Gedanken zum Tag (30) von Pfarrer Dr. Christian Schulz

Frau Marianne Moosburger hat ein kleines Interview mit Dekan Dr. Christian Schulz geführt, das auch in der AZ erscheinen soll. Dies sei nun hier als „Gedanken zum Tag“ veröffentlicht.

1. Welche Erfahrungen verbinden Sie mit der derzeitigen Coronakrise
a) im negativen Sinn und
b) im positiven Sinn?

Ganz ohne Zweifel ist die negativste Erfahrung die, in den menschlichen Kontaktmöglichkeiten im Sinne einer Begegnung von Angesicht zu Angesicht fast vollkommen eingeschränkt zu sein. Im alltäglichen wie auch im gottesdienstlichen Leben.

Dies ist für mich aber andererseits auch zugleich die positivste Erfahrung: Tiefer und neu zu wissen, was Martin Buber einmal in dem Satz zusammenfasste: „Alles wirkliche Leben ist Begegnung!“

Und ich füge hinzu: Leibhafte Begegnung ist durch nichts zu ersetzen! Das spüren wir alle wohl in dieser Zeit ganz besonders und das ist ja im Grunde eine schöne, wirklich menschliche Erfahrung. Hoffen wir darum, dass die jetzige Erstarrung bald wieder in normales Leben übergehen kann.

2. Stellen Sie eine Zunahme an Telefonanrufen fest?
a) Wenn ja, was ist der häufigste Grund dafür?
b) Wenn nein, was ist dafür wohl der Grund?

Vor dem Hintergrund, dass ich mich schon zu Corona-freien-Zeiten nicht über ein stummes Telefon beklagen konnte, merke ich keine signifikante Steigerung. Jedenfalls, was Anrufer anbelangt.

Mein eigener Griff zum Telefon, um auf diese Weise einfach kurz und schnell hier und dort nachzufragen, wie es geht oder ob es irgendeine Hilfe braucht, ist dagegen sehr wohl häufiger geworden.

Im Übrigen gibt es bei meinen regelmäßigen Fußwegen durch den Ort allenthalben Gelegenheit, natürlich unter Einhaltung der Kontaktregeln, auf der Straße oder über die Gartenzäune hinweg zumindest ein Minimum an Begegnung zu pflegen.

3. Gehen Sie zu Schwerkranken oder Sterbenden der Pfarrgemeinschaft, wenn Sie gerufen werden?

Selbstverständlich. Die Spendung der Sterbesakramente ist zum einen rechtlich möglich und kirchlicherseits ausdrücklich gewünscht. Unter Beachtung notwendiger Schutzmaßnahmen habe ich dies selbst auch schon getan.

Ich bin hier besonders auch dem medizinischen Personal dankbar, das den Zugang zu Betroffenen unter nicht geringem Mehraufwand zusätzlich zu seiner Arbeitsbelastung derzeit ermöglicht. Niemand wird im Sterben allein gelassen. Dies zumindest für meinen Verantwortungsbereich zu betonen, ist mir sehr wichtig!

4. On-Line-Gottesdienste sind derzeit sehr gefragt. Bislang gibt es diese in Hahnbach nicht. Werden auch Sie diese in nächster Zeit mit Predigten anbieten?

Ganz bewusst habe ich für Hahnbach auf dieses Angebot verzichtet. Wobei es freilich durchaus Personen gibt, die hier eine Übertragungsmöglichkeit eingerichtet hätten. Ich persönlich bin der Ansicht, dass von Beginn der gegenwärtigen Beschränkungen an bereits hinreichend professionelle Angebote dieser Art in Fernsehen und Radio verfügbar sind.

Und für unsere Diözese Regensburg ist sehr rasch eine Live-Übertragung aus der Kathedralkirche eingerichtet worden. Vor diesem Hintergrund muss es meiner Meinung nach schlicht und einfach nicht aus jeder Dorf- oder auch Stadtpfarrkirche eine eigene Live-Schaltung geben.

Und mit einem Augenzwinkern möchte ich hinzufügen: Es wird, so Gott will, auch wieder Zeiten geben, in denen man mich predigen hören kann!

5. Das alljährliche „High-Light“, das Frohnbergfest, wird ja höchstwahrscheinlich heuer nicht stattfinden können. Was wäre denn das Thema gewesen? Sind schon Alternativen geplant? Welche Idee hätten Sie?

Was das diesjährige Frohnbergfest anbelangt, wird es zu gegebener Zeit auf Grundlage der Notwendigkeiten eine Entscheidung geben. Bereits im Januar habe ich unserem Gesamtpfarrgemeinderat das kommende Leitthema vorgestellt: „Ist die Welt noch zu retten? – Christliche(s) Antworten auf das geistige Klima unserer Zeit“.

Die Themen der einzelnen Gottesdienste sprechen, beinahe prophetisch, ganz besonders in unsere gegenwärtige Situation hinein. Der Entwurf wird aber auch in Zukunft sicher nichts von seiner Aktualität verloren haben.

Ob schon Alternativen für den Fall einer Absage geplant sind? Nein, ich halte das Frohnbergfest in seiner Form und von seinem Ambiente her für ganz und gar alternativlos!

6. Was glauben Sie, welche Auswirkungen auf Religion und religiöse Praxis die Coronakrise hat und haben wird?

Das vermag ich nicht abzuschätzen. Jedenfalls glaube ich nicht, weder was das soziale Leben überhaupt und religiöse Praxis im Besonderen anbelangt, an Zusammenhänge, die gleichsam eindeutige und zwingende, verallgemeinerbare Konsequenzen individueller oder auch kollektiver Art nach sich ziehen würden.

7. Rechnen Sie mit einer baldigen Wiederaufnahme von Gottesdiensten? Gibt es bereits Pläne für die Umsetzung von Schutzmaßnahmen?

Nach meiner Kenntnis laufen derzeit Gespräche darüber zwischen den staatlich und kirchlich Verantwortlichen. Bis zum Ende dieser Woche sind konkrete Ergebnisse zu erwarten. Weitergehende Planungen zur Umsetzung von Schutzmaßnahmen werden natürlich abhängig von den Vorgaben sein, die zu erfüllen sind. Deshalb gilt auch hier: Ein Schritt nach dem anderen!

(Passen Sie gut auf sich und aufeinander auf, behüt‘ Sie Gott und im Gebet verbunden
Ihr Pfarrer Dr. Christian Schulz)

Gedanken zum Tag (29) von Pfarrer Dr. Christian Schulz

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