„Grenzgeschichte(n)“ zum Eisernen Vorhang - „Vom Eisernen Vorhang zum grünen Band“
Nicht Ahnen- oder Familienforschung, sondern „Grenzgeschichte(n)“ zum Eisernen Vorhang war die Hauptsache bei einem Informationsabend, zudem der Arbeitskreis Amberg-Sulzbach der Gesellschaft für Familienforschung und die AOVE in den Gasthof Ritter eingeladen hatten.
Die Leiterin des Stammtisches der Familienforscher, Monika Goldner, konnte dazu, trotz Fußballübertragung, 30 Zuhörer begrüßen.
Der Referent, Reinhold Balk, erlebte in seiner Dienstzeit als Beamter bei der Bundespolizei unmittelbar das Geschehen an der schwer befestigten Grenze zwischen Bayern und der Tschechoslowakei und war für die Grenzüberwachung von 128 Kilometern zuständig. Seine Ausführungen stellte er unter: „Vom Grenzzaun zur Grenzlinie“ und „Vom Eisernen Vorhang zum grünen Band.“
Ursprünglich sei die böhmisch-bayerische Grenze die zweitälteste Grenze Europas. Balk stellte die geschichtliche Entwicklung der Grenzziehungen zwischen den Königreichen Bayern und Böhmen, sowie die Folgen des 1. und 2. Weltkrieges voran.
Als Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts bezeichnete er das Attentat von Sarajevo am 28. Juni 1914 und somit den Ausbruch des 1. Weltkrieges. So habe sich gerade nach dem 2. Weltkrieg eine gravierende Änderung ergeben, indem die Tschechoslowakei als bisher freies Land dem Ostblock zugeschlagen wurde und der Eiserne Vorhang entstanden ist. Dieser habe praktisch zwei Machtblöcke mit einem stark gesicherten Sperrabschnitt auf einer Länge von über 300 Kilometern voneinander getrennt.
Dazu wurden Ortschaften ausgesiedelt, die Grenze streng überwacht und eigene Unterkünfte für Soldaten gebaut. Das Kernstück der Sperrzone bildete eine von Hand geschlagene Schneise in deren Verlauf ein Starkstromzaun stand, der Mitte der 1960er Jahre durch eine Signalzaun ersetzt wurde und Alarm auslöste.
Der Referent erklärte den Aufbau des Grenzbereichs und den Ablauf eines ausgelösten Alarms. Beeindruckend dabei die Bilder von Sperranlagen, Wachtürmen, Standorten und Unterkünften des Überwachungspersonals. Dessen Soldaten lebten in kleinen, autarken Orten zusammen und waren innerhalb weniger Minuten einsatzbereit. Fast 5000 Menschen seien jährlich über zwanzig Jahre hinweg wegen versuchter Republikflucht verhaftet worden.
Interessant auch dabei, auf welche Art und Weise dennoch immer wieder manchen die Flucht in den Westen geglückt ist. Aber auch menschliche Schicksale, wie das des Oberstlleutnant a.D. JohannDick, welcher 1986 bei einer Wanderung auf bayerischem Gebiet erschossen wurde, brachte Balk den Zuhörern nahe.
Viele Denkmäler seien zur Erinnerung an manch unglaubliche Geschichten aus dieser Zeit errichtet worden. So viele Jahre dieses Grenzbollwerk auch Bestand hatte, so schnell verschwand es mit dem Niedergang des kommunistischen Machtbereiches. Nur etwa vier Monate habe es gedauert, bis die Tschechen die Sperranlagen nach dem Fall des eisernen Vorhangs beseitigt hatten.
Interessant dazu, dass Rehe, die mit einem GPS-Sender ausgestattet wurden, immer noch diesseits und jenseits der Grenze kehrt machen und zurückgehen. „So lange wirkt der Zaun nach“, beendete Reinhold Balk seinen zweistündigen Vortrag, für den sich Hahnbachs Heimatpfleger Ludwig Graf mit einem Präsent bedankte.
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