Spektakel "900samma" - Beste und zugleich lehrreiche Unterhaltung
Minutenlanger stehender Applaus mit Bravorufen dankte gegen Mitternacht nach über drei Stunden für beste und zugleich lehrreiche Unterhaltung
Auch beim Spektakel „900samma“ zeigen die Hahnbacher, dass sie „wenn’s drauf ankommt“ richtig zusammenhalten und sogar scheinbar Unmögliches möglich machen. .
Die Ovationen galten besonders dem Regisseur und Autor Jürgen Huber für seine einfallsreiche und gewitzte Regie. Ebenso Säm Kraus, dem absoluten „Süßer Glücksfall“, der mit Musikern und Sängern unüberbietbare Bestleistung zeigte. Auch die beiden Coregisseure Thomas Fenk und Stefan Gericke durften nur höchstes Lob entgegennehmen.
Nach den einladenden Klängen der Hahnbacher Jagdhornbläser füllte sich ab 20:00 Uhr rasch die ausverkaufte große überdachte Tribüne.
Der musikalische Leiter „Amadeus“ Kraus stellte Chor und Musiker in ihren historischen Gewändern vor.
Bürgermeister Bernhard Lindner begrüßte zudem manche Prominenz, die Künstlerin Elisabeth Künzl und Sponsoren zu „Geschichte in eindrucksvoller Kulisse“.
Spielleiter Jürgen Huber betonte, dass man mit dem Festspiel „dem Lauf der Geschichte Leben einhauchen“ wolle. Den furiosen Ritt durch die Geschichte des Marktes von der Urvils bis hin zum Hahnbacher „Saustall“ begleiteten fünf „Zeitlose“ in recht skurrilen, aufwändigen, teils barockisierenden Fantasiegewändern.
Gut gelungen waren humorvolle verbindende Elemente wie der quer durch die Jahrhunderte kreuzende, doch immer überzeugende Radlträger, einem „dia hob i nu nie niat leidn kinna“ oder dem „des setzt se eh niat durch“.
Nach einem ruhigen (erd)geschichtlichen Anfang, nahm das Spektakel mit dem Vogteirichter Fenk richtig Fahrt auf.
Gelungen auch der für alle böse endende Landshuter Erbfolgekrieg mit einer Rauferei in Zeitlupe, der Marktbrand von 1552, der evangelischen Zeit nach Thomas Raselius und der „Hölle auf Erden“ im 30jährigen Krieg. Gut schloss „Alois“ Seifert als betrunkener bierseliger Bierprüfer die vergangenen Zeiten vor einer 30minütigen Pause.
Die neuere Zeit begann mit dem Blick auf den 1. und 2. Weltkrieg im großen, sich immer schneller drehenden Weltenkarussel. In einer beeindruckenden Lichtshow donnerten Gewehrsalven und Kanonenblitze, flatterten Millionenscheine ins Publikum, hörte man Originaltöne aus dem Volksempfänger. Man schmachtete und wippte mit beim Besuch von Elvis Presley und verfolgte auch manche Irrungen und Wirrungen der Hahnbacher.
Viel Lokalkolorit vermittelten der Makkknecht, das Fußballspiel mit den Flüchtlingen, die Motorisierungen und nicht zuletzt der Prozess der Burschen wegen ihres „Vergehens gegen die Staatsgewalt“. Die zähe Gebietsreform mit Bürgermeister Herbert Falk und der „zufällige“ Einsturz der Ruine des Oberen Tors ließen endlich den Hahnbacher Radlträger seinen rechten Platz finden.
Mit spitzfindigen Gstanzln verabschiedeten sich Koregisseur Thomas Fenk, Spielleiter Jürgen Huber und der musikalische Leiter Säm Kraus und auch alle anderen Aktiven beim restlos begeisterten Publikum.
Hintergrund
Mindestens 25.000 ehrenamtliche Stunden stecken in den neun Monaten Probezeit, teils unter schwierigsten Bedingungen. Doch die 26 Schauspieler, 52 SängerInnen und 18 Musiker und fast die gleiche Anzahl an HelfernInnen hinter der Bühne wuchsen in dieser Zeit zu einer „Schauspielerfamilie“, die sich nie ihre gute Laune verderben ließ zusammen.
Dazu gehören auch die Damen und Herren für Maske, Bühnenbau, Catering bis hin zur ausgefeilten perfekten Technik von Christian Weiß und seinem Team. Perfekt eindrucksvoll integrierte dieser auch die Zuhörer in die Szenen, sei es durch die Geräusche vom Kanonendonner bis hin zu O-Toneinspielungen oder Lichteffekte, nicht nur beim Marktbrand.
Das ganze Areal und selbst die Außenwände der Wallfahrtskirche hatte er stimmungsvoll beleuchtet und mit Licht vom Inneren her wurde die Kirche zur „Laterne Gottes“. Großartiges leistete auch Beate Stock mit ihrem Team. Mehr als 300 Kostüme, davon bereits 140 für den musikalischen Part, hat sie organisiert, anprobiert, umgeändert und bereitgehalten.
Auch der Spielort am Freialtar auf dem Frohnberg war gut gewählt. Ebenso kann sich das „Drumherum“ sehen lassen: da sind Parkplätze in unmittelbarer Nähe und gut gelöst ebenso die Angebote an Essen und Trinken in den Buden mit den vielen Stehtischen und die sauberen sanitären Einrichtungen.
„900samma“ hat die Hahnbacher im wahrsten Sinn des Wortes „zusammengeschweißt“, denn quer durch die Generationen gibt es wohl kaum eine Straße, aus der nicht einige Mitwirkende kommen.
Denn selbst die ehrenamtlichen Nachtwachen, der Kontroll- und Ordnungsdienst und so manche helfende Hand vor und während der zweiwöchigen Feierlichkeiten stellten die Hahnbacher und manch weitere „gute Geister“.
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