Fast jeder vierte Viertklässler in Deutschland kann nicht richtig lesen - Die AOVE-Lesepaten-Gruppe ist mittlerweile auf vierzig Frauen und Männer angewachsen
Nicht zuletzt diese IGLU-Studie aus dem Jahr 2021 hat dazu geführt, dass im AOVE-Gebiet des Landkreises Amberg-Sulzbach mit MENTOR eine Lesepaten-Initiative gegründet wurde, die mittlerweile auf zwei Jahre erfolgreiche Arbeit zurückblicken kann
Die Auftaktveranstaltung von MENTOR-Lesepaten im AOVE e.V. fand im Mai 2023 im Buchhaus in Hahnbach statt. Der Ideengeber und Initiator Erhard Ströhl aus Süß hatte eine Gruppe von Freiwilligen für seinen Plan begeistern können, Kindern beim Lesenlernen zu helfen.
Die Lesepaten-Gruppe ist mittlerweile auf vierzig Frauen und Männer angewachsen. An den zehn Grundschulen im AOVE-Gebiet (Edelsfeld, Freihung, Freudenberg, Gebenbach, Hahnbach, Hirschau, Ehenfeld, Poppenricht, Schnaittenbach und Vilseck) gestalten sie mit Schülerinnen und Schülern im Alter von sechs bis zehn Jahren Lesestunden, um deren Sprach- Lese und damit auch Lernkompetenz zu verbessern.
„Das Ehrenamt für alle, die gern lesen“, beschreibt Erhard Ströhl diese Tätigkeit seiner oft älteren Lesepaten
Voraussetzungen dafür seien Freude, Zeit mit Kindern zu verbringen, Spaß am Lesen, Erzählen und Spielen sowie Geduld, Humor und Verlässlichkeit. Das alles bringt auch Heinrich, Rentner aus Vilseck, mit, einer der Paten, die in diesem Schuljahr neu hinzugekommen sind. Er übt das Lesen mit einem Achtjährigen aus der Ukraine und ist total überrascht, wie interessiert und wissensdurstig der Junge ist.
„Er geht gern in die Schule und mag den Unterricht sogar lieber als die Ferien“, beschreibt Heinrich seinen Schützling. Sein Deutsch sei schon ganz gut, und er wolle ihn bei Bedarf auch die weiteren Schuljahre beim Lesen unterstützen.
MENTOR-Lesepaten im AOVE e.V. ist Mitglied im MENTOR-Bundesverband und nutzt die dort entwickelte Förderphilosophie nach dem 1:1-Prinzip
Die Auswahl der Lesekinder erfolgt durch die Lehrer bzw. die Schulleitung. Die Schule holt dazu das schriftliche Einverständnis der Eltern ein . Sie stimmt mit dem Lesepaten die Lesezeit ab und stellt das Kind vor. Auch die Eltern haben die Möglichkeit, den Lesepaten kennenzulernen.
Damit die Kinder in einem gewohnten Umfeld betreut werden, finden die Lesestunden ausschließlich in einem von der Schule zur Verfügung gestellten Raum statt.
Das war der Fall auch bei Maria aus Kümmersbruck. Die Mutter von erwachsenen Kindern und Oma von drei Enkeln ist erfahren im Umgang mit Grundschulkindern. Sie hilft bereits dem zweiten Kind beim Lesen.
Die Mädchen, zehn und neun Jahre alt, sind Schülerinnen der Freudenberger Grundschule und haben durch Marias einfühlsame Lesehilfe bereits Fortschritte gemacht. „Wichtig ist auch der persönliche Bezug“, sagt die Lesepatin, „sie sollen sich ernst und wichtig genommen fühlen“.
Maria lässt ihre Drittklässlerin selbst entscheiden, wie lang gelesen oder wann gespielt werden soll. Die 45 Minuten seien schnell vorbei, weiß sie, und das Kind dürfe auf keinen Fall überfordert werden. Auch Erhard Ströhl betont, dass keinesfalls Druck entstehen soll. Er empfiehlt seinen Lesepaten, Pausen einzulegen, eventuell kleine Spiele oder Rätsel zu lösen
Beate betreut seit zwei Jahren Kinder aus der Grundschule in Gebenbach. „Es läuft super vom ersten Moment an“, erklärt sie, „ich habe Glück mit meinen Schulkindern“. Beates eigene vier Kinder sind erwachsen, aber sie ist noch berufstätig. „Ich tue es gern“, beschreibt sie ihre Lese-Patenschaft und ist stolz, wenn sie bemerkt, dass durch ihre Hilfe die Kinder Worte leichter lesen und deren Inhalt besser verstehen.
Wie auch die anderen Interview-Partner von Oberpfalz-Medien ist sie glücklich über die Möglichkeit, Kindern zu einem besseren Start ins Leben zu verhelfen. „Die 45 Minuten tun nicht nur dem Kind gut, sondern auch mir.“, sagt sie. „Ich erkunde die Interessen des Kindes, lobe es für seine Geduld und seine Neugier, wir haben eine entspannte Atmosphäre“.
Stimmen über Mentor-Lesepaten e.V.
„Unsere Vision ist, dass jeder unserer Schützlinge von einem Lesepaten gefördert wird und die Schule mit einem Abschluss verlässt“, sagt Nadine Hofmann, die Schirmherrin des Lesepaten-Projekts.
Ingrid Schneider, Leiterin der Max Prechtl-Schule in Hahnbach, bescheinigt den Lesepaten weit offene Türen. „Daheim wird oft nicht viel gelesen, da sind wir für jede Unterstützung dankbar“ versichert sie. Anfangs habe sie am Erfolg des Projektes gezweifelt, sei aber jetzt glücklich über den großen Erfolg „dank der unermüdlichen Arbeit von Erhard Ströhl“.
Auch der Hahnbacher Bürgermeister Bernhard Lindner versprach bei einem Lesepaten-Treffen „jede Unterstützung dieser wertvollen Initiative“. Wichtigen Beistand leistet dabei das Buchhaus, das an die Lesepaten und -patinnen kindgerechte Bücher und Spiele verleiht.
Und der Erfolg?
Durch die Förderung nach dem Mentor-Prinzip verbessern Kinder nachweislich ihre Sprach- und Lesekompetenz. Das kann auch Erhard Ströhl bestätigen. Er hat deshalb seine Fühler über die AOVE-Grenzen hinaus ausgestreckt und freut sich, dass einige weitere Kommunen ebenfalls schon Interesse geäußert haben.
Zitat
Wichtig ist auch der persönliche Bezug, die Kinder sollen sich ernst genommen fühlen.
Lesepatin Maria
Aufgaben und Ziele der MENTOR-Arbeit
- Das 1:1-Prinzip: Ein Lesepate fördert ein Kind eine Stunde pro Woche, mindestens ein Schuljahr lang.
- Eine vertrauensvolle Bindung zwischen Mentor und Kind bildet die Grundlage für eine erfolgreiche Zusammenarbeit, stärkt das Selbstwertgefühl und die soziale Kompetenz des Kindes.
- Mit Lob, Humor und Geduld gestaltet der Lesepate eine entspannte Lernatmosphäre.
- Durch die Förderung nach dem MENTOR-Prinzip verbessern Kinder nachweislich ihre Sprach- und Lernkompetenz
AUFRUF
Wenn Sie auch Interesse haben, sich an diesem wertvollen Ehrenamt im AOVE-Gebiet zu engagieren, können Sie sich per E-Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! wenden oder unter 09664 952467 anrufen.
Mentor-Lesepaten im AOVE e.V. und die Kinder freuen sich auf Sie.
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