Hahnbach-Luppersricht: Auf ein sehr bewegtes Leben blickt Dietmar Schulz in Luppersricht an seinem 90. Geburtstag zurück

Zur großen Familie waren viele Freunde, Bekannte und Nachbarn, auch Pfarrer i. R. Hans-Peter Heindl, Landrat Richard Reisinger, Bürgermeister Bernhard Lindner, Feuerwehr, Kapellenbauverein, Sportverein, die Soldaten- und Reservistenkameradschaft und der Seniorenkreis der Pfarrgemeinde gerne gekommen

Groß gefeiert wurde nun zur flotten Musik von „In oana Dur“ am Haus neben dem Geschenk eines Nachbarn, einem Ster Holz mit der Zahl in 90 in Briketts

Am 31. Mai 1935 wurde er seinen Eltern Anna und Paul Schulz in Elbingskolonie in Ostpreußen geboren. Dort verbrachte er mit seinen beiden jüngeren Schwestern Brigitte und Vera eine unbeschwerte Kindheit.

Während der Vater als Soldat eingezogen war, musste auch seine Familie wie viele Nachbarn im Winter 1944/45 die Heimat verlassen. Man schloss sich einem Flüchtlingstreck über das „frische Haff“ nach Westen an. Schulz erinnert sich noch immer an jenes „eiskalte Inferno“, wo im Eis unzählige Planwagen mit Menschen und Tieren einbrachen und ertranken. Dazu wurde der Treck auch noch von russischen Tieffliegern mit Bordwaffen beschossen. „Uns hat damals nicht nur einmal der Herrgott beschützt“ betont er dankbar.

Endlich im Hafen von Pillau angekommen, konnte sich die Familie in die Passagierliste des Evakuierungsschiffes „Wilhelm Gustloff“ eintragen. Doch an der Reling bat Diemar plötzlich seine Mutter, lieber umzukehren, was ihnen das Leben rettete. Sowjetische Uboote torpedierten am 30. Januar 1945 das große Schiff mit fast 9000 Menschen an Bord, das in der Ostsee versank.

Auf Lastwägen des Militärs ging die Flucht in Richtung Westen weiter, auf der seine knapp einjährige Schwester Brigitte starb. Am 14. April 1945 jedoch wurden sie von russischen Soldaten zu Fuß wieder zurück in ihre ehemalige Heimatregion getrieben.

„Es kamen die schlimmsten Jahre meines Lebens“ weiß Schulz, zuerst in Notunterkünften, dann in russischer Zivilgefangenschaft. „Keine Schule und auch Essen war Glückssache“ erinnert er sich. Dann ging es zehn Tage lang in Viehwaggons wieder in Richtung Westen, nach Suhl in Thüringen. Nach einem unwürdigem Entlausen wohnte man dort wieder in einer mehr als notdürftigen Bleibe in Kleinwolschendorf, in der russischen Besatzungszone.

Noch einmal wagte die kleine Familie eine riskante Flucht über die Grenze in Richtung Hof. Mit dem Zug ging es weiter nach Weiden, wo man in der Bahnhofshalle das letzte Pfund Zucker versetzte, um dort übernachten zu dürfen. Mit erbetteltem Geld erreichten die Mutter mit den beiden Kindern endlich die Oberpfalz.

Dietmar Schulz weiß noch genau, dass sie zu Fuß am 14. April 1949 um 21 Uhr, genau zur Zeit des Gebetläutens, in Hahnbach ankamen. Nur neun Quadratmeter groß war die Unterkunft des Vaters in Luppersricht, in die sie nun dazukamen. Doch noch heute ist Dietmar Schulz dankbar für manche Hilfe und Unterstützung durch die erweiterte Familie Hierl, die damaligen Hausleute.

„Und endlich konnte ich wieder in die Schule gehen und vieles nachholen!“, so der Senior. Seine Gesundheit aber war angeschlagen und er wurde vorübergehend ins Kloster Kostenz im Bayrischen Wald gebracht. Die Suche nach einer Lehrstelle danach war jedoch leider erfolglos und so arbeitete Dietmar drei Jahre lang im Hof der Familie Karl mit. Erst 1954 fand er für zehn Jahre im Bergwerk in Sulzbach-Rosenberg einen Arbeitsplatz. Danach arbeitete er 29 Jahre lang als Reifenmonteur.

Während dieser Zeit half er zudem tatkräftig beim Bau des Elternhauses mit, engagierte sich im Dorf, in Vereinen und heiratete am 31. Juli 1961 Marianne Hofmann. Diese schenkte ihm fünf Kinder und schon gratulieren fünf Enkel und drei Urenkel.

1993 besuchte Dietmar Schulz die einstige Heimat mit Frau, Onkel und zwei Cousinen. 13 Jahre später war es für ihn eine Herzensangelegenheit, diese bei einer weiteren Fahrt seinen Kindern zu zeigen.

Dietmar Schulz kennt man nicht nur in seiner Heimatgemeinde vor allem als äußerst fleißigen und hilfsbereiten Menschen, der „einfach alles kann“. Als ausgeglichener und guter Gesellschafter ist er überall beliebt und anerkannt. Er weiß aber auch das Leben zu genießen, sich auch an Einfachem zu freuen. Vor allem früher gönnte er sich zur Aufrechterhaltung seiner Gesundheit regelmäßig Entspannung im Füssinger Thermalbad und ist heute noch „unglaublich fit“ für sein Alter.

Noch immer hat Dietmar Schulz Freude an der Gartenarbeit, dem aufmerksamen Zeitungslesen und auch dem Lösen von Kreuzworträtseln oder Sudokus.

Auch wir von "awz-hahnbach.de" gratulieren recht herzlich und wünschen Gottessegen, Gesundheit und Glück!

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