Johann Baptist Weigl, einer der großen Söhne Hahnbachs
Am Dienstag, den 5. Juli, sind es genau 170 Jahre, dass Johann Baptist Weigl, einer der großen Söhne Hahnbachs, verstorben ist
Er wurde im Haus Nummer 130, jetzt Mühlstraße 17, am 26. März 1783 geboren
Seine Eltern waren Caspar Weigl, Bürger, Maurergeselle und Nachtwächter und Anna Maria Weigl, geb. Käufl, Webermeisterstochter aus dem Haus Nr. 55. Diese waren Besitzer eines kleinen Anwesens, in welches später Georg Trösch hineinheiratete. Bis heute kennt man dafür noch dort den Hausnamen Weigl.
In Weigls Nachbarschaft wohnte Benefiziat Meyer. Dieser erkannte schon sehr bald das musikalische Talent des Kleinen und erteilte ihm bereits mit vier Jahren Gesangsunterricht. Mit sieben Jahren verschaffte er ihm die Aufnahme in das Kloster Prüfening als „Singknabe“. Bis zu seinem zehnten Lebensjahr war Weigl dort. Sein Firmpate war Rupert Kormann, der hoch verehrte und damals weithin bekannte Abt des Klosters.
Dort und später dann am Gymnasium in Amberg erhielt er seine musikalische Ausbildung und die Voraussetzungen für weitere Studien. „Gleich wie in allen Gymnasialklassen war er an den beiden Lyceen in allen Kursen allezeit der Erste gewesen und hat gierig jede Gelegenheit zur Weiterbildung ergriffen“(H. Batzl, Hahnbacher Chronik, S. 358).
1801 kehrt er zum Benediktinerorden in Prüfening zurück und erhielt den Ordensnamen Frobenius. Mit 27 Jahren, nach seiner Priesterweihe am 31.Mai 1806, wurde er Katechet und Vizeinspektor an dem vornehmen, adeligen Mädchenpensionat im Kloster „De Notre Dame“, also „Unserer Lieben Frau“, in Stadtamhof, im Norden Regensburgs.
Dann folgten weitere Berufungen zum Professor, zu Rektoratsführungen, bis hin zum Domkapitular und Verantwortlichen für die Kirchenmusik im Dom St. Peter zu Regensburg. Auch fungierte er als Vorsteher des Ehegerichts der Diözese. In all seinen Funktionen fand er „allgemein hohe Anerkennung als Gelehrter und Wissenschaftler“. Noch heute zeugen von seinem Talent ungezählte Bücher und Kompositionen in den bischöflichen Archiven in Regensburg, Eichstätt und in der Staatsbibliothek in München.
1817 schrieb sogar Johann Michael Sailer, damals Professor in Landshut und Erzieher des späteren Königs Ludwig I. und späterer Bischof von Regensburg, das Vorwort für Weigls „Katholisches Gebet- und Gesangbuch für nachdenkliche und innige Christen“. Sailer wünschte unter anderem darin, „daß dieses Buch die Bildung des Verstandes und des Gemütes und mancherlei Belehrungen zu vereinen wußte und daß die Andacht, die wahrhaft himmlische Muse in den Chören unserer Musensöhne wieder freundliche Herberge finden möge!“.
Weigl veröffentlichte neben vielen anderen Kompositionen von Litaneien, Vespern, Konzerten und Messen auch zehn Anrufungen zum eucharistischen Segen, dem „Tantum ergo“ und sieben Variationen zu „Pange lingua“, jenem Text, der bis auf Thomas von Aquin und das Jahr 1263/4 zurückgeht.
Mit einem Melodienband zu seinem Gebet- und Gesangbuch mit einer „erstaunlich schönen geschriebenen Vorrede“ wollte er dem Wunsch und Verlangen nach Einführung deutscher Kirchengesänge zur „besseren Erfassbarkeit und zu mehr Andachtserbauung“ dienen. War dies damals für die Studierenden sogar durch königliche Verordnung vorgeschrieben, so wollte Weigl aber mehr.
Er hatte sich nämlich zu einem seiner Ziele gemacht, die „zu üppigen Auswüchsen führende theatralische Kirchenmusik“ zurückzudrängen. Doch dies ist ihm nur zeitweise gelungen und sein Gegenspieler, der bekannte Kanonikus Dr. Carl Proske, verhalf mit Billigung des Bischofs, der „altklassischen Kirchenmusik“ bald darauf wieder „neues Ansehen“.
Aber nicht nur für den kirchlichen Gebrauch engagierte sich Weigl. Er schrieb auch 40 Schullieder, Kantanten, Kanons und manches mehr. Vieles davon befindet sich bis heute in der Proske-Musik-Bibliothek im bischöflichen Zentralarchiv in Regensburg. Laut Andreas Hubmann, dem Dirigenten des Gemischten Chors, ist eine Wiederaufführung in Hahnbach durchaus vielleicht noch dieses Jahr realisierbar.
Weigl war aber nicht nur musikalisch begabt, er publizierte 1811 ein 560 seitiges Lehrbuch über die Rechenkunst, die Arithmetik und Algebra, „zum öffentlichen Gebrauch und Selbststudium“, welches in ganz Deutschland und selbst in England Verbreitung fand. Zudem wies er nach, dass die auf den römischen Mönch Dionysius Exiguus zurückführende Zeitrechnung um vier Jahre zu spät dran sei, was ja mittlerweile als allgemein anerkannt gilt.
Seine Kenntnisse, vor allem der „toten Sprachen“ wie Latein, Altgriechisch und Althebräisch, sollen ebenso laut einer kurzen Biographie zu seinen 3bändigen Kanzelvorträgen „hervorragend“ gewesen sein. Große Anerkennung erhielt seine Übersetzung des Buchs „De imitatione Christie“, „Die Nachfolge Christi“ von Thomas von Kempen, das er König Ludwig I. widmete, welches in sieben Sprachen übersetzt wurde und noch immer nicht als „überholt“ gilt.
Mit zwei weiteren Übersetzern war er auch an dem sechsbändigen Werk des Jesuiten Alphons Rodriguez „Übung der Vollkommenheit und der christlichen Tugenden“ beteiligt. Auch eine „Populäre Erdglobuslehre“ stammt aus seiner Feder. Doch sein eigenes handgeschriebenes festgebundenes Tagebuch, das er in Latein führte, ist leider immer noch nicht wissenschaftlich erfasst.
Beim bekannten Sulzbacher Verlag des Johann Esaias von Seidel ließ Weigl viele seiner Veröffentlichungen drucken. In einer nach seine Tod erstellten Sammlung finden sich unter anderem 15 verschiedene Predigten zum Fest des Heiligen Jakobus, dem Patron der Hahnbacher Pfarrkirche und auch eine Predigt, die er am Hochfest Mariä Himmelfahrt, dem 15. August 1815 auf dem Frohnberg gehalten hat.
In seiner Predigt bei der Primiz des Neupriesters Christoph Trösch am 31. Juli 1842 lobte Weigl besonders seine „geliebte Vaterstadt, diese fruchtbare Mutter katholischer Priester“ (bis dahin wusste man immerhin von 97 Geistlichen, die aus Hahnbach stammten, S. H. Batzl: Chronik des Marktes Hahnbach, S. 366 ff). Weigl verwies zwar in seiner damaligen Ansprache auch auf „die schwere Bürde des Priesters“, zeigte sich aber zuversichtlich aufgrund des „an Geist und Herz gleich vorzüglich gebildeten Herrn Primizianten“.
Seine Festpredigt zur Einweihung des Klosters der Armen Schulschwestern unserer Liebe Frau am 28. August 1842 spiegelt allerdings „den damaligen Zeitgeist“ wider. Er postulierte nämlich, dass die Mädchen „keine Gelehrten“ werden sollten. Denn „Vielwisserei macht eitel und einbilderisch“. Deshalb passe „eine Menge schwerer Studien, wie Politik, Kriegszeug, Philosophie, Theologie und Juristerei nicht für unsere Töchter“.
Er fuhr fort: „Auf welches Glück des Lebens können aber Männer hoffen, wenn ihre nächste, innigste Gesellschaft, die eheliche, Frauen sind, deren Fleiß, Wirtschaftlichkeit, Reinlichkeit und einen reichlichen Schatz von Gemütlichkeit, Innigkeit der Gefühle und Empfindungen, Geduld und Ausdauer verliehen ist.“ Weigl wünschte, dass vor allem „diese Tugenden“ den Mädchen durch die Schwestern vermitteln werden.
Johann Baptist Weigl war offensichtlich als Prediger und Lehrer sehr geschätzt, denn zur 1100-Jahrfeier der Diözese war er es, der im Dom St. Peter in Regensburg die Homilie, sprich Predigt hielt. Seine Aufzeichnungen der Vorlesungen als Professor über Kirchenrecht und Kirchengeschichte sollen sich im Kloster Metten befinden, sind dort derzeit aber leider nichtauffindbar.
Bemerkenswert war auch seine 78seitige Biographie über Maximilian Prechtl, den aus Hahnbach stammenden letzten Abt des Klosters Michelfelds. Weigl würdigte darin besonders, dass selbst die Protestanten dessen „irenische (d.h. friedliebende) Schriften“, mit denen Prechtl für eine echte Ökumene warb, „ihn nicht tadeln konnten“, sondern er ihnen „der Würde und der Gründlichkeit wegen, sogar ihre Achtung abnötigte“.
Zu Recht wurde Weigl „wegen seines segensreichen Wirkens und seiner großen Verdienste um Schule, Staat und Kirche“ mit dem Ritterkreuz I. Klasse des königlich bayerischen Verdienstordens des heiligen Michaels dekoriert.
Die „höchste Ehre“ wurde ihm zuteil, als er am 27. Juli 1850 zum „Außerordentlichen Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften“ ernannt worden ist. Dies sei „in gerechter Würdigung und Anerkennung des Werkes“ geschehen, so Dr. Zarbl im Nekrolog, der Totenrede, für Weigl, zumal setzte er hinzu, die Akademie „nur Männer von seltener und tiefer Gelehrsamkeit in ihren Kreis“ aufnimmt.
Denn Weigl „erwarb sich in der literarischen Welt einen bleibenden Namen durch seine gediegenen Schriften“, schrieb bereits zurecht der „Sulzbacher Kalender von 1848“.
Mit 69 Jahren verstarb Weigl in Regensburg am 6. Juli 1852 an einer Lungenlähmung. Nicht nur in der Regensburger Presse würdigte man ihn, auch Domprobst Dr. Zarbl lobte den Domkapitular an seinem Grab mit den biblischen Worten seiner Freunde:
„Es ist gut und lieblich mit ihm in Gemeinschaft zu leben.“ Zarbl hob auch seinem hohen Bekanntheitsgrad „wenigstens in Deutschland“ hervor. In seiner Grabrede vermerkte er auch: „Weigl war zugleich ein Priester von nicht gewöhnlicher Bildung und etwa nur zureichenden Berufskenntnissen, er war ein Mann von großer, viel umfassender und, ohne Übertreibung, von außerordentlicher Wissenschaft und Gelehrsamkeit“.
Erst zehn Jahre später, vom 4. bis zum 8. Oktober1862 wurde in Regenburg sein verbliebener Nachlass versteigert.
In der Hahnbacher Pfarrkirche befindet sich bis heute eine wahrhaft große Erinnerung an den berühmten Sohn des Marktes. Es ist dies jenes überdimensionale Kreuz im Turmzimmer, welches Johann Baptist Weigl 1819 der Pfarrkirche St. Jakobus gestiftet hat und neben dem der Toten der Pfarrgemeinde würdig gedacht wird.
„Es wäre aber an der Zeit, dass auch diesem großen Hahnbacher eine Straße gewidmet wird“, meinte Heimatpflegerin Marianne Moosburger und Bürgermeister Bernhard Lindner zeigte sich mit „schau ma mal“ nicht abgeneigt.
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