„Besondere Menschen“ in Hahnbach heute Teil 8 - Erich Kelsch, Hahnbach
Wer kennt ihn nicht, den Kelsch Erich mit seiner vorzeigbaren Hobbykakteenzucht in der Lindenstraße?
Aus Hahnbach ist er wahrlich nicht mehr wegzudenken, und das nicht zuletzt, weil er einfach da ist, wo er gebraucht wird. Oft hatte er „Glück im Unglück“ im Leben, meint er resümierend und so sei er grundsätzlich mehr als zufrieden und dankbar, wenn er nur helfen könne und wenn er „unter die Leut‘ kommt“.
Geboren wurde er am 20. September 1945 in Schmidgaden. Seine Eltern, die Bäuerin Alma und der Zimmermann Franz Kelsch hatte es dorthin aus ihrer Heimat im rumänischen Siebenbürgen verschlagen. Ihr Weg führte sie weiter über Schafhof nach Haselmühl-Kümmersbruck.
Kindheit
Erich wuchs mit seinen Brüdern Jakob (*1938-2011) und Adolf (*1952) auf und erinnert sich noch zu gut an seinen fünf Kilometer langen Schulweg nach Diebis, der er Tag für Tag und zu allen Jahreszeiten zu Fuß zu bewältigen hatte. Dabei kam er immer am Hof eines Verwandten vorbei, der einen großen Schäferhund im Zwinger hatte. Um den Hund zu ärgern, stieß der Spitzbub nur zu gern an dessen Zaun und beobachtete schadenfroh die ohnmächtige Wut des bellenden Rüden.
Aber wie heißt es so schön: „das Leben ist ein Bumerang“.
Als nämlich eines Tages der Hund außerhalb seiner Einzäunung war und er mit seinen Kameraden vorbeigehen wollte, geschah es: sofort stürzte sich das große Tier wutentbrannt auf ihn und biss ihn fünf Mal in den Arm.
Wäre der Onkel auf sein Schreien nicht gekommen und hätte er nicht seinen Hund zurückgehalten, weiß Erich nicht, was dann wohl noch von ihm übrig geblieben wäre. Bis heute trägt er die Erinnerung daran in Form von langen Narben und einem mehr als großen Respekt vor Hunden in sich.
Jugendzeit
Recht viel braver war er aber auch als Jugendlicher nicht, gibt er zu, denn da war auch noch das Moped des Vaters. Kam dieser von seiner Arbeit bei den Buchtalwerken zurück und legte sich erschöpft schlafen, entwendete Erich den motorisierten Unterbau, um damit zu Kirchweihen oder Festen zu fahren.
Übermütig, wie sein Umgang damit war, war viel zu oft das Moped am „Morgen danach“ nicht mehr fahrbereit und der Vater musste wieder einmal verärgert viele Kilometer zu Fuß zur Arbeit laufen. Das Ende vom Lied: zwar wurde Erich „entsprechend“ bestraft, aber letztendlich kaufte ihm der Vater ein eigenes Moped, mit dem er aber dann viel, viel sorgfältiger umging.
Erwachsen
Nach Erichs Zeit beim „Barras“ in Ebern und dann in der Leopold-Kaserne für 18 Monate im „Blütenalter“ von 18 Jahren, war es „um ihn geschehen“.
Mit 22 Jahren heiratete er die Hahnbacherin Brigitte Wild und zog 1975 nach Hahnbach. Zwei Söhne, Thomas und Stefan, werden ihnen geschenkt, doch grausam entreißt ihnen ein plötzlicher Verkehrstod den Jüngeren.
Doch waren da noch weitere Schicksalsschläge. 1982 verlor er zwei halbe Finger bei einem Werksunfall. Wieder habe er hier „Glück im Unglück“ gehabt, meint er, denn das hätte noch viel, viel „dümmer“ ausgehen können, er vielleicht sogar zersägt sterben können.
Als er dann in seiner Tätigkeit als Hausmeister im evangelischen Andreas-Raselius-Haus beim Fensterputzen von der Leiter fiel, zerschmetterte er sich beide Fersen. Mit den Worten: „Sie werden nie wieder laufen können“ stürzte ihn damals ein Arzt in schlimmste Sorgen.
Tatsächlich brauchte es dann neun Monate und 13 Schrauben, um den Trümmerbruch einigermaßen in Fasson zu bringen. Am 25. März 2001 durfte er schließlich mit 60 Jahren in Rente gehen.
Doch schon begann ein „ganz neues Kapitel“: seine Frau erkrankte an Multipler Sklerose. Erich pflegte nun die stets tapfere Frau 15 Jahre lang bis zu ihrem Tod. „Hätte ich noch in die Arbeit gehen müssen, hätte ich das gar nicht gekonnt“, fasst er sein neues „Glück“ zusammen.
Was ihn trägt und hält?
Wenn er helfen kann, meint Erich Kelsch und wenn ich sehe, dass all die Arbeiten, welche ich bei 70 Prozent der Hahnbacher schon gemacht habe, noch immer in bester Ordnung sind. Das Lob, das er dafür weiterhin bekommt, tut ihm sichtlich gut und er erfreut sich seiner Werke.
Wohl auch deshalb, weil er von allen gemocht wird und sie ihn in vielerlei Hinsicht schätzen, geht er regelmäßig zum Frühschoppen und zu den Stammtischen. Er genießt dort nur zu gern die Gesellschaft, die Gespräche und das Miteinander in einer entspannten Runde.
Noch immer ist er mit seinen 76 Jahren, seinem freundlichen Wesen und gutem Humor gefragt. Da hilft er gern als „Faktotum“ im Oberen Tor, dem BuchHaus, dem evangelischen Gemeindehaus oder beim Frohnbergwirt.
Seit 1979 ist er Vorstand der Soldaten- und Reservisten-Kameradschaft Hahnbach und seit 1984 engagiert er sich als ältestes Mitglied und „Vertreter für Gesellschaftliches“ beim Hahnbacher Kulturausschuss und denkt gar nicht ans Aufhören.
Wegfahren?
Allein oder als Paar in den Urlaub? Warum denn? fragt Erich. Viel lieber ist er in der Gruppe unterwegs und denkt unter andren jetzt noch gerne an den Ausflug ins französische Zillisheim. Mit weiteren Delegierten war man zum Kennenlernen und in Vorbereitung einer eventuellen Partnerschaft im Fasching 2019 ins Elsass gefahren. „So wos gfallt mir und des glangt doch a, oder?“ fragt er und lächelt ein wenig schelmisch.
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