Wie kann aus Pflegezeit wertvolle Lebenszeit werden?

Mit Notlösungen, drohendem Burnout und einem resignierten "Was soll man machen?" will sich der Bayerische Landesverband des Katholischen Deutschen Frauenbundes (KDFB) beim Thema Pflege nicht mehr zufrieden geben. Deshalb lud er am Montag zum Kongress "Pflegezeiten sind Lebenszeit!" in den Bayerischen Landtag in München ein. Der KDFB brachte alle ins Gespräch: Pflegekräfte, pflegende Angehörige, Ehrenamtliche, Pflegekassen und Politik. "Raus aus der institutionellen und individualisierten Not in der Pflege, das ist unser Anliegen", machte Elfriede Schießleder, die KDFB-Vorsitzende, deutlich.

Pflegende Angehörige, ehrenamtlich Pflegende und Berufspersonal müssen es schaffen, mit effektiver Interessenvertretung und massiver Öffentlichkeitsarbeit Veränderung bei Bezahlung, Arbeitsbedingungen, Ausbildung, Rahmenbedingungen und Rente durchzusetzen. So der Tenor der Experten.

Für den Frauenbund ist darüber hinaus wichtig, das Zusammenwirken von Fachleuten, Ehrenamtlichen, Angehörigen, Kommunen und Organisationen zu optimieren. Er liegt damit auf einer Linie mit der Vorsitzenden des Ausschusses für Pflege und Gesundheit im Landtag, Kathrin Sonnenholzner. Sie will einen flächendeckenden Ausbau von Pflegestützpunkten in Bayern erreichen. Auch die Ministerin für Gesundheit und Pflege, Melanie Huml, sieht hier Nachholbedarf.

Generalistische Ausbildung und Akademisierung der Pflege notwendig

Eine generalistische Ausbildung und Akademisierung der Pflege halten Vertreter der Pflegeberufe und Heimträger für einen besonders wichtigen Schritt hin zu einem attraktiveren Berufsfeld Pflege. Eine Pflegekammer in Bayern würde ebenfalls einen großen Schritt nach vorne bedeuten. Die Ministerin dagegen strebt einen Pflegering als Körperschaft des öffentlichen Rechts an.

Renate Adam-Paffrath, Professorin an der Fliedner Fachhochschule Düsseldorf, verdeutlichte das Spannungsfeld zwischen ökonomischen Zwängen und ethischen Anforderungen in der Pflege. Sie wünscht sich ein richtiges Lautwerden der Pflegebedürftigen, der pflegenden Angehörigen und auch des professionellen Pflegepersonals für ihre Interessen.

Rentenrechtliche Absicherung für pflegende Angehörige

Laien als die Spezialisten für individuelle Pflegesituationen brauchen eine rentenrechtliche Absicherung. KDFB-Vorsitzende Schießleder findet: „Kindererziehungszeiten und Pflegezeiten müssen gleich bewertet werden, Ehrenamtliche und pflegende Angehörige gleich gestellt.“ Der Frauenbund wird sich dafür stark machen, dass pflegende Angehörige nicht mehr hinten anstehen im System Pflege.

Fussek fordert Streik aller in der Pflege Tätigen

Provokant die Forderung von Claus Fussek, dem bekannten Pflegekritiker aus München, nach einem Streik aller in der Pflege Tätigen. Kathrin Sonnenholzner dagegen stellte die Frage in den Raum: „Wie wäre es, wenn wir zuerst einmal festlegen, was in der Pflege nötig ist, und dann den Beitragssatz danach ausrichten?“

Ein würdevoller und wertschätzender Umgang mit pflegebedürftigen Menschen, aber auch mit denen, die diese Pflege und alltägliche Unterstützung leisten, könnte so sicher besser gelingen - da ist sich Schießleder als Vertreterin von 175.000 KDFB-Mitgliedern in Bayern sicher.

Redaktion: Ulrike Müller-Münch

Die Teilnehmerinnen des KDFB-Kongresses zum Thema Pflege präsentieren ihre Forderungen

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