Gedanken zum Tag (10) von Pfarrer Dr. Christian Schulz
Wie brüchig und fraglich alle vermeintlichen Gewissheiten, gerade auch alle selbstgemachten Sicherheiten unseres Lebens sind, tritt in Zeiten der Bedrängnis oft ganz besonders zutage. Vieles mag uns dann rätselhaft, ja bedrohlich erscheinen, obwohl wir doch glaubten, alles zu wissen und (fast) alles zu vermögen.
Und mit einem Mal beginnen wir, als einzelne und kollektiv, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Die einzige Chance liegt dann darin, das Fundament zurückzugewinnen.
Wie soll das gehen?
Nun, die Botschaft Jesu, so paradox es klingen mag, ist da ganz klar und unmissverständlich. Er ruft Dir und mir zu: „Wage den Sprung ins Bodenlose und vertraue nur auf mich, du wirst in Ewigkeit nicht zuschanden werden!“
Von der hl. Teresa von Avila (1515-1582), auch eine große Mystikerin, stammt dieses kleine Gedicht:
Nichts soll dich verstören,
nichts dich erschrecken,
alles vergeht,
Gott ändert sich nicht.
Geduld
erlangt alles;
wer Gott hat,
dem fehlt nichts:
Gott nur genügt.
Die Bedeutung dieser Zeilen kann man im Grunde nicht erklären, sie ‚erschließt sich‘ nur, wenn man mit ihnen und aus ihnen lebt, wie Teresa es getan hat.
Sie hat sich damit Mut gemacht, hat sich daran in Erinnerung gerufen, woher sie die Kraft bekommt, ihren Weg zu suchen und zu gehen.
Sie hat sich dadurch daran erinnert, was man gerade dann “vergessen hat“, wenn man es braucht: dass Gott da ist, dass er den Weg weiß, wo ich keinen mehr sehe, dass er Atem hat, wo mir der Atem ausgeht, dass er der Meister ist, ich (nur) Jünger/in, dass die Welt, selbst wenn sie aus den Angeln fiele, nicht aus seinen Händen fallen kann.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und mir, dass uns nichts verstören und nichts erschrecken mag - was auch geschieht!
Ihr Pfr. Dr. Christian Schulz
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