Zur Geschichte des Bieres - Es waren die Frauen, die hier eine ziemlich große Rolle spielten

Denn eigentlich war Bierbrauen Jahrtausende lang Frauensache, eine ganz normale, hauswirtschaftliche Tätigkeit. So wie die Hausfrau alle paar Tage Brot backte, so braute sie einmal die Woche auch Bier.

Eigentlich ist es also auch gar nicht verwunderlich, dass die erste Göttin des Bieres eben genau das war, eine GöttIN. Ninkasi hieß diejenige, die in der Mythologie der Sumerer für Bier zuständig war.

Das zieht sich dann im Weiteren so durch

Bei den Ägyptern war Tjenenet (auch: Tenenit genannt) sowohl für Geburten, als auch für das Bierbrauen zuständig.

In der Kalevala, dem finnischen Nationalepos, ist es eine Jungfrau namens Osmotar, die auf die geniale Idee kommt, aus Gerste, Wasser und Hopfen ein „fantastisch schmeckendes Getränk“ zu brauen.

Ein Braukessel war lange Zeit ein üblicher, fester Bestandteil der Mitgift von Frauen, auch in unseren Breiten

Die Frau am rauchenden Kessel, dazu mit Spitzhut und Schleier und Katzen zu ihren Füßen (gegen die Mäuse im Getreide) wurde aber auch schon bald zur „Bierhexe“. Nicht wenige von ihnen wurden mit dem Vorwurf oder besser Vorwand, Gift zu brauen, nicht selten als Hexen vom eigenen Gatten angeklagt (leider auch eine Art „Scheidung“) und nach schlimmen Folterungen ermordet.

Auch war es eine Frau, genau eine Äbtissin, die sich quasi wissenschaftlich mit dem Bier zu befassen begann

Die Benediktinerin Hildegard von Bingen (1098 – 1179). In ihrem Buch „Von dem inneren Wesen der Naturen“ beschrieb die Heilige unter anderem die große Heilkraft des Hopfens und damit auch des damit gewürzten Bieres.

Völlig zu Recht stellte sie fest, dass Bier das Zeug habe, Einschlafprobleme zu mindern und dass Bier selten zu Verdauungsproblemen führe, wohl weil - und auch hier lag sie richtig - der Hopfen antiseptisch war und eine „gewisse Fäulnis von den Getränken“ weghalte.

Mit dem Hopfen war Bier nun auch länger halt- und genießbar. Ihre Empfehlung an alle Mitschwestern war kurz und knapp: „Cervisium bibat!“ – „Man trinke Bier!“.

Eine weitere große „Bierfrau“ der deutschen Geschichte hatte die Braukunst wiederum als Nonne im Kloster gelernt

Katharina von Bora (1499-1552), die Ehefrau des Reformators Dr. Martin Luther. Sie galt als eine herausragend gute Brauerin. Luther ließ sich sogar auf Reisen biertechnisch von ihr versorgen. Sie möge doch bitte „ein Pfloschen ihres Bieres zu ihm schicken, so oft sie könne“, schrieb er in einem Brief an sie.

Und dann drohte er ihr darin sogar auch gleich noch schelmisch, er würde einfach nicht nach Hause kommen, bevor sie nicht - flott, flott - den nächsten Sud „Katharina-Spezial“ für ihn gebraut habe.

Dass Luther selbst ein ganz, ganz großer Bierfreund war, bestätigt sein bis heute vielfach gefeiertes Zitat: „Wer kein Bier hat, der hat nichts zu trinken“.

Der Vorläufer des Kaffeekränzchens soll übrigens das Bierkränzchen gewesen sein, bei dem sich Frauen immer dann trafen, wenn einer von ihnen ein Sud besonders gut gelungen war

Die Nachbarinnen kamen bei der erfolgreichen Brauerin zusammen, um Brot ins Selbstgebraute zu tunken und, nun ja, um zu ratschen, bzw. sich auszutauschen.

Doch mit der Professionalisierung und der Kommerzialisierung des Bierbrauens – als es also ums Verdienen ging – nahm man den Frauen die Sache einfach ab

Es waren nun vor allem die Mönche der hochmittelalterlichen Klöster, die anfingen, mit ihrem Bier zu handeln und das Brauen zu institutionalisieren.

Brauen wurde nun zu einem Beruf, aus dem Mitgift-Braukesselchen wurden 1000-Liter große Bottiche und aus der Hausbrauerin wurden schwere Säcke schleppende und hart schuftende Braumeister.

Frauen hatten zu jener Zeit ja selten „richtige“ Berufe außerhalb des eigenen Heims und dieses Brauen im großen Stil war tatsächlich eine große körperliche Herausforderung.

Natürlich gab es immer mal wieder Ausnahmen und ab und an glänzte eine Frau in der Biergeschichte

Therese Wagner, zum Beispiel, war so eine Ausnahme.

Sie übernahm 1845 nach dem Tod ihres Mannes Anton die Augustiner Brauerei in München und führte sie zu ihren Lebzeiten von einem kleinen Betrieb zur Großbrauerei.

Mathilde Schneider war ein weiteres Beispiel. Sie rettete die Schneider Weisse Brauerei durch den Ersten und den Zweiten Weltkrieg.

Aber so ganz allgemein gesprochen: bald spielten Frauen in der Biergeschichte eigentlich nur mehr als Händlerinnen und Serviererinnen eine Rolle: In Großbritannien betrieben die „Ale-Wifes“, also die Bierweiber, Kneipen und Bierausschänke und waren dabei oft auch mindestens „ein bisschen verschrien“. Als ehrbarer Beruf galt diese Arbeit jedenfalls nicht.

In Bayern, in München besonders, wurden die Bier-Kellnerinnen zu einer besonders bekannten, teils umjubelten, aber einer eher teils tragischen Berufsgruppe

Einerseits waren sie so etwas wie Aushängeschilder und Botschafterinnen der Landeshauptstadt. Denn sie waren diejenigen, mit denen Besucher oft als erstes Kontakt aufnahmen, sie standen für München und sein Bier.

Auf der anderen Seite war es ein hartes Geschäft: Die Bierkellnerinnen kauften das Bier dem Wirt ab und verkauften es an den Gast weiter. Doch war ihre Gewinnspanne dabei äußerst gering.

Und so war das Bierservieren ein anstrengender, nicht immer lohnenswerter Beruf, der abhängig vom Trinkgeld war. Oft galt er auch als anrüchig, da manche jungen Frauen sich gezwungen sahen, ihr Einkommen durch weitere Dienste aufzubessern.

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