Geschichtsgeschichten (5) - Bezeichnung der Flur- und Ortsnamen in und um Hahnbach

„Hahnbach – eine Quellenedition“ heißt das neueste Buch des promovierten Historikers Dr. Josef Weiß –Cemus. Spannend ist es auch, dort manch uralte Bezeichnung für Fluren zu finden. (Die u.a. Seitenangaben beziehen sich auf o.a. Buch).

So vieles hat sich bei der Bezeichnung der Flur- und Ortsnamen in und um Hahnbach geändert. Gar viele davon sind mittlerweile völlig unbekannt, doch nicht uninteressant. Oft (zwangs)verkauft und getauscht, haben sie sicher schon viel erlebt und könnten wohl manche Geschichte erzählen.

Im churbayrisch-geistlichen Kalender für das Jahr 1758 (S. 86 f) fand Weiß-Cemus über unseren Markt u.a. Folgendes: „Dieser Ort lieget nahe an dem schiffreichen Fluß Vils, zwei Stund vor der Ober-Pfälzischen Haupt- und Regierung-Stadt Amberg; ein schön uralter Markt mit vielen Freiheiten begabet: Von dessen Erbauung aber kann man wegen vorgewesten vielen Feuers-Brünsten und dadurch eingeäschert wordene Registratur auf den Grund nicht kommen….

Der untere Tor- oder Markt-Turm ist Anno 1539 erbauet, aber von den wütenden Flammen nicht ergriffen worden, so ist dann auch gleich am Markt eine 300 Schritt lang, mit Quadersteinen und 4 Schwing-Bögen versehene Brucken vorhanden….

Das allda sich befindende überaus schön und prächtige Pfarr-Gottes-Haus, so von lauter Quader schon von uralten Zeiten erbauet, und der Turm Anno 1521 von neuen hergestellet worden, ist zu Ehren dem Heil. Jacobo Majori dediceret (= gewidmet, geweiht). Hat die Filial Fronberg, ist eine Wallfahrts-Kirche Mariä-Himmelfahrt ohnweit Hahnbach.“ (S. 307).

Die Schreibweise unseres Ortsnames wechselt von Hannenbach (1169), zu Hanninbach (1189), Hannbach (1326, 1792) oder Hambach (1661) und manch weiteren Variationen.

Die umliegenden Dörfer schrieb man Sitzmannsgeziez (1285), daraus wurde Syess (1444), Sieß oder Süeß (1647), dann Süß.

Mule (1123), Mulleins (1326), Mileß, Mihles, Müleis (1423), Milles, Mulnes (1553) oder Müles waren Namen für Mülles.

Woppenruit, Woppenrewte, dann Poppenrieth oder Puppenrieht für (Ursula)Poppenricht. Luppersrieth und Puckenrirt (1285) oder Pückhenricht (1569) erkennt man gut. 1831 aber wird es im Lexicon Königreich Bayern als Birckenried angegeben.

Durnsirt (1285), Durnsrivt (1326) ist Dürensreut (1348) oder Dirnßrieht (1569), 1831 dann Dürnsried. Schalkentanne (1285), Schalckhendann oder Schalechentan ist ebenso eindeutig.

Göppenbach hieß einmal unser Nachbarort Gebenbach (S. 307). Das benachbarte Mausdorf schrieb man 1138 Malisdorf und 1270 M(a)elsdorf, 1413 Alsdorf, 1444 Melsdorf bis es ab 1773 zu Mausdorf mutierte. Gebenbachs Heimatpfleger Albert Rösch weiß darüber hinaus, dass der Ort wahrscheinlich auf eine Besiedelung im 8. / 9. Jahrhundert durch einen slawischen Adeligen namens Malisa zurückgeht.

Für die Ortschaft Kümmersbuch wird auch die Bezeichnung Chirmannspuch (1285), Chumespuch (1326), Chiumanspuch, dann Kümischbuch, auch Kimmersbuch, Kimerspuech oder Kumersbuch (1661) verwendet.

Kötzersricht tritt 1123 zuerst als die „Rodung des Jakob“ auf, also Jakobesryewte, dann wird es zu Jakobesröt (1139), dann Chötteinsvirt (1285), Choetzeinriut (1326) und später wird es Khezersrieth (1569) bzw. Kötzersricht (1792) geschrieben.

Hohengew (1379), Hoengeu (1390), Hohengähe oder Hohenge(u)w (1404) wurde 1792 zu Höhengau, Hörgezmühl zur Heroldsmühle. Godlricht erkennt man in Kotelnriut und God(e)lrieht, wohl also einer Rodung eines Godilo. Aus Dreselberg wurde Traßlberg und aus Arneßrieht Ammersricht.

Irlbach taucht als Erlbeck oder Erlbach auf. Anstelle der Bezeichnung Wüstenau findet man verschiedene Schreibweisen, wie z.B. Wustenlaun, Wustenlohe, Wüstbrunn oder Wüstenlaun.

Außerhalb der Gemeinde erahnt man meist schnell, welche Ortschaften mit Rakhering, Geuhlo, Crombach, Scheflohe, Keffering, Reusach, Hölttersdorff, Amelsrieht, Carmensehl, Komeßbrockh, Haselmöll, Piersrieht oder Dreßelberg gemeint ist.

Auch sind in den Haus- und Rustikalstraßenkataster ein Sießer Weg, - Holz und – Berg eingetragen. Der Laubhof wurde damals auch Laubenhof genannt. Obersdorf erscheint auch als Offerstorff oder Offentorf und Kienlohe als Kühnlohe, wobei ja das Suffix –lohe immer für eine häufig recht nasse Au(wiese) steht.

Nach Dollackers Arbeit zu den „Altstraßen“ waren bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts die Nord-Süd-Verbindungen von großer Bedeutung. Sie wurden aber kontinuierlich nach der Entdeckung Amerikas immer weniger frequentiert und der Welthandel orientierte sich mehr von West nach Ost.

Eine Überlandverbindung von Venedig an die Ostsee, die teils durch Hahnbach oder „hart östlich“ an ihr vorbei ging, hieß früher Magdeburger- oder Bayreuther Straße.

In alten Dokumenten heißt die Verbindung vom Laubberg, den Süßer Berg über die Ölweiher (bei Ölhof) nach Seugast „Fischweg“. Diese Bezeichnung soll aber eine Verballhornung von „Fürstenweg“ sein. Man liest zudem in diesem Gebiet von einem Kuchenwiedweg oder Mümbacher Weg und einer „Hochstraße“ auf dem Süßer Berg.

Darüberhinaus gibt es in dessen Nähe sogar einen „Hurenweg“. Noch wissen ältere Hahnbacher die Bezeichnung „Bettelweg“, der auf halber Höhe des Ochsenschlags von Schalkenthan nach Kötzersricht führen soll.

Nach Batzl (S. 65,66) ging jener Bettlerweg von Kümmersbuch nach Gebenbach. Davor, von Sulzbach nach Kümmersbuch, hatte er, ebenfalls nach Batzl, den Namen Straßweg. Der „Postweg“ ging von Hahnbach über Schalkenthan über den Höhenrücken, den „Postschlag“, nach Gebenbach, aber auch von Sulzbach nach Kümmersbuch und über Mimbach, Mausdorf, Krondorf in Richtung Osten. Auch führte eine „Saustraß“ vom „Slavenland“ bis Nürnberg.

Bleiben wir doch gleich bei den Flurnamen, die sich auf weibliche Wesen beziehen. Da tauchen ein Jungfer(n)anger, ein Schülerinacker und –bächl, eine Zielschneiderinwiese (S. 470) oder ein Frauenzipfel oder Frauenzüpfl, auch ein Frauenacker auf. Parallel dazu gibt es aber auch einen Bubenschlag.

Südlich des Frohnbergs wird ein Kravatenschlag und ein Krawatenweiher erwähnt, manchmal auch Krabatenschlag geschrieben. Auch soll es einen Grabathof in Kümmersbuch gegeben haben.

An kriegerische oder schwierige Zeiten erinnern vielleicht auch ein Gewehrweiher, das Siechlackerl oder der Si(e)chhausacker und natürlich auch der Galgenweiher.

Vielleicht verweisen einige Flurnamen aber auch darauf, dass die Hahnbacher schon immer „kreuzbrav“ waren und es natürlich noch sind. Erwähnt werden da in den Archivaufzeichnungen ein Evangeliumacker, eine Frühmesswiese, die Kreutzleiten und Kreutzlohe. Aber auch eine Fegfeuerwiese, ein Nothelfer- und ein Kapellenackerl gibt es und noch immer weiß man um die Höll oder der Höllacker, bzw.- das Höllwiesenfleckerl.

Selten, doch immer wieder taucht auch ein „Judenhof“ auf – möglicherweise ein Anwesen, das von Juden aufgekauft und „zertrümmert“, sprich kleinteilig weiterveräußert wurde. Auch einen Judenacker gab es als Flurbezeichnung.

Auf einen damaligen Hopfen- und Tabakanbau in der Gegend verweist ein Hopfengarten (vorm mittleren Tor) oder ein Tabakstrigl, im Norden des Marktes. Jener ist als Flurname ja bis heute noch in der Saß bekannt, wobei Striegl auf ein langes Flurstück hinweist. Vor dem unteren Tor gab es einen Fro(h)ngarten, der von alten Abgaben, der Fron, welche man seinem Herrn schuldete, erzählt. Vor dem Amberger Tor lag der Mutgarten (S. 547).

Viele Flurnamen sind aber ganz und gar aus dem Sprachgebrauch verschwunden, wie das Köstel, die Käswiese, eine Lisenwiese, im Haar, die Öde Kains, der Pleisteiner, der Heuschlag oder Moßacker oder das Güßbeth, sprich das Überschwemmungsgebiet der Vils, ebenso der Hahnbachbühl.

Offensichtlich gab es auch viele Weiher um Hahnbach herum, wie den Marktkammer-, Seysackh-, Wazel-, Geröhr-, Kuh-, Hösel-, Bach-, Godl-, Droth-, oder Troyweiher, den Kiesel-, Galgen-, (Spital)Brut-, Haith –, Hirten-, Trog-, (Klein)Schlotten- , Pailstainer-, Har-, Gross-, Weiss-, Waizl-, Vocker- und den Gamperlweiher. Sogar einen Vorstsee hat es nachweislich gegeben.

Diese Wasserflächen und Fischgründe aber sind nun zum größten Teil aufgelassen, was aber vielleicht auch ganz gut ist, da es in der Vergangenheit lange und heftigste Streitereien wegen deren Verpachtung und dem Pachtzins gab (S. 358).

Da waren auch noch das Hottengut, der Mauswünckel, ein Kaltepauml, die Rodl-, Fürsten- und Hagwiesen oder der Bierleinacker. Auch findet man ein Mundgütl, eine Hirtwiese, den Hüteracker und die Haid. Fremd klingen da eher der Puri-Acker, das Oesterich, der kalte Brunnacker, das Sieghausackerl oder ein Hanwa. Auch „in der Armricht, Roßschwanz genannt“, findet man (S. 163).

Vertrauter sind eher das Osterbrunnleitl, der Trescher-, Quentacker, das Quickenackerl, die Dürrwiese, das Pürckha, das Fichta, Aicha oder ein Schönbrunnenwegacker. Unterhalb von Kötzersricht wird eine Würlwiese erwähnt (S. 547).

„In der Heng (oder Häng) am Berg“ taucht ebenfalls auf und „aufm Fels- oder Vilsbühl“- Auch gibt es einen Ochsenkopf, den Haidweiher, ein Saubrihlleitl und einen Viergaulgrundacker. Ein Hoch Theiner, einen Zwierinnerer und viele Schreibweisen des Dumweg als Dung-, Tung oder Dunweg entdeckt man zudem in jenem Kataster.

Auch kann man sich fragen, wo wohl die Herbstwiesn, der Zaunacker, das Gestös im Kümmersbuchersteg, das Stadlfillerl, der Stainpruckh, der Heuschlag oder der Schloßstaudenacker gelegen sind?

Aber man weiß, wo die Truttenmühle oder Trummelmühle gelegen ist, natürlich in Vilsnähe im Norden des Marktes. Die ehemalige Mühle hatte die damalige Hausnummer 100 und war lange Zeit das älteste Haus Hahnbachs. Erst um 1960 herum wurde es abgerissen, um einem neuen Eigenheim zu weichen (so Foto von Hans Iberer in seinem Buch „Hahnbach im Wandel der Zeit“). Schon 1752 wird allerdings vermerkt, dass jene Mühle „öd“ sei (S. 88) und wohl auch schon längere Zeit nicht mehr betrieben wurde.

Nicht uninteressant sind auch die Verweise auf ein- und zweimähdige Wiesen, die offensichtlich ertragsabhängig waren und so niederere oder höhere Preise beim Verkauf oder Versteigern erzielt haben.
Bild von Hans Iberer mit der Truttenmühle

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