“Geschichtsgeschichten” (1) - Die Hahnbacher leiden unter Kriegen, Steuern und manchem mehr

Das 18.und 19. Jahrhundert war für alle und gerade für die Oberpfälzer eine schlimme Zeit. Ständig war man mit Kriegsvorbereitungen, Durchmärschen, Einquartierungen und den Folgen beschäftigt.

Kein Wunder, dass es 1750 heißt, dass die Bevölkerung „verarmt und erschöpft“ ist. Sie könne die trotz allem fälligen Steuern einfach nicht bezahlen. Aber zu mehr als einer Reduzierung oder Stundung führten auch schon damals die Eingaben nicht.

Das ganze 18. Jahrhundert hindurch kam man kaum zur Ruhe und 1812 zogen noch einmal größere Truppenkontingente Napoleons auch durch Hahnbach nach Russland, wo schließlich über 30 Tausend bayrische Soldaten ihr Leben ließen. Deshalb wurde auch immer wieder der Verlust eines Kaufbriefs „durch die letzt feindlichen Einfälle“ allgemein akzeptiert.

Nicht alle gingen freiwillig zu den Soldaten. So war eine der Aufgaben des Marktdieners das Melden von „liederlichen“ Burschen, die in Hahnbach und Umgebung „Nachtschwermer“ oder Spieler sind. Auch junge Männer, die raufen, saufen oder zu „Leichtfertigkeitshändeln neigen“ sollte er aufspüren und der Militäraushebungsskommission in Amberg zuführen, wo sie dann „zurechtgeschliffen“ wurden. (WC, S. 240)

Aber es kam auch vor, dass man Männer zwangsweise aus ihrem Dienst entfernte, da sie „untauglich zu all ferneren Geschäftsführung, ob aus Alter oder aus einer natürlichen Indolenz“ (= Gleichgültigkeit). Der Erwähnte war damals 61 Jahre alt, was tatsächlich durchaus als „alt“ galt. (S. 113)

Kein Marktbediensteter war der Gerichtsdiener und Landreiter Johann Georg Lingl. Er war es, der um 1784 dafür zuständig war, verschiedenste Gebühren zu kassieren.

Das waren unter anderem Gerichtsgebühren, Mahlgelder bei Hochzeiten, Reiß- , also Kriegs und Musterungsgebühren, Bezüge an den Feiertagen, Vormundschaftsrechnungen oder für Obsignationen, das sind gerichtliche Versiegelungen des Nachlasses. Auch die Gebühren für Testamente, die Mühlbeschau, Standgelder oder den Kirchweihschutz hatte er einzubeziehen.
Natürlich gab es im Markt auch viele öffentliche Aufgaben.

Ein relativ gutes Ein- und damit Auskommen hatte der Marktschreiber, der meist zugleich der Ungelter, also der Steuereinnehmer war. Da es aber (auch schon) damals viele „Außenstände“ gab, war dies sicher keine leichte Aufgabe und er machte sich dabei natürlich auch nicht nur Freunde.

Der Marktschreiber galt als „der wichtigste und sehr einflussreiche Bedienstete der Gemeinde“. (S. 121/122) Schließlich war er zuständig für Justiz, Polizei und weitere Verwaltungsaufgaben. Er bekam, sicher nicht unverdient, für seine umfangreichen Dienste, die auch schon mal denen eines heutigen Notars ähnelten, mindestens dreimal so viel bezahlt wie der Bürgermeister.

Doch nicht immer war man mit jenem zufrieden und so wird 1857 in den Annalen des Marktes vermerkt, dass der Marktschreiber, da er von außerhalb komme, offensichtlich „kein Interesse am Wohlergehen der Gemeinde“ habe und entlassen werden solle (S. 1441),

Vom Marktschreiber Anton Wagner (1802 - 1815) wissen wir, dass er in Hahnbach wohnen musste und er bei seiner Bewerbung zahlreiche Konkurrenten hatte. Aber sogar er musste lange mit den Behörden um sein Ruhestandgeld kämpfen, so dass er, zumal er krank war, sich bald in einer „traurigsten Lage“ (S. 178) befand.

Wichtige Posten hatten auch der Kommunal- und Marktkammerverwalter, auch der Mautner, also 2 der (Bau)Kontrolleur und der Armenfonds- und Leprosenpflegkassier, ein Pflasterzollszeichenausgeber.

Bestimmt wurden auch ein Fleisch-, Brot-, Bier- und auch ein Fischsetzer, ein Malz-, Feuer-, Hund-, Vieh und Schadensschauer gehörten dazu, ebenso wie ein Weinsetzer oder ein Elle-, Gewicht- und Maßbesichtiger (S. 387).

Es war auch ein Neben- und (Bürger)Spitalverwalter und ein eigener Neben- und Spitalstiftungskassier von Nöten. Dann brauchte man auch Jemanden, der den Knabenschulfonds verwaltete und einen Schulkassier.

Ebenso bestimmte man einen eigenen Kassier für den Pflasterzoll und die Hilpertsche Krankenschwesternstiftung sowie einen Reservekassenverwalter. (S.155)

1750 ging „der Schuss nach hinten los“, als Bürgermeister Johann Trösch und das Ratsmitglied Johann Iberer um eine Gehaltserhöhung für ihre Arbeit als Kirchpröbste, also Kirchenverwalter, auf dem Frohnberg ersuchten. Nicht nur dies wurde abgewiesen, sondern man strich auch gleich einen der beiden Posten. „Dumm gelaufen“ würde man heute wohl dazu sagen.

Zwischen einer „querelierenden Bürgerschaft (S. 375) und der Marktleitung gab es fast das ganze 18. Jahrhundert hindurch eine „bleibend verhärtete“ Situation. (S. 376) Da wurde zum Beispiel vom Weißbäcker Adam Gramann der Bürgermeister mehrmals als „hundsfiderlicher Spitzbub“ geschmäht. Wieder andere titulierten die Gemeindeleitung als „inhabil und unfähig“, auf die sie „scheissen“ würden.

Diese machten dann zwar einen Johann Lobenhofer als „Erzanstifter vielen Ungemachs“ aus, doch gab es weiterhin Beleidigungen. Oft fielen diese im Rausch und bei Kirchweihen und führten zu manchem Tumult und sicher auch zu Raufereien und schließlich sogar zur Verhaftung jenes Adam Gramann.

Mit Franz Xaver Reisenegger gab es eine Zeit lang einen eigenen Marktrichter von 1785 bis zu dessen Tod.

Siegel des Marktrichters Reisenegger_1796(Chronik S. 233)

Danach war das Landgericht in Amberg zuständig und „neue Zeiten“ brachen unter dem König (von Napoleons Gnaden) Max I. Joseph und seinem „allmächtigen“ Minister Montgelas an. (S. 114/5?; S. 17)

Dr. Josef Weiß-Cemus verzeichnet in seiner Quellenedition dazu manche Plage, welche (auch) die Hahnbacher damals ertragen mussten. (Die Seitenangaben beziehen sich auf den Vorabdruck jenes „Schatzkästchens“.)

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