Vortrag in Hahnbach: „Islamisten im Nahen Osten und Afrika. Keine Chance mehr für Christen?“

Vom päpstlichen Hilfswerk „Kirche in Not“ war der Pressesprecher André Stiefenhofer aus München in den Pfarrsaal gekommen. Für den  Pfarrgemeinderat begrüßte Markus Hubmann den Referenten vor zahlreichen interessierten Zuhörern zum Vortrag mit anschließender Diskussion über „Islamisten im Nahen Osten und Afrika. Keine Chance mehr für Christen?“

Mit dem Kalifat der ISIS im Irak und den Anschlägen und Verschleppungen der Boko Haram in Nigeria habe das Thema derzeit eine äußerst brisante Aktualität, begann Stiefenhofer. Kurz stellte er noch eingangs die Zielsetzungen von Kirche in Not, nämlich weltweit pastorale Hilfe zu bringen  und Versöhnungsarbeit zu leisten, dar.

In Bezug auf den Islam und dessen ideologische Ausprägung im Islamismus, sei das größte Problem für uns Europäer, so der Journalist, dass der Islamismus eine allein religiös legitimierte Gesellschafts- und Staatsordnung anstrebe. „Aus materieller und geistiger Not“ sei dieser Islamismus geboren, der den Koran „steinzeitlich“ und wörtlich nehme. Nicht vergessen werde dürfe aber auch, dass dieser mittlerweile in „regelrechten Konzernen“ organisiert sei und eine eindeutig materielle Ausrichtung und Instrumentalisierung der eigentlichen Ausgangslage betreibe.

Die Entstehung des Islamismus zeigte Stiefenhofer in groben Zügen auf und wies nach, dass „dort, wo es den Menschen gut gehe, eine sanfte, eher lockere und menschliche Version“ gelebt werde. Doch mitbedingt durch europäisches Vormachtsstreben und eine offensichtliche Abhängigkeit vieler arabischer Staaten, entstanden dort eine Identitätskrise und ein neuer fanatischer Islamismus.

Auch die von den Weltmächten willkürlich gezogenen Grenzen im Nahen Osten führten zu den Glaubens- und Stammeskämpfen zwischen den sich als Herrenmenschen fühlenden Sunniten und der Minderheit der Schiiten, welche auf eine lange Märtyrertradition zurückblicken.

Der „Zankapfel Israel“, wirtschaftliche und geostrategische Interessen kämen dazu und schaukelten die Lage weiter hoch, welche zu einer lebensbedrohlichen Gefahr für die dort lebenden Christen geworden sei.

Die Christen sind in jenen Ländern aber Ureinwohner, ihre Religion bestehe Jahrhunderte länger und sie waren immer Quelle kulturellen und akademischen Reichtums, betonte Stiefenhofer. Nach der Islamisierung ab dem 7. Jahrhundert nach Christus waren sie meist „dhimmis“, das heißt „Schutzbefohlene“ der Regenten geworden, die abgesehen von einer eigenen „Schutzsteuer“, immer sicher dort leben konnten.

Erst in der Neuzeit sei ihre Zahl von 20 Prozent auf 5 Prozent der Bevölkerung geschrumpft. Der sogenannte Arabische Frühling habe ihre Rückzugsgebiete weiter zerstört durch eine „demokratische Tyrannei“, die nur den „Volksglauben Islam“ gelte lasse und alle Bürger der islamischen Gerichtsbarkeit, der Scharia unterwerfe.

Am Beispiel Irak zeigte der Journalist auf, dass auch ein Staaten übergreifender Panarabismus, wie ihn die Bad-Partei angestrebt habe, gescheitert sei und wegen der unüberwindbaren Gräben zwischen den 80 % Sunniten und 20 % Schiiten wohl auch nicht realisiert werden könne. Als mögliche Lösung sah Stiefenhofer unter anderem eine neue Einteilung der Staaten im Nahen Osten und eine wohl jahrzehntelang dauernde schwierige Versöhnungsarbeit.

Ganz anders sei die Lage in Afrika. Dort finde man eher ein gelebtes „Religionen-Patchwork“, zu dem der Islam als Handels- und Kriegsreligion gekommen sei. Bei den Konflikten kämpfe meist ein Stamm gegen den anderen Stamm, eine Gruppe gegen eine andere, wobei die Religionszugehörigkeit nie die erste Ursache sei.

Am Beispiel Zentralafrika zeigte Stiefenhofer auch eine problematische weltweite Berichterstattung auf. Nach einem Massaker der islamischen Seleka an Christen, habe sich dort als Gegenreaktion eine christliche Antibalaka gebildet. Dabei erfuhr die Weltöffentlichkeit nichts von den von der Seleka verübten Gräueln, aber sehr schnell von muslimischen Opfern durch die Antibalaka. Auch die Tatsache, dass die dortigen Bischöfe und Klöster allen Flüchtlingen, gleich welcher Religion ihre Tore geöffnet hatten, sei nie Thema der Nachrichten gewesen, bedauerte Stiefenhofer.

Stiefenhofers „Blick in die nahe Zukunft“ sah einen weiteren Exodus, einen Auszug der Christen aus dem Nahen Osten und in Afrika Kulturkämpfe mit unsicherem Ausgang. Er wünschte sich von den Europäern, bzw. den in Sicherheit lebenden Christen, großherzige Bereitschaft, in christlicher Solidarität Flüchtlinge aus jenen Ländern aufzunehmen, und deren eigene Identität zu respektieren.

Auch forderte er weltweit mehr Partnerschaft anstelle der derzeitigen Ausbeutung, welche über kurz oder lang zu einer Radikalisierung der Betroffenen führe. Auch sollte Europa mutig und vor allem rechtzeitig bereit sein, zum Schutz der Zivilbevölkerung in Krisenregionen einzugreifen.

Der Referent wurde nicht müde, besonders um das Gebet der europäischen Christen für die verfolgten Schwestern und Brüder zu bitten, denn „ein echtes Zusammenleben auf unserem blauen Planeten werde nicht ohne einen versöhnenden Geist“ möglich sein.

Stiefenhofer erinnerte an jenen Geist, der den Gründer von Kirche in Not, Pater Werenfried von Straaten, beseelt hatte, der mit seiner „Speck- und Bibel-Mission“ Belgier und Deutsche nach dem zweiten Weltkrieg entscheidend versöhnt hatte. Wie Van Straaten hatte er einen Spenden-Sammelhut dabei, den die Zuhörer nicht leer ließen.

(v.l.n.r.) Der Sprecher des Pfarrgemeinderates, Markus Hubmann, begrüßte den Pressesprecher von Kirche in Not, André Stiefenhofer, zusammen mit Pfarrer Dr. Christian Schulz, Brigitta Heidlinger und dem Vorsitzenden der KAB, Josef Kotz, der eine Spende an KiN überreichte

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