1887 gegründet, ist der Bergknappenverein Sulzbach-Rosenberg heute 138 Jahre alt - Aber wie geht´s weiter?

Armin Kraus ist der Vorsitzende des Bergknappenvereins Sulzbach-Rosenberg, seine Frau Karin dessen Schatzmeisterin

Zusammen mit dem Vorstandsteam führen beide den Verein durch schwierige Zeiten, sehen jedoch auch mit Zuversicht auf die kommenden Jahre.

Die Bergbaugeschichte der Region ist nicht nur ein faszinierendes Kapitel der Vergangenheit, sondern auch ein wertvolles Erbe, das seit Generationen von den Knappenvereinen bewahrt und weitergegeben wird. Doch wie sieht deren Zukunft aus?

Während ein naßkalter Januartag mit Schneetreiben zu Ende geht, wird im der Johannes-Stark-Straße Nummer sieben in Hahnbach leidenschaftlich über ein Thema geredet, das einen breiten Raum einnimmt im Leben der Hausbesitzer.

Armin Kraus (56) war selber nie Bergmann. Als sein Schwiegervater Bernd Friese, seiner Zeit Vorsitzender des Bergknappenvereins, 1998 im Alter von nur 45 Jahren verstorben ist, war Armin gefordert, die Lücke auszufüllen, erst als Kassier , dann als Vorsitzender des Bergknappenvereins.

„Ich habe ein Erbe angetreten, das nun schon 25 Jahre währt und nicht einfacher geworden ist“, blickt Kraus im Gespräch mit Oberpfalz-Medien auf die Entwicklung des Vereins zurück.

 In seiner Blütezeit in den 1960er Jahren, als die Maxhütte noch ihre Erzgruben betrieb, zählte er rund 1.100 und 200 Pensionisten. Dann kam Schritt für Schritt das endgültige Aus des Bergbaus.

Die letzte Schicht wurde im Jahr 1977 am Eichelberg gefahren. „Heute“, ergänzt Karin Kraus (50) die Statistik, „haben wir noch 108 Mitglieder, davon sind 39 ehemalige Bergleute, die anderen sind Fördermitglieder. Und das Durchschnittsalter liegt genau bei siebzig “.

Armin und Karin Kraus wissen: „Damit sind wir nicht allein. Anderen Knappenvereinen geht es ebenso, mangels Gruben fehlt einfach der Nachwuchs“.

Dann aber doch fröhliche Gesichter. Bei der letzten Jahresversammlung wurde mit Alexander Aures ein zwanzigjähriger Beisitzer in die Vorstandschaft gewählt. „Das hätte ich nie geglaubt, dass wir noch einmal so einen Jungen finden für den Verein“, freut sich der Vorsitzende.

Bei dieser traditionell am Dreikönigstag stattfindenden Zusammenkunft wurden mit einer Satzungsänderung die Weichen für die kommenden Jahre gelegt. Armin Kraus als Vorsitzender, Martin Kernl als sein Vertreter, Karin Kraus als Schatzmeisterin und wenige weitere Mitglieder bilden die abgespeckte Vorstandschaft für den klein gewordenen Verein.

Dass Armin Kraus sich neben seinem Job als Systembetreuer bei Siemens in Amberg sehr erfolgreich für den Bergknappenverein und damit den Erhalt der langen Bergbautradition in der Region einsetzt, hat zu seiner Wahl in den Landesverband der Bayerischen Bergmanns-, Knappen- und Hüttenmännischen Vereine geführt.

Seit 18 Jahren ist er für diesen Verein tätig. Im Jahr 2018 wurde er zum Landesvorsitzenden gewählt. In beiden Vorstands-Funktionen setzt sich Kraus mit Leidenschaft dafür ein, die bergmännische Tradition zu bewahren und an kommende Generationen weiter zu geben.

Sind die festlichen Bergbälle längst Vergangenheit und auch andere Veranstaltungen wie die Barbarafeiern wesentlich bescheidener geworden, so sind doch alte Traditionen und Symbole am Leben, angefangen von der Bergmannstracht, und der Bergknappenkapelle über den Förderturm, den Bergmannspfad und den Hunt, der in der Bergmannssiedlung Feuerhof neben der Barbara-Kapelle sowie an weiteren Plätzen in der Stadt aufgestellt wurde.

Der Bergball wurde jeweils mit einer Polonaise festlich eröffnet

Die unterschiedlichen Farben der Federbuschen weisen auf den jeweiligen Bergknappenverein hin

Bergleute auf dem Weg zur Kirche oder Barbarafeier

„Die Vergangenheit verwalten, sagt Armin Kraus, aber auch die Zukunft gestalten, so lange es geht“.

Zusammen mit den Knappenvereinen aus Königstein, Auerbach und Amberg fahren die Sulzbach-Rosenberger Bergleute zu Bergmannstagen im In- und Ausland und besuchen gegenseitig ihre Barbarafeiern.

Diese Kameradschafts- und Brauchtumspflege ist nach wie vor wichtiger Bestandteil der Knappenvereine. Dazu gehört auch, einem verstorbenen Bergmann „die letzte Grubenfahrt zu erweisen“, ihn mit dem Bergmannslied zu verabschieden und seine Witwe mit Leistungen aus der Sterbekasse zu unterstützen.

Diese Sterbekassen wurden einst mangels einer Sozialversicherung eingeführt, um Mitgliedern die finanzielle Last einer Beisetzung zu erleichtern. In Sulzbach-Rosenberg wurde in der Sterbekasse eine gewisse Summe auf die Hohe Kante gelegt, so daß bei jedem Todesfall die Hinterbliebenen finanziell unterstützt werden können.

„Wir werden die Sterbekasse erst zusperren, wenn der letzte Bergmann verstorben ist“, sagt Karin Kraus, die als Prokuristin bei einer Amberger Firma arbeitet. In Auerbach ist das bereits geschehen. Der dortige Bergknappenverein in Liquidation will einen Neuanfang wagen, die Sterbekasse aber wurde bereits aufgelöst und an die Mitglieder ausbezahlt.

Die Knappenvereine stehen also am Scheideweg.“Drei Montanvereine hatten wir“, bilanziert Armin Kraus, „außer uns den Hüttenverein und den Pensionistenbund, nur der Bergknappenverein hat überlebt“.

Ähnlich sieht es bei den Vereinen in Amberg, Auerbach und Königstein aus. Auch hier werden die Mitglieder immer weniger , das Ende absehbar.

Aber eines wird bleiben, ist sich Karin Kraus sicher: „Die Wertschätzung, die dem Bergmannsstand entgegengebracht wird seit Urzeiten, die Kameradschaft und Hilfsbereitschaft der Bergleute untereinander, ihre Anekdoten und Spitznamen und nicht zuletzt ihre Hymne, die Menschen bewegt, wo immer sie gespielt oder gesungen wird: „Glückauf, der Steiger kommt“.

Die Knappenvereine in Zahlen heute

  • Sulzbach-Rosenberg, gegründet 1887, 108 Mitglieder
  • Auerbach, gegründet 1890, 188 Mitglieder
  • Amberg, gegründet 1950 19 Mitglieder
  • Königstein gegründet 1926 37 Mitglieder

Zitat
Mein Motto: Nicht die Vergangenheit verwalten, sondern Zukunft gestalten.
Armin Kraus

 

 

 

 

 

 

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