Auf dem Trummerhof in Hahnbach dreht sich alles um die gesunde Knolle
Vom „Armeleute-Essen über die Hausmannskost bis in die Gourmetküche hat es eine Bodenfrucht geschafft, die noch vor vierhundert Jahren unbekannt war in Deutschland: die Kartoffel
Nicole und Thomas Trummer vom Trummerhof in Hahnbach
Wenn Thomas Trummer (Alter) am Morgen seinen Kaffee ausgetrunken hat, führt ihn sein Weg in die kühle Halle (?), in der die verschiedenen Sorten seiner Kartoffeln bis hinauf zum Dach in großen Kisten gelagert werden. Er bereitet das tägliche Sortieren vor, das seine Frau Nicole und seine Mutter Brigitte übernehmen, „damit unsere Kartoffeln so frisch wie möglich in den Verkauf gehen“, erklärt er diese Arbeit.
Der Trummerhof ist ein Familienbetrieb. Anfang des 20.Jahrhunderts noch in der Hauptstraße mitten im Ort, wurde 1981 von Georg und Brigitte Trummer ein neuer Betrieb in der Vogelloh 7 a errichtet. „Kartoffeln hatten wir so lange ich denken kann“, erzählt Brigitte im Gespräch mit Oberpfalz-Medien, „und auch Kühe“.
Aber dann hätte es wegen der in Misskredit gekommenen Anbinde-Haltung einen neuen Stall gebraucht, so dass 2010 entschieden wurde, das Vieh aufzugeben. Da war der Hof bereits Trummer Junior übergeben, der die Kartoffel zu seinem Standbein Nummer eins gemacht hat.
„Dafür bin ich meinen Eltern heute noch dankbar, dass sie mir keine Steine in den Weg gelegt haben“, sagt Thomas, der Landwirtschaftsmeister und Agrar-Betriebswirt. Zusammen mit seiner Mutter, der ehemaligen Kreisbäuerin, Gemeinderätin und Kreisrätin sowie seiner aus Franken stammenden Frau Nicole hat er den Trummerhof auf mehrere Füße gestellt.
Er verleiht und verkauft Biertischgarnituren in ganz Bayern, übernimmt zusammen mit Kollegen Winterdienst auf Gewerbeflächen und Parkplätzen in Sulzbach-Rosenberg, und veranstaltet jährliche „Erdepfel-Hoffeste“ zugunsten karitativer Projekte.
Trotzdem, im Mittelpunkt des bäuerlichen Jahres steht nach wie vor der Kartoffelanbau
Schon im Februar ist Thomas Trummer auf seinen Feldern, die vom Zuckerweiher bis Schalkenthan, von Kümmersbuch bis Süß in der Umgebung Hahnbachs liegen und und 20`Hektar umfassen.
Er nimmt Bodenproben, erforscht die Nährstoffe darin und verkleinert mit einem Mulchgerät am Schlepper die Zwischenfrucht.
Im März wird der Ackerboden etwa 22 Zentimeter tief durchmischt, um ein Austrocknen zu verhindern. „So um den 20. April, das ist mein Geburtstag, weiß ich, es ist Zeit, die Kartoffeln zu legen“, sagt Thomas. Er hat dazu eine All-in-one-Maschine, die die Knollen vierreihig unter die Erde bringt und gleichzeitig düngt. In der Folgezeit, während die Kartoffeln wachsen, Knospen und Blüten bilden, müssen sie auf Krankheiten und Schädlinge überprüft und behandelt werden.
„Der Kartoffelkäfer wird getötet mit zugelassenen Pflanzenschutzmitteln“, erklärt der Bauer, „bei der Krautfäule allerdings sind wir hilflos, die hängt vom Wetter ab, so wie bei den Tomaten auch“.
Frühkartoffeln, die bei UV-Licht vorgekeimt wurden, ernten die Trummers bereits Ende Juni, während die Lagerkartoffeln noch reifen.
„Am 15. August wird nach alter Tradition nachgeschaut, wie weit der Erdepfel ist“, weiß Brigitte Trummer aus langjähriger Erfahrung. Dann helfen Mitte September neben der Familie Verwandte und Freunde, die sich ein paar Euro dazu verdienen wollen, aber auch fremde Helfer bei der Kartoffelernte.
„350 Doppelzentner pro Hektar“sagt Thomas, „holen wir da aus dem Boden, wenn alles gut geht“. Dass es mittlerweile KI-gesteuerte Geräte gibt, die verschiedenen Arbeitsgänge übernehmen können, lässt ihn über künftige Einsatzmöglichkeiten nachdenken. Daheim im Trummerhof werden die Kartoffeln nach Sorten gelagert.
Festkochend die Goldmarie, vorwiegend festkochend Belmonda, die Frühkartoffeln Lea und Mia, die rotschalige Laura – da sind heute die gängigen Sorten, die der Kunde wünscht, „Alte Sorten wie Eva, Agnes, Carmen oder Quarta werden noch nachgefragt“, weiß Nicole Trummer, „deren Zeit aber ist vorbei“. Über Jahre hinweg wurden stärkehaltige Kartoffrelsorten wie diese an die Chip-Farbrik Flessner geliefert, seit 15 Jahren aber ist Trummers Partner die Firma Burgis, die Kartoffelteig und geformte Knödel herstellt.
Neben dem Hofladen sind zuverlässige Absatzmärkte vor Ort Großküchen, Gaststätten und Supermärkte sowie der Bauernmarkt in Amberg. Seit 37 Jahren hat Brigitte Trummer da ihre Stammkundschaft, verkauft Kartoffeln und Knoblauch, den ihre Schwiegertochter Nicole anbaut.
Während früher Kartoffeln zentnerweise eingekellert wurden, werden heute kleine Packungen mit einigen Kilogramm ab Hof und Markt bevorzugt. „Manchmal werden auch nur zwei oder drei Erdepfel gekauft“, erzählt Brigitte, nur für ein Rezept oder wenn es daheim keine Waage gibt“.
Das Maislabyrinth, mit dem die Familie Trummer 15 Jahre lang vor allem Kindern ein besonderes Erlebnis geboten hat, wurde vor zehn Jahren aufgegeben: „Zu viel Aufwand, das konnten wir nicht mehr schaffen“, erklärt Thomas.
Ein anderes „Event“ aber zieht seit Jahren Scharen von Besuchern an, das Erdepfel-Hoffest
Zahlreiche Aussteller und Händler bevölkern dann den Trummerhof, Speis und Trank in reicher Auswahl ist geboten. Auch in diesem Sommer findet das Hoffest statt, Kinder können beim Kartoffelernten zuschauen und wie im Vorjahr werden Spritztouren in luxuriösen Oldtimern angeboten. 2024 konnte dabei ein Erlös von 3000 € an die Kinderkrebshilfe gespendet werden.
Fleiß, Ideenreichtum, Einsatzfreude und eine große Liebe zur Arbeit auf dem eigenen Grund und Boden haben den Trummerhof zu einem modernen Betrieb gemacht, der aber auch der alten Tradition treu geblieben ist. Um seinen Erhalt in der Zukunft machen sich Thomas und Nicole keine Sorgen, gibt es doch die Zwillingstöchter Carolina und Theresa (12) sowie das Nesthäkchen Antonie (4). Eine wird einmal erfolgreiche Bäuerin werden, ist Oma Brigitte zuversichtlich, sie ist das beste Beispiel dafür.
Zitat
Goldmarie, Belmonda und die rotschalige Laura sind die Sorten, die der Kunde heute wünscht.
Thomas Trummer
Kartoffel-Frucht-Salat, ein Rezept von Alt-Bäuerin Brigitte Trummer
Rund 1 Kilo Kartoffeln würfeln, kochen abkühlen und schälen. 150 Gramm Sellerie waschen und schälen, einen Apfel und eine Zwiebel nach dem Schälen in Würfel schneiden, drei Ananasscheiben ebenfalls würfeln. Alles gut mischen. Aus Ananassaft, einem Schuss Essig, zwei Esslöffeln Öl, etwas Pfeffer und Salz eine Marinade herstellen. Diese je nach Geschmack mit Naturjoghurt verfeinern und unterziehen. Guten Appetit bei diesem kalorienarmen Genuss!
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