Kriegsende auf dem Frohnberg - Hans Lobenhofer (geb. 4.4.1939) erzählt
Hans Lobenhofer (geb. 4.4.1939) war als Bub auf dem Frohnberg aufgewachsen und erinnert sich noch gut an das Kriegsende im Jahr 1945 und einige höchst dramatische Szenen.
„Wir waren alle auf dem Berg, als plötzlich ein Jeep mit deutschen Soldaten mit weiblicher Begleitung vor dem Haus stand. Die Soldaten zwangen meine Mutter das ganze Inventar aus einem kleinen Schuppen zu entfernen, da sie dort ihr Fahrzeug parken wollten. Da flogen Matratzen, Bettzeug und manches Mobiliar heraus und der Jeep wurde unter Dach gefahren.
Was wir vorher schon ahnten, sahen wir jetzt genau: der Jeep war voller Lebensmittel, von oben bis unten!
Einer der Soldaten fuhr meine Mutter frech an, sie solle sofort für ihn und seine Begleitung Kaffeewasser aufsetzen, hier wär der Kaffee dazu. Die Tatsache, dass meine Mutter recht zögerlich reagierte, schien den Soldaten wütend zu machen.
Als im fast gleichen Augenblick zudem die Tür aufging und ein verwundeter deutscher Lanzer die Stube betrat, bezichtigte ihn der Soldat sofort als ausgerissenen Feigling. Die Situation spitzte sich zu und wir Kinder bekamen es immer mehr mit der Angst, schließlich hatten die Soldaten ja ständig ihre Gewehre im Anschlag.
Die Erlösung nahte, als der Verwundete und nur notdürftig Versorgte vorbildlich Meldung machte und davon berichtete, dass er der einzige Überlebende eines amerikanischen Angriffs bei Unterschwaig ist und die amerikanische Armee schon im Anmarsch sei. Da änderte sich blitzschnell das Mienenspiel der Soldaten, sie ergriffen panisch die Flucht und brausten davon.
Es dauerte nicht lange, da kam ein Trupp deutscher Soldaten mit zwei verwundeten gefangenen Amerikanern hungrig in die Wirtstube und bat um Essen. Als wir ihnen von dem Jeep erzählten, wussten sie sofort, dass dies wohl „das Kameradenschwein Hugo“ gewesen sei, der ihre Verpflegung gestohlen hatte.“
Einmal kamen von der StaLag (d. i. ein Stammlager für Kriegsgefangene) aus Sulzbach ein Belgier und ein Franzose mit deutschen Bewachern auf den Frohnberg, erinnert sich Lobenhofer. Doch plötzlich war einer der Zwangsarbeiter verschwunden. Da bekamen es die deutschen Soldaten mit der Angst, ließen ihre Waffen liegen und lösten sich in Kleingruppen auf.
Kurz darauf erreichten amerikanische Soldaten die Wirtstube, requirierten die Waffen und die Munition und durchsuchten das Haus. Aber plötzlich schlug die Stimmung um und gab es ein riesiges freudiges „Hallo“: ein Amerikaner und der verbliebene Franzose fielen sich zu tiefst gerührt um den Hals. Sie konnten kaum glauben, dass sie sich nach ihrem gemeinsamen Studium in London nach so vielen Jahre wieder gefunden hatten.
Aber die Situation blieb noch lange sehr angespannt, weiß Hans Lobenhofer. Im großen Waldgebiet um den Frohnberg tauchten nämlich immer wieder Amerikaner und versprengte deutsche Soldaten auf. Damals habe er auch die ersten Farbigen gesehen, erzählt er.
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