17.07.2011 | Zum Patrozinium "Großer Einzug" durch freigelegtes Festtor in St. Jokobus
„Reinste Gotik“ mit farbiger Steinquadrierung und eine wunderschöne und best erhaltene Bändelisene kamen bei der Renovierung zu Tage und begeistern nicht nur die Kunstkenner.
Vor dem Jahr 1400 hatte die Hahnbacher Pfarrkirche nur einen kleineren Turm, welcher neben der jetzigen Sakristei beim Josefsaltar war. Erst 100 Jahre später wurde der große, wuchtige Turm, der bis heute das Vilstal als „Finger Gottes“ mit über 40 Meter Höhe überragt, angebaut. Wahrscheinlich war er sogar noch höher konzipiert, doch unruhige Zeiten werden ihn wohl auf das heutige Maß reduziert haben.
Der über zwei Tore, von Norden und Süden begehbare Turmaufgang hatte zur Folge, dass das alte gotische Prunk- und Haupttor geschlossen und vergessen wurde. Das Erdgeschoss des Turms diente bald als Abstellraum und verkam zur „Rumpelkammer“.
Die Kirche betraten damit die Zelebranten, vor allem bei größeren Feierlichkeiten, nur noch über das Nordtor, die sogenannte „Süßer Seite“.
Bei der umfassenden Renovierung der Pfarrkirche entdeckte man die feine Architektur des alten Hauptportals, zudem wohl aus der Gotik stammende Farbreste einer Quadrierung und die gute Raumwirkung dieses „Turmzimmers“.
Ein wohl ca. 300 Jahre alter an der Westseite angebrachter Epitaph weckte zudem die Neugierde der Restauratoren und man darf gespannt sein, was eine geplante genauere Untersuchung hier noch aufdecken wird.
Architektin Carola Seitz, die Verantwortlichen für Denkmalpflege, die bischöfliche Finanzkammer, Pfarrer Thomas Eckert und Kirchenpfleger Konrad Huber entschieden deshalb bald, dem Raum ein würdigeres Aussehen zu geben und zusammen mit der alten Pforte zu renovieren.
Der Boden aus Kunststein wurde entfernt und durch Treuchtlinger Kalkplatten ersetzt. Die drei großen Holztore wurden repariert, restauriert und überarbeitet. Ein dimmbare Beleuchtung und wasserfeste Bodensteckdosen wurden angebracht, die Wände restauriert und der Raum neu eingerichtet.
Aus der Barockzeit stammen das große Missionskreuz und die schmerzhafte Mutter Gottes, welche vor der Kirchenrenovierung gegenüber der Kanzel angebracht waren, und dessen Restaurierung von der Singgemeinschaft St. Jakobus gesponsert wurde.
Zur Rechten des Kreuzes ist eine satinierte Glasplatte angebracht, auf der die Sterbebilder der Pfarrangehörigen zum Gedenken befestigt werden sollen. Auch die Gedenktafeln der in den beiden Weltkriegen gefallenen und vermissten Soldaten haben im neuen Turmzimmer einen würdigen Platz gefunden.
Ein Betschemel aus der alten Sakristei und eine Sitzbank aus dem Inventar der alten Pfarrkirche vor der Restaurierung laden ein, sich dorthin im Gebet und zur Andacht zurückzuziehen.
Da allerdings der Raum aufgrund der nicht ausreichenden Dämmbarkeit der Holztüren im Winter zuviel Energie verbrauchen würde, wird er wohl von Weihnachten bis Lichtmess geschlossen werden müssen.
Hatte man auch zuerst geplant, dort die große Krippe aufzustellen, so wird diese sehr wahrscheinlich wohl zwischen den Felixaltar und dem Beichtstuhl an der Südwand der Kirche aufgebaut werden.
Das neue Turmzimmer mit dem barocken Missionskreuz, der schmerzhaften Mutter Gottes und dem alten geheimnisvollen Epitaph
Das ehemalige Haupttor mit seiner reinsten gotischen Bänderlisene wurde wieder entdeckt und soll bei großen Festlichkeiten wieder den Einzug der Zelebranten überspannen
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