Frauenbund spürt Schicksal der Sulzbacher Synagoge nach
Einst war die Synagoge Sulzbach spirituelles Zentrum für Juden aus der ganzen Oberpfalz. Heute ist sie eine Erinnerungs- und Begegnungsstätte, in der man dem Schicksal des Bauwerks und dem jüdischen Leben in Sulzbach nachspüren kann.
Genau das taten die Mitglieder des Katholischen Frauenbundes, die der Einladung ihrer Bezirksvorsitzenden Margarete Hirsch (Hahnbach) zur Besichtigung des am 31. Januar 2013 eingeweihten interkulturellen Zentrums gefolgt waren.
Dass die Idee zum Synagogenbesuch ein Volltreffer wurde, lag maßgeblich an Stadtheimatpfleger Dr. Markus Lommer. Mit ihm stand beim Rundgang ein gleichermaßen kompetenter wie eloquenter Informationspartner zur Verfügung.
Schon beim Eintreten in den historischen Innenraum wurde verständlich, warum die Sulzbacher Synagoge zu den schönsten und bedeutendsten jüdischen Sakralbauten in Bayern zählte. Die raumprägende Kuppel, die weiß gekalkten Wände und grau marmorierten Säulen, die in Umrissen dargestellte Bima und der Toraschrein – alles machte einen imposanten, harmonischen Eindruck.
Interessant war es zu erfahren, dass das Gebäude seinen Erhalt dem Umstand zu verdanken hat, dass die wenigen noch in Sulzbach lebenden Juden in den 1930-er Jahren das Gebäude an die Stadt unter der Auflage verkauften, es nur für kulturelle Zwecke zu nutzen.
In der NS-Zeit als „Heimatmuseum“ genutzt entging die Synagoge dem Sturm der Reichspogromnacht im November 1938. Von 2008 bis 2013 wurde das Gebäude, das ab 1954 als Wohn- und Lagerhaus gedient hatte, aufwändig saniert.
Im Gebäude konnte man anhand der dreiteiligen geschichtlichen Dokumentation die große Tradition jüdischer Kultur in Sulzbach nachvollziehen. Im Erdgeschoss erfuhren die Besucherinnen unter den Überschriften „Toleranz und Geistesfreiheit“ bzw. „Juden in Sulzbach“ Interessantes über die Bau- und Nutzungsgeschichte der Synagoge bzw. die Entwicklung der jüdischen Gemeinde.
Im Obergeschoss, der ehemaligen Frauenempore, standen Informationen über die Sulzbacher Hebräischen Druckereien, die von europaweiter Bedeutung waren, und die Bibelstadt Sulzbach im Mittelpunkt.
Auf besonderes Interesse der Gruppe stieß der an der Nordseite des Gebäudes in die Synagogenmauer eingelassene Hochzeitsstein, an dem das Glas zerschlagen wurde, aus dem Braut und Bräutigam bei der Trauung getrunken hatten.
Nach Dankesworten an Dr. Lommer für die aufschlussreiche Führung nutzten die Teilnehmerinnen beim gemütlichen Beisammensein ausgiebig die Gelegenheit zum Gedanken- und Meinungsaustausch.
Bei der Führung durch die ehemalige Sulzbacher Synagoge, die nach ihrer Sanierung seit 2013 als Erinnerungs- und Begegnungsstätte genutzt wird, zeigte Stadtheimatpfleger Dr. Markus Lommer (links) den Mitgliedern des Katholischen Frauenbundes auch eine Torarolle. Zum Deuten der Textzeilen gab Lommer der Bezirksvorsitzenden Margarete Hirsch (2. von links) einen Jad an die Hand
Bilder von kea
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