09.01.2011 | Stehende Ovationen beim 1. Hahnbacher Orgelkonzert

Christof Weiß, der junge Hahnbacher Komponist und Organist gab in der gut besetzten St. Jakobus Pfarrkirche sein erstes Konzert auf der renovierten und erweiterten Binderorgel.

Passend zur romantischen Orgel hatte er Werke von Bach, Schumann und Mendelsohn-Bartholdy ausgewählt.

Als Ohren schmeichelnden Einstieg hatte der Student eine eigene Improvisation gewählt, die gut zum Ende des Weihnachtsfestkreises passte. Über das Kirchenlied „Nun freut euch ihr Christen“ modulierte er harmonisch und mit viel Einfühlungsvermögen in der romantisch gedämpft beleuchteten Kirche mit den großen Christbäumen am Hochaltar als Blickfang.

Robert Schumanns „Studien für den Pedal-Flügel opus 56, Nr. 1“ eröffneten frühromantisch und sensibel den Reigen der speziellen Kirchenmusik, für welche die Orgel 1906 von der Regensburger Firma Binder und Siemann hinter dem alten Rokkokogehäuse und den Prospektpfeifen neu eingerichtete worden war.

Auch die weiteren drei Studien von Schumann, welche Weiß abwechselnd mit zwei Fugen Johann Sebastian Bachs und einer Orgelsonate von Felix Mendelsohn-Bartholdy vortrug, passten in das breite Repertoire der nun mit einem Auxiliar erweiterten Orgel.

Die differenzierte Stimmungsgebung Schumanns und manche kühne und dann wieder liedhafte Harmonik seiner Musik, regte zu Assoziationen und romantischen Phantasien an.

Sein vielschichtiger Klangstil passte gut zu Mendelsohns geschmeidige melodiöse Gestaltung, welche ebenso dem Geist der Romantik verpflichtet war. Die klare Instrumentalisierung Mendelsohns wies ihn zudem als Verehrer Johann Sebastian Bachs aus, den musikalsich zitierte und den Weiß brilliant intonierte.

Die zu höchster Geistigkeit gesteigerte Kraft des kompositorischen Denkens Bachs vermochte einen innigen Ausdruck und zugleich Ordnung verbinden. Polyphonie und harmonischer Klangfluss, konzertante Momente im Mit- und Gegeneinander schienen fast augenscheinlich den Barock im Innern der Hahnbacher Pfarrkirche zu neuem Leben zu erwecken, ja die Putten fast mitjubilieren zu lassen.

Auf der musikalischen Zeitreise vom barocken zum hochromantischen Glaubens- und Lebensgefühl des 18. und 19. Jahrhunderts nahm Christof Weiß seine Zuhörer genial packend mit. Fast spürbar schien er mit seiner Heimatorgel zu verschmelzen und spannend vom ersten bis zum letzten Ton herrschte stets höchste Aufmerksamkeit im Kirchenraum.

Mit einer langen eigenen freien Improvisation zeigte Christof Weiß abschließend die ganze Palette der aufgerüsteten Orgel und riss alle förmlich mit.

Mit minutenlangen stehenden Ovationen dankten ihm die Zuhörer für ein wunderbares akustisches Erlebnis, welches sicher noch lange in Erinnerung bleiben wird. Als Zugabe schenkte Weiß den Hahnbachern und manchen weiter angereisten Kennern noch ein Concerto von Bach und begeistertes Klatschen belohnte seine über 90 Minuten lang dargebotene Kunst.

Dank der Renovierung und Erweiterung der Romantischen Hahnbacher Orgel durch den Orgelbaumeister Thomas Jann (li) konnte Christof Weiß (re) ein mitreißendes stilechtes Barock- und Romantikkonzert in Hahnbach geben
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AWZ-HAHNBACH