Ehrenamtlicher Arabischlehrer für Kümmersbuch gesucht, denn: „Nada ist wieder da“
„Mach’s wie Gott, werde Mensch“ soll sich gerade im Advent zeigen. Und so wird nun dazu noch in Kümmersbuch ein ehrenamtlicher Arabischlehrer gesucht. Denn: „Nada ist wieder da“.
Die achtjährige Nada Al-Absi ist seit ihrem vierten Lebensjahr in zwei Welten unterwegs. Da sind einmal ihre Heimat, der Jemen, aber auch die Oberpfalz, sprich Kümmersbuch bei Hahnbach. Über zwei Jahre lang war sie über das Hammerforum (s. Hintergrund) bereits bei der Familie Weiß untergebracht, wo sie nun wohl wieder längere Zeit bleiben wird.
Als Nada sich im Alter von dreieinhalb Jahren ihr Schienbein brach, begann für sie ein scheinbar endloser Leidensweg. Aufgrund der mangelnden medizinischen Versorgung in ihrem Heimatland entzündeten sich die Bruchstelle und bald auch ihr Schienbein. Die Knochen verkrümmten, das Fleisch zersetzte sich und als man den einfachen Gips entfernte, war das Bein fast nicht mehr zu erkennen. Die Ärzte des im Jemen tätigen Hammerforums konnten im Land nicht mehr helfen und so wurde sie für eine Behandlung im kooperierenden St. Marien-Krankenhaus in Amberg vorgesehen.
Der dort zuständige praktizierende Gefäßchirurg, Dr. Raffaelidis suchte daraufhin umgehend eine Pflegefamilie im Landkreis. Stefanie Weiß wurde darauf aufmerksam. Ihre Anfrage wurde auch prompt positiv beantwortet und schon bald kam Nada als weiteres Familienmitglied zu den beiden Kindern der Unternehmerfamilie.
„Ich wollte ein Zeichen gelebten Glaubens setzen“, meint Frau Weiß, fast schüchtern. „Wir haben doch alle mehr als genug. Sollten wir da nicht dankbar über den Tellerrand hinausschauen? Es gibt doch so etwas wie eine globale Verantwortung, die gelebte Nächstenliebe erfordert?“ Da auch der Ehemann, welcher zu seiner Zimmerei „nebenbei“ die Tierauffangstation in Kümmersbuch betreibt, gleich einverstanden war und die Kinder ebenso ihr „Ja“ gegeben hatten, wurde für Nada ein eigenes Zimmer eingerichtet.
In den beiden Jahren, in denen die medizinischen Erfolge ein Auf und Ab der Gefühle, mit großen Erwartungen und enttäuschten Hoffnungen, brachten, wuchs Nada der ganzen Familie bald ans Herz. Als nach einem Jahr sogar der endlich angewachsene Spenderknochen in der Mitte durchbrach, war die Enttäuschung groß.
Ein weiteres Jahr mit Behandlungen in der Uniklinik Ulm folgte. Hier wurde das Wadenbein für das explantierte Schienbein umtransplantiert, in der Hoffnung, dass sich dieses ausreichend verdickt und die Funktion beider Knochen übernimmt. Zudem stand nach acht Operationen und zwei Jahre in er Fremde die Rückkehr von Nada zu ihrer Herkunftsfamilie aus familiären Gründen bevor.
Zwei Jahre war Nada nun wieder im Jemen, wo die Knochen leider schief zusammenwuchsen und ihr Bein zunehmend und zusehends trotz des geringen Körpergewichts und der täglichen Belastung verkrüppelte. Dies verhinderte auch, dass die mittlerweile Achtjährige zu Schule gehen konnte. Stefanie Weiß sucht nun deshalb einen Privatlehrer, der ehrenamtlich vielleicht zweimal die Woche nach Kümmersbuch kommen kann, um Nada zumindest ein wenig schreiben, lesen und rechnen beizubringen.
Die wissbegierige Nada beschäftigt sich ansonsten gerne mit malen und basteln und den Spielsachen ihrer „Geschwister auf Zeit“. Auch hilft sie im Advent nicht nur ihrer Tante Maria beim Plätzchenbacken. Mit viel Ausdauer spielt sie mit Emma, der Rehpinscherdame von Stefanie Weiß, welche ihr Schicksal zu verstehen scheint. Ganz glücklich ist sie auch, wenn sie ab und zu in Atzmannricht beim Weiß Ferdl ein wenig reiten darf.
Der gemischte Chor Hahnbach, in dem Stefanie Weiß aktives Mitglied ist, hat nun beschlossen, dass der Erlös beim Weihnachtskonzert in diesem Jahr am vierten Advent, dem 21.12. um 17 Uhr in der Pfarrkirche, an das Hammerforum gehen soll. Neben der Familie Weiß engagieren sich noch weitere Familien im Landkreis wiederholt und ehrenamtlich, so zum Beispiel die Familie Biehler in Schwand und die Familie Donhauser in Raigering.
So kann der Satz „Mach’s wie Gott, werde Mensch“ auch hier von einer frohmachenden globalen Verantwortung künden.
Stefanie Weiß mit Nada Al-Absi, dem Kater Adolf und der Rehpinscherdame Emma
Hintergrund
Das Hammer-Forum wurde 1991 von Ärzten und Bürgern während des zweiten Golfkriegs in Hamm in Nordrhein-Westfalen gegründet. Es will kriegsverletzten und kranken Kindern in Krisengebieten medizinisch helfen. Bislang konnten bereits mehr als 750 000 Kinder in ihren Herkunftsländern behandelt werden und über 1.800 in Deutschland. Dazu arbeitet das Forum mit ausgewählten Kliniken, wie dem St. Marien-Krankenhaus in Amberg, gut zusammen.
Langfristig wird aber eine komplette „Hilfe vor Ort“ anvisiert und zwar im Sinne einer „Hilfe zur Selbsthilfe“. So renoviert man in den Krisenländern Krankhäuser und Hilfseinrichtungen und bildet ebenso Helfer und Ärzte beständig weiter.
Das Hammerforum ist derzeit in acht aktuellen Ländern im Einsatz, von Eritrea über den Kongo bis hin in den Jemen, aus dem die kleine stammt. Streng nach dem Neutralitätsprinzip, über alle ethnischen, religiösen und staatlichen Grenzen hinweg, sind die Zielgruppe der Hilfsorganisation primär Kinder zwischen sechs und 13 Jahren.
Die Finanzierung des Forums geschieht primär aus Spenden, wobei sich ein Großteil der Helfer und Mitarbeiter ehrenamtlich engagiert, so auch die Familie Weiß in Kümmersbuch.
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