Sterben, Tod und Trauer gehören zu dieser Welt
„Sterben, Tod und Trauer gehören zu dieser Welt“ wissen die Schüler der 10. Klassen des Gymnasiums Eschenbach nicht nur aus dem Religionsunterricht. Doch war es trotzdem nicht einfach für fast 120 Schüler mit ihren Lehrkräften ein Beerdigungsinstitut zu besuchen und „hautnah“ mit dieser Seite des Lebens konfrontiert zu werden.
In Süß begrüßten Hans Rösl, Inhaber des Instituts Haimerl-Rösl und die Beerdigungsmeisterin Daniela Schleef Religionslehrer und Schüler vor der großen Trauerhalle. Sensibel erklärten beide das Abschiednehmen in privatem und öffentlichen Rahmen und die möglichen hilfreichen Rituale.
Auch das Sarglager durften die Gymnasiasten inspizieren und diese staunten gehörig über die große Bandbreite von 30 bis 40 verschiedenen Modellen, vom Metallsarg für Mausoleen und Grüften über schwere Eichensärge bis hin zum einfachen Sarg für das Krematorium. Auch das Innenleben der letzten Ruhestätten wurde gezeigt und auch auf Details eingegangen, wie zum Beispiel, dass keine Lederschuhe oder –jacken bei Erdbestattungen wegen der zu langen Verweildauer erlaubt seien.
Ganz still wurden die Schüler in der Pathologie, wo auf einem Steintisch die Toten gereinigt, zurechtgemacht und angekleidet werden. Auch finde hier die Leichenschau statt, erfuhren sie, wie auch das Einbalsamieren und der Austausch der Körperflüssigkeiten.
Zur Veranschaulichung durfte man einen Satz Sezierbesteck begutachten, welcher bei der klinischen Obduktion in Erlangen verwendet wird.
Im großen Werkraum war eine umfangreiche Ausstellung vorbereitet. Daniela Schleef antwortet dort auf viele Fragen der Schüler umfassend und geduldig. Plakate und Schautafeln zeigten darüber hinaus gut Prozedere und Möglichkeiten vom Abschied im Krematorium bis hin zur Seebestattung oder in einem Friedwald.
Ein großer einfacher unbehandelter Holzsarg zog die Blicke und das Interesse der Jugendlichen auf sich. Hans Rösl erklärte dazu, dass dieser für den jüdischen Bestattungsritus gebraucht werde und informierte auch über manch Interessantes der mosaischen und auch islamischen Vorschriften und Riten. Normalerweise müsse grundsätzliche in Deutschland eine Beerdigung nach 96 Stunden stattfinden, erfuhr man weiter und es herrsche sogar Beisetzungs-, bzw. Friedhofszwang.
Beklemmend wirkten auf alle die kleinen Kindersärge. Diese könnten sehr individuell gestaltet werden, führten die beiden Fachleute aus und zuzm Beispiel von den Eltern oder Angehörigen selber bemalt werden. Sie gaben aber zu, dass ein Kindstod auch sie nicht ungerührt lasse und oft recht schwer zu verkraften sei. “Doch wir müssen uns hier ganz weit zurücknehmen“, erklärte Daniela Schleef, „wir müssen ja für die trauernden Eltern da sein und ihnen Hilfe in diesen schweren Stunden sein.“.
Höchst interessiert hörten die Gymnasiasten auch den Ausführungen der Herren Büttner und Weiß zu, welche das Krematorium in Hohenfels betreiben. Eine Einäscherung könne frühestens 48 Stunden nach der ärztlichen Leichenschau stattfinden, erklärten sie. Diese dauere nach der Freigabe ungefähr drei Stunden in einem dreistöckigen Ofen. Dessen Abgase werden zu 98 Prozent gereinigt und um diese so gering wie möglich zu halten, dürfte die Bekleidung auch nur maximal 30 Prozent Synthetikbestandteile und kein Leder enthalten.
Mit dem Urnenstein würde dann die Asche, welche schwer wie Sand sei, identifiziert und alle Metallteile, Zahngold und Nägel entfernt, bevor sie in der Urnenkapsel per Bayonettverschluß verplombt werde. Wolle man keine Grabpflege, so könne eine biologisch abbaubare Urne gewählt werden und diese in einem Friedwald bestattet werden. Auch das Anfertigen eines diamantähnlichen Schmuckstücks aus einem Teil der Asche des Verstorbenen sei möglich, wenngleich relativ teuer.
Mit Wurstsemmeln und Getränken, sowie Informationsbroschüren und kleinen Geschenken verabschiedeten sich die Bestatter von den Gymnasiasten, welche sich ausnahmslos positiv über den Nachmittag äußerten und sich auch für den Buszuschuss sehr bedankten. „Wir haben nicht nur viel Neues gehört und gesehen“, erklärten sie, „sondern auch ein wenig mehr begriffen wie wertvoll Leben ist, vielleicht gerade weil der Tod dazugehört.“.
Zwei der vier zehnten Klassen des Gymnasiums Eschenbach, welche im Rahmen des Religionsunterrichts das Beerdigungsinstitut Haimerl-Rösl in Süß bei Hahnbach besuchten, wo Hans Rösl (2.v.l.) und Daniela Schleef (1.v.l.) umfassend Auskunft gaben und durch den Betrieb führten
In der Pathologie wurde es ganz still, nicht zuletzt beim Anblick des Sezierbestecks, welches die Bestattungsmeisterin Daniela Schleef erklärte
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