Frohnberg 2021

Die Fronbergkirche mit der Klause im Vordergrund und der Jubiläumsfahne 

Dieses Jahr soll Corona bedingt vom 7. bis zum 15. August nur der kirchliche Teil des alljährlichen Frohnbergfestes stattfinden.Doch sicher werden wieder Tausende auf den 425 Meter über dem Meeresspiegel gelegenen Tafelberg pilgern. Die Tatsache, dass sie sich auf äußerst historischem Boden befinden, wird aber wohl nicht allen bewusst sein.

Dabei hat der Frohnberg eine über 1000 Jahre alte und äußerst wechselvolle Geschichte aufzuweisen. Als 1188 der Frohnberg im Zusammenhang mit dem Besuch des Kaisers Barbarossa erstmals erwähnt wird, war dort schon lange davor ein großer, wohl keltischer Ringwall vorhanden, welcher sicher nicht nur den Menschen der umliegenden Ortschaften in Kriegszeiten Zuflucht geboten hatte.

Auf dem 35 Meter hohen Tafelberg kam man noch immer drei mehr oder weniger deutlich erkennbare Erdwälle mit vorgelegten Gräben und deren Walltore ausmachen. Die ältesten Teile des Vorwerks haben die Form einer Viereckschanze und schützten jene Gauburg bis weit ins Mittelalter hinein.

Von den Herren über den Berg weiß man um die Sulzbacher Grafen Berengar und Gebhard II, den Stauferkaiser Friedrich I, genannt Barbarossa, der sogar nachweislich 1189 in der Burg auf dem Frohnberg logierte. Nach dem Tod seines Sohnes Konradin auf dem „Blutgerüst“ in Neapel im Jahr 1268 kam das Gebiet an den Wittelbacher Ludwig, den Strengen.

Durch den Hausvertrag von Pavia 1329 gibt Ludwig der Bayer den Nachkommen seines Bruders Rudolf große Teile der Oberpfalz und damit auch das Hahnbacher Gebiet zur Kurpfalz hinzu. Erst im 30 jährigen Krieg wird die Gegend als Pfand für Kriegskosten wieder bayrisch und unter Kurfürst Maximilian ab 1621 wieder „katholisch g’macht“.

Der Archäologe Matthias Hensch hat nachgewiesen, dass auf dem Tafelberg auch ein hoher Wachturm mit einer Burganlage gewesen ist. Dieser sollte die bei Hahnbach sich kreuzenden Ost-West- und die Süd-Nord-Straßen überwachen.

Wohl auch zur Versorgung der Wachmannschaft diente dort ein kleiner Bauernhof. Jener wird auch 1280 mit Hofstätten, Gärten und Wiesen erwähnt und hatte an das Amt in Vilseck zu „zinsen“. also Abgaben zu entrichten.

Sehr wahrscheinlich befand sich eine Art Hofkapelle daneben, welche von den Vilsfischern ihrem Patron St. Petrus gewidmet war. Sankt Petrus war lange Zeit ein beliebter „Volksheiliger“ und Patron auch der Schiffer, Schlosser und Schmiede. Darüber hinaus galt und gilt er für viele auch als „Wettermacher“ und Himmelspförtner.

Bereits um 1430 werden schon Anfänge einer Wallfahrt auf den Frohnberg erwähnt.

Um die nackte Existenz dieses Heiligtums aber ging es schließlich in den Wirren des 16. Jahrhunderts. Die größte Bedrohung in der damaligen Zeit war die Pest, welche jeden vierten Einwohner hinwegraffte und die Pilgerzahlen steigen ließ.

Als aber dann die neuen lutherischen Landesherren, Kurfürst Friedrich II (1544 – 1556) und noch unnachgiebiger der Herrscher auch über Sulzbach, Herzog Ottheinrich (Kurfürst von 1556 – 1559) in deren Landen die „katholische Religion vollends beseitigen“ wollten, wurde auch der Abriss der Frohnbergkirche befohlen.

Der Landrichter Wolf Satzenhauer meldete damals an den Amberger Statthalter Wolfgang von Veldenez, dass es in der Vogtei Hahnbach fünf kleine Kirchlein gebe. „Deren eine leidt (liegt) vfm Frohnberg so eine Pfarrkirch gein Hanbach gehörig, vnd des Jars dreymallen doselbst gesungen, und gepredigt worden, hat kein Einkomens dann allein 50 d (Pfennig), darinnen hencken zwei Glöcklein.“

Man versuchte nun das Kirchlein zum Materialwert zu verkaufen, doch nur zwei Bauern interessierten sich dafür und wollten lediglich 20 Gulden dafür bezahlen. Am 31. Dezember 1556 erging dann der Befehl die Kirche abzubrechen, die Steine und das Holz an die Bauern zu verkaufen und die Glocken ins Zeughaus nach Amberg abzuliefern.
Doch der geforderte Abbruch unterblieb offensichtlich, das Kirchlein wurde einfach „nicht beachtet“.

Die Wallfahrt jedoch ging ein: „Angesichts ihrer strikten Ablehnung von Bilder- und Heiligenverehrung waren selbstverständlich auch die strengen Reformer Calvin und Zwingli absolut gegen jede Art von Wallfahrt und Prozession eingestellt“. Für sie war das Abgötterei und schlimmster Aberglaube, zitiert Dr. Josef Weiß-Cemus in seiner Chronik der Ortschaft Iber.

Das Reformationsmandat vom 16. April 1556 befahl bereits die Abschaffung von Bildern, Nebenaltären, Sakramentshäuschen, jeglichen Kirchenzierrats und sonstiger Devotionalien.

Doch offensichtlich wurden diese Anordnungen mehrfach wiederholt, was darauf hinweist, dass die Umsetzung häufig nicht so zügig erfolgte wie gewünscht. Auch weiß man, dass viele katholisch gebliebene Sulzbacher Bürger öfter zu den damals selten gewordenen katholischen Eucharistiefeiern auf den Frohnberg gepilgert sind.

Um 1665 wird von einem „Kirchl unserer Lieben Frau vom Fronberg“ oder einer Kapelle „Beatae Virginis“, „der glückseligen Jungfrau“, berichtet. Aus dem Petrusheiligtum war nun ein Marienheiligtum geworden. 1670 sollen sich dort zwei Wunder ereignet haben und die Wallfahrt erreicht ihren ersten Höhepunkt.

Bald schon wurde die Kirche zu klein und 1725 begann man die jetzige Kirche zu bauen. 1730 wird eine Kanzel eingebaut, welche von der Sakristei aus „durch die Wand“ begehbar war. 1739 verewigt sich selbstbewusst die Malerstochter Maria Salome Beslin mit einer Inschrift auf der Rückseite des Hochaltars mit dem übergroßen Altarbild der Aufnahme Mariens in den Himmel. Wahrscheinlich hat sie diesen mit ihrem Vater, dem Bildhauer, Stuckateur und Maler Johann Pösl gefasst.

Die barocke Kirche selber hat durch zwei zweistöckige Oratorien, also abgetrennte Gebetsräume, recht uns links der Apsis die Form eines Kreuzes erhalten. 1720 wurde die Orgel mit schönen Akanthusschnitzereien von den Orgelbauern Elias Hößler und Hans Heinrich Alume aus Lauf eingebaut.

Die Pilgerzahl erreichte einem neuen Höchststand von 1725 bis ca. 1790 (bis die Zeit der „Aufklärung“ wieder zu einem Rückgang der Wallfahrt führt).

Zu verdanken war sie auch dem ersten Gnadenbild, einer Kopie der „Maria von Pötsch“ aus dem oberösterreichischen Marienwallfahrtsort Pötsch. Es zeigt Maria mit Jesus auf dem Arm. Das ursprüngliche Bildnis habe im 17. Jahrhundert geweint, erzählt man und wird noch immer im Stephansdom in Wien hoch verehrt.

Es soll aus der Kapelle von Irlbach entnommen und 1739 von den Familien Siegert und Trösch gestiftet worden sein. Von dieser Familie Trösch stammt auch eines der schönsten Votivbilder aus dem Jahr 1763 in der Frohnbergkirche mit der Schutzmantelmadonna, darunter dessen Familie. Die Älteste der dort verewigten sechs Töchter wurde übrigens die Mutter des Abtes Maximilian Prechtl.

1751 wurde der Kirchenbau mit dem 25 Meter hohen Turm im Westen mit dem Aufhängen von drei Glocken abgeschlossen. 1782 malte der bekannte Amberger Kirchenmaler Michael Wild die Deckengemälde, von denen nur noch die Fresken in der Apsis erhalten sind. Da es zwischen ihm und dem Rat bezüglich der Bezahlung zu Differenzen kam, rächte sich der Maler auf seine Art und Weise.

Er malte nämlich über der Orgel eine Szenerie mit Hahnbacher Honorationen, dem Pfarrer, dem von Podagra, sprich Gicht geplagten Bürgermeister sowie Ratsherren und deren Familien, wie sich diese in äußerst überschwänglicher Weise vor ihrem Landrichter verneigen. Nach einer Erneuerung des Deckengewölbes 1879 und 1880 wegen Baufälligkeit wurde auch dieses „umständliche“ Bild entfernt.

Der taubstumme Kunstmaler Sebastian Holzner aus Amberg bekam den Auftrag elf neue Bilder aus dem Leben Mariens und im Übergang zur Apsis zwei große Engel zu malen. Auch die vier Temporabilder an der Brüstung der Empore mit der vermuteten Geschichte des Frohnbergs sind von ihm.

Der Hochaltar zeigt die Krönung Mariens im Himmel. Der Thomaslegende folgend sind darunter die staunenden Apostel vor dem leeren Grab der Gottesmutter abgebildet. Zwei große Figuren zeigen rechts und links davon die Eltern Marias, Joachim und Anna. In der Mitte des barocken Hochaltars befindet sich der Glasschrein mit dem Gnadenbild

Der rechte Seitenaltar ist dem Heiligen Wendelin, dem Schutzpatron der Landwirte, gewidmet. Vor dem Gemälde ist eine Figur der Heiligen Barbara, der Helferin in der Sterbestunde, im Auszugsbild ist die Heilige Apollonia dargestellt.

Am linken Altar findet man den Schutzpatron der Feuerwehren, den Heiligen Florian. Im Auszugsbild darüber ist die Heilige Agathe, eine der Nothelferinnnen zu sehen.

Zwei zusätzliche Nebenaltäre im Chorraum kamen aus der Pfarrkirche von Hahnbach. Sie entstanden wohl um 1757/59 und wurden 1978 im Zug einer Renovierung der Pfarrkirche in die Wallfahrtskirche transferiert.

Von dem gebürtigen Hahnbacher, Maximilian Prechtl, dem letzten Abt von Michelfeld, stammen vier große Bilder aus dessen Privatbesitz Diese zeigen die großen abendländischen Kirchenväter Augustinus, Hieronymus, Gregor den Großen und Ambrosius von Mailand.

1889 kam das jetzige Gnadenbild auf den Hochaltar, eine 1,20 Meter große Statue „Maria mit dem Kind“ aus Lindenholz. Sitzend mit Zepter und Krone, ist ihr Haupt umgeben von einem Nimbus, sprich Heiligenschien mit neun goldenen Sternen. Das Jesuskind ist ebenfalls gekrönt und hält in seiner Rechten die Weltkugel mit dem Kreuz. Die in Rot, Blau und Gold gefasste Statue soll aus der Zeit um 1500 stammen und kam wohl aus dem „Böhmischen“.

Das Gnadenbild der Mutter Gottes mit dem Jesuskind in der Kirche

Früher wurden auch dieser „Madonna mit Jesulein“ verschieden wertvolle Gewänder an- bzw. umgelegt, so wie es noch immer an manchen Marienwallfahrtsorten üblich ist. So weiß man von einem „silberreichen Kleid, einem rothigen Deto von Taflent und einem abgenutzten Deto in Gelb und einem Gestreiften“. An ihrer Stelle war vorher der Tabernakel und der Marienschrein befand sich an der Seitenwand.

Auch von dieser Statue berichtet man von „Wunderzeichen“, die sich ereignet haben. Die Hahnbacher Chronik vermerkt folgerichtig ein „Aufblühen der Wallfahrt“ in jener Zeit. Mehrere alte und auch moderne Votivtafeln erinnern an der Rückwand der Kirche an das Vertrauen und den Dank der Pilger für die Hilfe Mariens.

Viel zu verdanken hat in der jüngeren Zeit die Wiederbelebung der Festwoche dem Hahnbacher Pfarrer Michael Märkl und den folgenden Geistlichen ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Eigene Festprediger zogen Tausende von Gläubigen an, die zur Festwoche um den 15. August, dem Hochfest der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel, herbeiströmten.

Der derzeitige Hahnbacher Pfarrer, der Dekan Dr. Christian Schulz wird auch dieses Jahr bei den meisten Eucharistiefeiern, so möglich am Freialtar, vom 7. bis zum 15. August selber predigen.

Für den ersten Festsonntag, den 8. August 2021 um 10 Uhr hat bereits der Regensburger Bischof Dr. Rudolf Voderholzer zugesagt.

Aber auch der Ruhestandsgeistliche Hans Peter Heindl, Pfarrvikar Christian Preitchaft, Pfarrer Johann Hertl, der evangelische Regionalbischof Dr. Hans Martin Weiss und der Diakon Dieter Gerstacker werden zu den gewohnten Gottesdienstzeiten (mit)zelebrieren und predigen.

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