"Geschichte und Geschichten" von und aus Hahnbach von Marianne Moosburger (Teil 5)
Der Landshuter Erbfolgekrieg (1504/5) oder
Wildwest in Hahnbach und Umgebung oder warum die Hahnbacher lieber 12 Kilometer nach Amberg als 6 Kilometer nach Sulzbach fahren
Der dritte Sohn von Philipp und Margret, der Landshuterin, war der spätere Pfalzgraf Ruprecht (1481 – 1504). Dieser heiratete – damit das Geld in der Verwandtschaft bleibt – die Tochter des Herzogs Georg des Reichen von Landshut. Als dieser am 1. Dezember 1503 stirbt, beansprucht der Amberger Pfalzgraf dessen Ländereien.
Da aber auch frühere Vereinbarungen mit den Herzögen der Münchner Linie der Wittelsbacher (Herzog Albrecht IV, der Weise, von Bayern-München) bestanden, wollten auch diese dessen Ländereien erben.
Aus dem Streit entwickelte sich ein Krieg von Stadt zu Stadt, von Burg zu Burg, von Ort zu Ort, der auf dem flachen Land in Bayern, Schwaben und der Rheinpfalz fürchterliche Verwüstungen zur Folge hatte.
Böhmische Truppen kamen im Mai 1504 über Waldsasssen, im Juni über Waldmünchen und im August über Wunsiedl den Pfälzern und damit dem Amberger Pfalzgraf Ruprecht zu Hilfe.
Ein besonders schweres Schicksal traf die bayrische Stadt Sulzbach, die, von pfälzischen Orten umgeben, schweren Feindseligkeiten von Seiten der Amberger ausgesetzt war.
Doch die Sulzbacher verteidigten sich tapfer und fügten ihren Gegnern „zahlreichen Schaden“ zu, schrieb damals ein Sulzbacher Chronist.
Dieser bayrische Krieg von 1504 erfasste bald auch die Hahnbacher
Am 3. Mai 1504 überfallen die Sulzbacher in den Morgenstunden die Dörfer Iber und Dürnsricht, nehmen die Bauern gefangen, treiben das Vieh fort und bringen ihren Raub nach Sulzbach.
Die Hahnbacher – nicht faul – greifen sie bei Gallmünz an und nehmen ihnen die Beute wieder ab.
Doch die Sulzbacher setzen ihnen wieder nach, erschießen zwei Mann und nehmen den Hahnbacher ihre ehemalige Beute wieder ab.
Am 24. Mai greifen die Hahnbacher das bayrische Sinnleithen an und haben einen Toten zu beklagen.
Gemeinsam mit den Schlichtern überfallen die Hahnbacher am 7. Juli 1504 Edelsfeld. Sie rauben den ganzen Kirchenornat, Kelche, Leuchter, Altartücher und manches Wertvolle mehr.
Die Sulzbacher unter deren Schirmherrschaft Edelsfeld stand, überrennen prompt in der darauffolgenden Nacht Schlicht, brennen den Ort mit Kirche und Pfarrhof bis auf drei Häuser nieder und nehmen alles Vieh und manche Beute mit nach Sulzbach.
Die Hahnbacher stellen daraufhin 300 Gewappnete zu Fuß und an die 90 Berittene zusammen und brechen am 19. Juli mit einem Wagenzug (für die erhoffte Beute) in Richtung Sulzbach auf. Aber sie hatten nicht mit dem sulzbachischen Pfleger Albrecht Stiber und seinem „Fähnlein“ gerechnet, der rechtzeitig von den Absichten der Hahnbacher Kenntnis erhalten hatte und sie nun mit 300 Fußknechten und 19 Reitern bei den Linden am Neutor erwartete.
Es gab Tote und erstochene Pferde und „hätten die von Hambach nicht ablahn den Hambachern hättens großen Schaden gethan“, erzählt ein Sulzbacher Chronist jene Schlacht.
Im August kam eine dritte böhmische Truppenabteilung als Hilfe für den Amberger Pfalzgraf von Eger aus, lagerte in Schönlind und zog über Hahnbach gegen Sulzbach.
Die am 29. August begonnene Belagerung von Sulzbach scheiterte am Widerstand der Bürger wiederum unter ihrem Pfleger Albrecht Stiber und dessen Söhnen Sebald und Sebastian. Am 7. September gaben die Böhmen die Belagerung auf und zogen einem heranrückenden Bayrischen Heer entgegen, das Sulzbach zu Hilfe kommen sollte.
Die Sulzbacher griffen weiterhin frech die umliegenden Ortschaften an. Am 11. September 1504 plünderten sie Süß und brannten das Dorf nieder, weitere 6 Dörfer ereilte das gleiche Schicksal.
Die Sulzbacher wagten es sogar, die Amberger Viehherde am Anger vor der Stadt zu stehlen. Sie kamen bis Siebeneichen, wo sie die Amberger einholten. 11 Sulzbacher verloren dort ihr Leben, 18 wurden gefangen genommen und die Herde wieder nach Amberg zurückgebracht.
Ein anderes Mal gelang es den Sulzbachern allerdings den Ambergern 200 Schafe zu stehlen, was diese erst zu spät bemerkten.
Was die Sulzbacher mit den Ambergern gemacht haben, war wohl den Hahnbachern ein Vorbild und so trieben die Hahnbacher den Sulzbachern ihr Spitalvieh von der Weide. Aber sie hatten so wenig Glück wie vorher die Sulzbacher und vier Hahnbacher bezahlten für den misslungenen Diebstahl mit ihrem Leben.
Die Feindseligkeiten hörten im Winter auf, aber im zeitigen Frühjahr 1505 gab es wieder Zusammenstöße.
Am 9. Februar schloss man schließlich einen Waffenstillstand und am 30. Juli 1505 folgte der Kölner Schiedsspruch.
Ergebnis war die Vereinigung von Ober- und Niederbayern, damit die Voraussetzungen für den Bayrischen Einheitsstaat. Rechtlich sichern sollte dies auch die 1506 erfolgte Primogeniturordnung (Herzog Albrechts IV), das heißt: (nur) der Älteste ist der legale Nachfolger des Verstorbenen.
Ein Herzogtum Neuburg wurde von den Pfälzischen Wittelsbachern errichtet, dem die Stadt Sulzbach einverleibt wurde. Sulzbach war damit nicht mehr bayrisch.
1517 am 31. Oktober veröffentlicht Dr. Martin Luther seine 95 Thesen, die schließlich die Reformation und auch die Glaubenskriege zur Folge haben.
1518 79 Bürger leben in Hahnbach – wenig Bürger = wenig Geld.
Die gotische Pfarrkirche ist fertig gebaut, hat aber noch keinen Turm.
An der Westseite, dort wo heute der Turm steht, war früher übrigens eine große gotische Rosette, deren Ausmaße man immer noch bei einer Turmbegehung bewundern kann.
1521 wird der Turm der Pfarrkirche angefügt, doch erst nach 16 Jahren Bauzeit, im Jahr
1537 wird der Turm in einer billigeren und damit kürzeren Version als geplant beendet.
"Geschichte und Geschichten" von und aus Hahnbach von Marianne Moosburger (Teil 4)
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