Am 25. Oktober feiert die katholische Kirche die Märtyrer Crispinus und Crispianus

Maria Falk, "Paulersen Mare" (+27. Juni 2022)

Lange Jahre hindurch gab es ihnen zu Ehren jeden Montag in der Gastwirtschaft „Paulers“ den äußerst beliebten „Grischbinertag“. Doch nur noch wenige wissen, wie es dazu gekommen war und wer ihn ins Leben gerufen hatte.

Es begann damit, dass ein Schuster fragte, wann denn die heiligen Grischbiner, die Patrone der Leder verarbeitenden Gewerbe, der Schuster, Sattler und Gerber, ihren Todes- und damit Namenstag haben

Wohl nicht mit allzu großer Ernsthaftigkeit sinnierten darüber einmal laut denkend auch der Graf-Schuster und der Sattler-Hans vor ihrem Seidl beim Paulers.

Da aber niemand in der Wirtschaft, selbst nach langem und intensivem Grübeln und Diskutieren, den Festtag der beiden Märtyrer Crispinus und Crispianus nennen konnte, beschloss man, ihn eben jeden Montag zu feiern. So trafen sich alsbald beim Paulers jeden Montagvormittag seine „verehrenden Jünger“, um ihre Patrone oft bis in den Abend hinein gebührend zu würdigen.

Dabei soll es sogar einmal vorgekommen sein, dass eine der Ehefrauen der „Grischbinerer“ das Mittagessen zum Paulers gebracht hat, damit jener auch nicht „verkomme“. Dieser gut versorgte Schuster hatte den Beinamen „Ewigs Lichtl“, da er vor dem Heimgehen immer noch dort einkehrte, wo ein „Lichtl“ in einer Gastwirtschaft war.

Da man wusste, dass man diesen grundsätzlich montags beim Paulers finden kann, erweiterte sich die Wirtschaft sogar manchmal zur „Schuhreparaturannahmestelle“, erzählte die Wirtin Maria Falk.

Um die Abwesenheit des Schusters allen Kunden auch klar und deutlich zu machen, hatten seine Freunde zudem vorsichtshalber an das Tor zu seinem Haus ein Schild gehängt mit der Aufschrift „Heut wird nicht geschustert, heut wird nicht genäht! Heut ist der Tag seiner Majestät!“ Ja, so einfach wie heute, hatte man es bei der Schuhauswahl lange nicht.

Der Schustermattes Martin, sprich Martin Heldmann, wusste noch, dass ganz viele nur zwei Paar Schuhe hatten: ein Paar für den Sonntag und ein Paar für den Werktag. Aber gerne habe man diese auch geschont und sei, zumindest als junger Bursch, lange im Sommer barfuß gelaufen.

Musste dann ein Schuh repariert werden, brachte man ihn gern zum „Lichtl“. Traf man ihn, natürlich nicht montags!, in seiner Werkstatt an, so war es das Beste, dass man um eine sofortige, da dringende Reparatur bat.

Man setzte sich klugerweise auf einen Schemel in seine Nähe oder lehnte sich in die Fensterleibung und sah zu, wie der geschickte Schuster das gute Stück wieder brauchbar machte. Dann dankte man höflich und zahlte ohne Murren den verlangten Preis.

Hintergrund

Die Brüder Crispinus und Crispinianus wurden in Rom geboren. Sie starben um 287 in Augusta Suessionum, heuteSoissons, als Märtyrer für ihren christlichen Glauben. Ihr Festtag ist auf den 25. Oktober festgelegt.

Laut ihrer Heiligenlegende kamen die beiden Söhne einer reichen, angesehenen römischen Familie nach Nordfrankreich, um dort den christlichen Glauben zu verbreiten. Sie arbeiteten als Schuhmacher, wodurch sie genug verdienten, um sich selbst zu versorgen und gleichzeitig für die Armen zu spenden.

Unter der Christenverfolgung des römischen Mitkaisers Maximian im 3. Jahrhundert wurden sie gefoltert und schließlich enthauptet. Ihre Gebeine wurden nach Soissons übertragen, einige Reliquien gelangten in den Dom von Osnabrück und nach Lisdorf bei Saarlouis.

Wegen ihrer durch die Legende überlieferten Tätigkeit sind Crispinus und Crispinianus die Schutzpatrone der Schuhmacher, Sattler und Gerber. Als Attribute tragen sie Schwert, Palme und Mühlstein als Märtyrer und Schuh, Schustermesser, Ahle oder Zange als Kennzeichen ihres Berufes.

Die Schlacht von Azincourt fand am Crispinstag, dem 25. Oktober 1415 statt. Die Rede, mit der in William Shakespeares Historiendrama „Heinrich V.“ der Titelheld seine Anhänger am Morgen der Schlacht anfeuert, wird daher als „Sankt-Crispins-Tag-Rede“ bezeichnet und hat die Erinnerung an diesen Gedenktag insbesondere im englischen Sprachraum lebendig gehalten.

Der Volksmund weiß auch „Mit Krispin sind alle Fliegen hin“, was tatsächlich auch weithin zutrifft.

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