Wer weiß schon, was eine „ernste Krippe“ bzw. eine „Passionskrippe“ ist?
Passionsgeschichte vom Einzug am Palmsonntag in Jerusalem
Eigentlich ein „Unding“, denn eine Krippe erzählt das Weihnachtsgeschehen und hat mit der Passion, der Leidensgeschichte wirklich nichts oder nur minimal zu tun.
Doch gibt es diesen festen Begriff und in Süß bei Erhard Ströhl ist sie alljährlich in der Passions- und Osterzeit auf dem Kachelofen installiert. Passgenau hat der Bastler dort eine Landschaft aus Holz und Styrodur gebaut. Geritzt, geschwärzt, grundiert und bemalt hat er im Lauf von drei Jahren immer wieder am Konzept getüftelt, korrigiert, umgebaut und schließlich fertig gestellt.
Die Szenerie zeigt in Augenhöhe die Passionsgeschichte vom Einzug am Palmsonntag in Jerusalem, dem letzten Abendmahl, der Ölbergszene, der Verurteilung durch Pontius Pilatus, der Geißelung, dem Kreuzweg und der Kreuzigung, eine Pieta, die Grablegung und natürlich die Auferstehung.
Das letzte Abenmahl
Die Auferstehung
Auf die ungewöhnliche Idee kam Erhard Ströhl vor Jahren bei einem Besuch einer Ausstellung im Salzburger Schloss Hellbrunn, erfährt man. Auch theologisch verdient ja die realistischere Leidensgeschichte als ältester Teil der Evangelien mehr Aufmerksamkeit als die legendarisch erzählte Geburt.
Durchaus konsequent interessierte und interessiert sich Ströhl auch für Passionsspiele. Von Besuchen in Oberammergau, Kemnath, Oberviechtach und weiteren Spielstätten erzählt er begeistert.
Der Hausherr und seine Gattin schmunzeln, wenn sie an ihre allererste Krippe denken. Diese sei enorm groß, mit ebenso großen Figuren gewesen.
Dann war da das Geschenk eines „Krippenstall-Rohbaus“. Diesen „aufzuhübschen“ habe ihm Spaß gemacht, doch dann kamen bald schon weitere kreative Gestaltungen der weihnachtlichen Szene hinzu. Schließlich entstanden immer wieder Krippen in heimatlicher oder orientalischer Weise, mit Wurzeln, mit Baumschwämmen, mit Spanplatten und Gips, Holzleisten, farbigem Sand vom Süßer Berg, Holzstableisten, kleinen Fliesen, Styroporkugeln, im Glas, in Laternen und manche mehr.
Angepasst an die Ausstellungsflächen findet man mittlerweile in der Advents- und Weihnachtszeit bis zu elf unterschiedlichste Krippen im Ströhlschen Haushalt. Ein eigenes grafisches Krippenmeter hilft Erhard Ströhl dabei, die rechten Proportionen und Relationen zu finden, schließlich soll das Ganze am Ende ja auch harmonisch sein.
Einen Krippenbaukurs habe er nicht besucht, doch gerne sehe er sich Krippenausstellungen an. Spaß machen ihm dabei besonders auch lokale „Spezialitäten“ von die Figuren des in Plößberg beheimateten ängstlichen Baumrutscher, des mutigen Goasreiters oder des spionierenden Schlotfegers.
„Ja Geduld hat und braucht er dafür schon“, fügt seine Frau Gabi hinzu, denn es seien immer mindestens 20 Stunden Feinstarbeit vonnöten, von der gedanklichen Konzeption ganz abgesehen. Sie selber hat auch in vielen Stunden Krippenfiguren in Ton mit Hilfe von Hohlfiguren gegossen, und teilt zu einem guten Teil das „Winterhobby“ ihres Mannes.
Nur lieben Verwandten und Bekannten verschenkt Ströhl immer wieder eine seiner Kreationen. Denn eigentlich seien sie ja, was Zeit, Energie und Kreativität betreffen, „unbezahlbar“, lacht er und meint „aber Freude machen, macht Freude“ und die hat Erhard Ströhl offensichtlich.
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