile gebräuchlich wie für Fassbier, Pils, Alt, Weizen und auch in verschiedener Füllmenge.

Die Bierdeckel

1892 ließ sich der sächsische Unternehmer Robert Sputh (1843 – 1913) ein Herstellungsverfahren für Bierdeckel aus Karton patentieren.

Davor waren es Unterlagen aus Filz, die sich aber oft stark mit Flüssigkeit vollsaugten und damit nicht selten recht unhygienisch waren. Im alten Gasthof Fenk in Atzmannsricht findet man noch so ein altes Bierfilz-Trockenregal in der Ecke neben dem Tresen.

Absetzen nach dem Anstoßen?

Immer wieder erlebt man die Sitte, den Bierkrug nach dem Anstoßen noch einmal kurz auf dem Tisch abzustellen. Die sei aber keine Frage einer höheren Etikette, wird von den Absetzern betont, sondern hätte schon seinen Sinn.
So sind einige der Meinung, dass aber dieser Brauch nur beim Hefeweizen oder Hefeweißbier einen Sinn ergebe, da durch die Erschütterung beim Abstellen die sich gesetzte gesunde und die Haut verbessernde Hefe von neuem aufgewirbelt werde und nicht bei der Neige bleibe. Na ja, wenn‘s schön macht!

Eine andere These bezieht sich auf das Trinken aus Maßkrügen. Da man beim Anstoßen den Krug nur am Henkel halte, aber beim Trinken sicherheitshalber gern die Hand zwischen Henkel und Krugwand klemme, um ihn sicher zu halten, müsse man für diesen Wechsel den Maßkrug kurz davor abstellen.

Eine weitere Erklärung kommt von „Praktikern“: man stoße doch zu Beginn einer Tischrund an und da sei das Bierglas normalerweise voll. So komme es gerne zum Überschwappen von einigen Tropfen und um diese nicht auf Hemd oder Krawatte zu bekommen, streife man sie durch Absetzen am Bierfilz oder Tisch ab.

Wieder andere versichern, dass das Absetzen ein Signal an den Wirt sei, sich doch schon mal auf eine nächste Runde einzustellen.

Schon recht esoterisch-mythisch klingt ein weiterer Deutungsversuch: Um den Inhalt des Krugs vor einem Schadenzauber zu bewahren, bringe man ihn vorsichtshalber noch einmal mit dem „heiligen Tisch“ in Verbindung.

Conrad Seidl, ein so genannter Bierpapst, ergänzt die Erklärungsversuche um eine weitere Variante. Da man nämlich im Mittelalter oft nicht wissen konnte, mit wem man da angestoßen, habe, ob es gar Unehrenhafte wie Scharfrichter, Abdecker oder Gesindel gewesen seien, wollte man den Krug sicherheitshalber mit dem Absetzen wieder „erden“, also das Anstoßen quasi rückgängig machen.

Ob ein letzter Erklärungsversuch hier korrekter ist? Dieser lautet nämlich, dass der Tisch symbolisch für den Erdboden stehe und man durch den Kontakt mit ihm eine Art Totenehrung verbinde.

Wie es auch sei: mit oder ohne Absetzen

„Zum Wohl!“, „Wohl bekomm’s!“, „Prost“ oder wie man im Elsass sagt: „S‘ gilt!“

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