Wallfahrtskirche auf dem Frohnberg sieht das ganze Jahr über manche BeterInnen

Mit „Oh, Maria Hilf!“ haben Pilger wohl seit Jahrhunderten auf dem Frohnberg das Gnadenbild der Mutter Gottes angerufen. Obwohl dieses Jahr wegen der Corona-Pandemie das Bergfest nur minimal mit wenigen Gottesdiensten am Wochenende stattfinden wird, sieht die Wallfahrtskirche das ganze Jahr über manche BeterInnen. Nicht selten wenden sich diese bei gezielten Anliegen an „ihre“ speziellen heiligen Helfern.

Diese findet man auf den barocken Seitenaltären aus dem 18. Jahrhundert, welche die gleiche Struktur wie der Hauptaltar zeigen. Dort findet man die Heiligen Sebastian, Florian, Agatha, Barbara, Wendelin und Apollonia.

Auf dem linken Seitenaltar zeigt eine Statue den bekannten Märtyrer Sebastian mit den typischen Pfeilen. Jener „Ehrwürdige“, so eine Übersetzung seines Namens, war Offizier der Leibwache der Kaiser Diokletian und Maximian. Wegen seines standhaften Glaubens sollte er von Bogenschützen erschossen werden.

Von der Heiligen Irene wird er aber wieder gesund gepflegt. Daraufhin wurde er im Circus mit Keulen erschlagen und in den Abflussgraben der Cloaca Maxima geworfen. Doch Christen bargen ihn, beerdigten ihn in der Sebastian-Katakombe und errichteten bereits im 4. Jahrhundert darüber eine Kirche.

Sebastian gilt als Patron gegen Seuchen und als Schutzpatron der Brunnen, außerdem ist er Patron der Sterbenden, Eisenhändler, Töpfer, Gärtner, Gerber, Bürstenbinder, der Polizisten in Deutschland und Italien, Soldaten und Schützenbruderschaften, Kriegsinvaliden, Büchsenmacher, Eisen- und Zinngießer, Steinmetze, Jäger, Leichenträger, Waldarbeiter und wird gegen die Feinde der Kirche angerufen.

Das große Altarbild dahinter zeigt den heiligen Florian, dessen Name oft als „der Blühende, Prächtige“ übersetzt wird, als jugendlichen Offizier und Oberbefehlshaber einer Einheit zur Feuerbekämpfung. Engel reichem ihm Kranz und Märtyrerpalme.

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Auch er wurde in der systematischen Christenverfolgung im 4. Jahrhundert wegen seines Glaubens ergriffen. Man schlug ihn mit Knüppeln, durchbohrte seine Schulterblätter und wollte ihn lebendig verbrennen. Doch die Soldaten scheuten sich und man beschloss, ihn von einer Brücke in die oberösterreichische Enns zu stürzen.

Vor seiner Hinrichtung betete Florian eine Stunde, sodass die Soldaten Ehrfurcht erfasste und sie sich scheuten, das Todesurteil zu vollstrecken. Ein wütender junger Mann stieß ihn schließlich von der Brücke hinab in den Fluss.

Die Überlieferung erzählt weiter, dass der Leichnam des Heiligen auf einem Uferfelsen angeschwemmt und von einem Adler mit ausgespannten Schwingen bewacht wurde. Eine tiefgläubige Frau, später Valeria genannt, fand ihn auf eine Offenbarung hin und barg ihn.

Sie legten ihn auf einen Karren, der von Tieren gezogen wurde, und deckte ihn mit Sträuchern und Laubwerk zu, um ihn unbemerkt an seinen Bestattungsort zu bringen. Unterwegs ermatteten die Zugtiere und blieben stehen. Auf ein Gebet dieser Frau hin entsprang eine Quelle und die Tiere konnten trinken. Diese Quelle gibt es noch heute; es ist der Florianbrunnen bei der Kirche St. Johann in St. Florian.

Gestärkt durch das frische Nass gingen sie weiter an den vorherbestimmten Bestattungsort. Dort begrub ihn die Frau eilig in der Erde. Über seinem Grab entstand später das Stift Sankt Florian. Spätere Überlieferungen berichten von einem Strafwunder. Dem Mann, der Florian von der Brücke stürzte, brachen die Augen. So findet man in der Kunst häufig die Darstellung, wie dem Mann, der das Todesurteil vollstreckte, die Augen aus dem Kopf fallen.

Auch wenn Sankt Florian heute als Schutzpatron gegen die Gefahr des Feuers bekannt ist, wurde er ursprünglich gegen Wassergefahr angerufen, woraus sich dann das Feuer-Patronat entwickelt hat.

Im Auszugsbild ist die Heilige Agathe, auf Deutsch „die Gute“. Sie starb wahrscheinlich unter Kaiser Decius zwischen 249 und 251 als geweihte Jungfrau und Märtyrerin. Der Überlieferung nach wurde Agatha auf Sizilien als Tochter wohlhabender Eltern geboren.

Als gottgeweihte Jungfrau lehnte sie den Heiratsantrag des heidnischen Statthalters der Sicilia, Quintinianus, ab, da sie Jungfräulichkeit um des Himmelreiches willen gelobt hatte. Weil Agatha ihn zurückwies, ließ sie der Statthalter für einen Monat in ein Freudenhaus verschleppen.

Da sie ihn nach dieser Zeit immer noch ablehnte, veranlasste Quintinianus ihre Verurteilung und ließ ihr die Brüste abschneiden. Nach dieser Folter erschien ihr der Legende nach nachts der heilige Petrus und pflegte ihre Wunden. Als man dies bemerkte, ließ der Statthalter Agatha auf glühende Kohlen legen, wodurch sie starb. Etwa ein Jahr nach ihrem Tod brach der Ätna aus, und die Einwohner von Catania zogen mit dem Schleier der Heiligen dem Lavastrom entgegen, der daraufhin zum Stillstand kam.

Agathe ist eine der 14 Nothelfer und gilt als Schutzpatronin der Malteser, der Stadt Catania, der Armen und Hirtinnen, der Glocken- und Erzgießer, der Weber sowie der Goldschmiede. Sie gilt als Helferin bei Brusterkrankungen, Viehseuchen, Erdbeben und Ausbrüchen des Ätna. In den nördlicheren deutschsprachigen Gebieten sowie der Schweiz ist die heilige Agatha die Schutzpatronin der Feuerwehren.

Der rechte Seitenaltar zeigt die Statue der Heiligen Barbara, was übersetzt „die Fremde“ heißt. Sie war eine christliche Jungfrau und Märtyrerin des 3. Jahrhunderts. Der Überlieferung zufolge wurde sie von ihrem Vater enthauptet, weil sie sich weigerte, ihren christlichen Glauben und ihre jungfräuliche Hingabe an Gott aufzugeben.

Wie in der Legenda aurea überliefert wird, war Barbara eine sehr schöne und kluge junge Frau, so dass viele Männer aus Nikomedia um ihre Hand anhielten. Barbaras Vater Dioscuros versuchte, sie von der Außenwelt abzuschirmen und sperrte sie in einen eigens dafür gebauten Turm. Hauptgrund für das Einsperren des Mädchens soll aber der verzweifelte Versuch des Vaters gewesen sein, Barbaras Hinwendung zum Christentum zu verhindern.

In der Abgeschiedenheit ihres Gefängnisses bekannte Barbara sich gegen den Willen des Vaters zum Christentum. Der Vater versuchte, sie mit Marterungen und Peinigungen umzustimmen, doch dies bestärkte sie noch in ihrem Glauben. Dem Turm ließ sie ein drittes Fenster hinzufügen – als Symbol der Dreifaltigkeit. Vom Heiligen Geist erleuchtet, ließ sich Barbara zudem in einem heidnischen Opferbecken taufen. Als ihr Vater davon erfuhr, beschloss er, seine Tochter zu töten.

Barbara konnte in einen Felsspalt fliehen, der sich wie durch ein Wunder vor ihr öffnete. Doch sie wurde von einem Hirten verraten. Daraufhin wurde dieser in einen Stein, nach einer anderen Legende in einen Mistkäfer, verwandelt, seine Schafe in Heuschrecken oder Käfer.

Dioscuros fand seine Tochter, schlug sie und brachte sie zum römischen Statthalter Marcianus, der sie zum Tode verurteilte. In der Stadt wurde sie schließlich so grausam misshandelt, dass ihre Haut am Ende in Fetzen vom Körper hing. In der Gefängniszelle erschien ihr Christus und heilte ihre Wunden. Der erbitterte Statthalter ließ sie in der Öffentlichkeit mit Keulen schlagen, die Brüste abschneiden und mit Fackeln foltern.

Vor ihrem Tod betete Barbara, daraufhin erschien ein Engel und hüllte sie in ein schneeweiß leuchtendes Gewand. Letztendlich enthauptete der grausame Vater seine Tochter selbst. Er wurde kurz darauf vom Blitz getroffen und verbrannte, was sich der Legende nach im Jahr 306 unter Kaiser Maximinus Daia zutrug.

Barbara zählt zu den 14 Nothelfern und gilt als Schutzheilige in der Sterbestunde, der Bergleute, Architekten und aller Arten von Bauarbeitern (Maurer, Zimmerleute, Dachdecker und Elektriker) sowie der Glöckner, Türmer und Glockengießer.

Das mannshohe Gemälde des rechten Altars zeigt den Heiligen Wendelin, möglicherweise einen „Vandalen“, den Schutzpatron der Bauern und Hirten, was Rinder, Pferde und Schafe im Hintergrund deutlich anklingen lassen. Der Legende nach soll er im 6. Jahrhundert im Bistum Trier missionierend tätig gewesen sein.

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Verschiedene Legenden ranken sich um Wendelin. Er soll der Gründer und erste Abt der Abtei Tholey gewesen sein, die auch hier mit Ordensbrüdern links auf dem Bild abgebildet ist. Die Krone zu Füßen des Heiligen verweist darauf, dass Wendelin aus königlichem Geschlecht gestammt haben soll, sich jedoch für ein Leben im Dienste Gottes entschieden habe.

Auf der Suche nach einem ungestörten Platz kam er bis in die Gegend von Blies und Saar. Dort traf Wendelin einen Edelmann, der ihn zu seinem Viehhirten machte. Wendelins Demut und Frömmigkeit beschämte den Edelmann, der dem Heiligen daraufhin in der Nähe eines Mönchsklosters eine Zelle erbaute.

Als Wendelin starb, so die Legende weiter, begruben ihn die Mönche. Am nächsten Morgen lag der Leichnam jedoch neben dem Grab. Man legte den Toten auf einen Ochsenwagen und ließ die Tiere den Weg suchen. Die Ochsen zogen den Wagen zu Wendelins alter Betstatt, wo er schließlich seine Ruhe fand.

Im Auszugsbild befindet sich eine Darstellung der Heiligen Apollonia, deren Name sich vom griechischen Gott Apollo ableitet. Im 3. Jahrhundert soll sie in Alexandria in Ägypten gelebt haben. Sie starb wahrscheinlich um 249 als Jungfrau und Märtyrin während der Christenverfolgungen unter Decius. Man schlug ihr die Zähne aus und drohte, sie lebendig zu verbrennen, falls sie ihren Glauben nicht verleugne. Darauf sei sie in einen von ihr selbst aufgeschichteten und entzündeten Scheiterhaufen gesprungen.

Nach einer anderen Überlieferung sei Apollonia eine Königstochter gewesen, die auf Befehl ihres Vaters gemartert wurde. Ihr Grab wird auf dem Berg Tabor oder auch dem Berg Sinai beim Katharinenkloster unterhalb des Dschebel Musa, des Mosesbergs, vermutet. Hier wird die heilige Apollonia, wie üblich, mit den Attributen des Martyriums dargestellt: Märtyrerpalme und Zange.

Wegen der Art ihres Martyriums wird sie bei Zahnschmerzen und -leiden angerufen und ist auch Schutzpatronin der Zahnärzte. Da die Heilige bei Zahnschmerz angerufen wird, nannte man auch auf Ketten aufgereihte Samen der Gemeinen Pfingstrose, die man zahnenden Kleinkindern zum Kauen gab, „Apolloniakörner“.

Zwar belächeln manche die Heiligenverehrung von Menschen, doch gibt es Formen von Heiligenverehrung nicht nur in der römisch-katholischen Kirche, den Ostkirchen, in der anglikanischen Kirche und in einigen protestantischen Denominationen, sondern darüber hinaus auch im Hinduismus und im Buddhismus, im Islam und im Judentum.

Im Neuen Testament wird von Menschen als Heiligen fast immer nur in der Mehrzahl gesprochen, als einzelnen Heiligen kennt man dort nur Johannes, den Täufer.

Die Heiligenverehrung ist in der römisch-katholischen und den orthodoxen Kirchen die feierliche Ehrung einer Person und dadurch die Verherrlichung Gottes selbst, der die „heilige“ Person erschaffen, in Gnade angenommen, mit Charismen reich beschenkt und nach Ablauf ihres irdischen Lebens bei sich vollendet hat.

Eine Pflicht zur Heiligenverehrung aber gibt es in der römisch-katholischen Kirche nicht. Die Heiligenverehrung hängt eng mit dem Begriff der Gemeinschaft der Heiligen zusammen, die alle Christen im apostolischen Glaubensbekenntnis bezeugen.

Selbst die lutherischen Kirchen bekennen sich in der Augsburgischen Konfession dazu, der Heiligen zu gedenken. Doch in der evangelischen Theologie wird die Heiligenverehrung der römisch-katholischen und orthodoxen Kirche mehrheitlich als unbiblisch abgelehnt und dazu kritisiert, dass die Verehrung von Menschen und die Anbetung Gottes vermischt werden.

Die römisch-katholische Theologie betont aber in diesem Zusammenhang, dass Heilige nicht angebetet, sondern lediglich um ihre Fürsprache bei Gott angerufen werden.

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