"Geschichte und Geschichten" von und aus Hahnbach von Marianne Moosburger (Teil 6)

Von der Reformation zum 30 jährigen Krieg

1541 war Pfarrer Georg Popp gegen den Willen der Hahnbacher (vom Schlichter Pfarrer) eingesetzt worden. Die Hahnbacher aber gaben ihm nicht die vorgeschriebene finanzielle Unterstützung mit der „praktischen“ Begründung: „Wir müssen für ein neues Pflaster sparen!“

Dann brach im Pfarrhaus ein (wahrscheinlich von der Pfarrersköchin verschuldeter) Brand aus, der den halben Markt in Schutt und Asche legte. Die Hahnbacher verlangten daraufhin die Ausweisung des Pfarrers und seiner Köchin, was auch geschah.

1549 schließt sich der Schlichter Pfarrer Jakob Pollenreuther der Lehre Luthers an und heiratet. Die Hahnbacher verlangen nach einer Umfrage im Ort ausdrücklich (vom Statthalter) einen katholischen Pfarrer.

Bekommen haben sie

1552 den Neumarkter Thomas Räsel / auf lateinisch: Raselius (der Vater des berühmten Andreas Raselius, dieser war der Sohn der zweiten Frau und Komponist, Kantor, Lehrer, Chronist und Humanist in Amberg, Heidelberg und Regensburg. (Ein Nachkomme, Ludwig Raselius, entwickelte übrigens 1906 den koffeinfreien Kaffee und gründete die Kaffee HAG-AG)

1555 kommt es zum „Passauer Vertrag“, der bestimmte, dass die Anhänger der Augsburger Confession, also die Protestanten, ihre Religion frei ausüben dürfen.

1556 kommt die Kirchenordnung des (radikal) protestantischen Landesherrn Ottheinrichs und Hahnbach samt Pfarrer stehen zur „neuen (lutherischen) Lehre“.

Befehl des Landesherrn Ottheinrich:

Bilder und andere als „abgöttisch“ bezeichnete Gegenstände sind aus den Kirchen zu entfernen. Es sollte nur ein „ehrlicher Tisch“ für das Abendmahl und für Taufen nur eine Schüssel darauf in der Kirche sein. In Amberg protestierte man damit, dass man auf jenen Tisch, wie im Wirtshaus, heimlich Karten und Getränke „anrichtete“.

1557 war Pfarrvisitation beim Pfarrer Raselius in Hahnbach mit dem Ergebnis: Pfarrer und Kaplan sind  „wohl, recht, geschicklich und geistlich“. Doch der Pfarrer klagte, dass viele nicht zum Abendmahl
kommen und – einschließlich Bürgermeister – „überschwänglich“ nächtens im Wirtshaus sitzen.

Geklagt wurde auch über den Schulmeister, der zu „seicht gelehrt“ sei und ersetzt werden solle. Der Benefiziat, ein „Herrn Andreas“ wurde ermahnt, sich mehr zu bilden, da er „sehr ungeschickte Antworten“ gegeben habe.

Mit Pfarrer Thomas Raselius wurde also unser Ort reformatorisch.

Die folgenden weiteren Pfarrer aber waren meist nur wenige Jahre (zwei bis drei Jahre) da,
nur zwei Pfarrer, ein Georg Guttenberger und ein Kaspar Wolf brachten es auf immerhin 20 und 13 Jahre in Hahnbach.

Etliche Pfarrer wurden entlassen wegen „Mangel an Sitten und Bildung“, bzw. wegen „anstößigem Lebenswandel“. „Trunk, Schulden, Winkelehen und unwahre Angaben“ wurden ihnen vorgeworfen.

Die Zustände damals allerdings waren auch nicht die besten, angefangen von der Unterbringung der Geistlichkeit. Sie mussten nämlich in einem Pfarrhof wohnen, in den es hineinregnete. Auch hatte der Pfarrer den Stier des Marktes und den Saubär, also den Eber, zu halten.

Die Pfarrer wurden in Naturalien vom Markt bezahlt, das ihnen zustehende Holz war neun Klafter. Doch dieses hatten sie selber zu schlagen und zu holen.

1567 bestätigt der pfälzische Kurfürst Friedrich II den Hahnbachern die Marktfreiheit. Dies ist jener Kurfürst, der am Erker der Regierungskanzlei in Amberg mit seiner 14 jährigen Frau Dorothea, einer dänischen Erbprinzessin, in den Erkermedaillons verewigt ist.

Er selber war katholisch, seine Frau aber protestantisch. Theoretisch hätten damit die Amberger Untertanen, zu denen auch die Hahnbacher gehörten, alle wieder katholisch werden müssen.

Doch seine junge Frau wird hier eher das Regiment geführt haben, zumal man über den (alkoholkranken) Friedrich II. folgendes Lied sang:

„Wütend wälzt sich einst im Bette,
Kurfürst Friedrich von der Pfalz,
gegen alle Etikette brüllte er aus vollem Hals:
Wie kam gestern ich ins Nest – fallera,
bin wohl wieder voll gewest – fallera.“

In Hahnbach kommt es zu einer Erweiterung der Verfassung des Marktes: vier sich im Turnus ablösende Bürgermeister und 12 Räte sollen die Geschicke des Marktes lenken. Diese Art der kommunalen Selbstverwaltung war damals für die Hahnbacher schon alte Gewohnheit, wenngleich einige Rechte im Markt nur vom kurfürstlichen Landrichter aus Amberg ausgeübt werden durften, wie das Genehmigen zum Ausrufen des Kirchweihfriedens.

1567 beschwert sich jener trinkfeste Kurfürst Friedrich II. und sein Ministerium bei den Hahnbacher Obrigkeiten, dass die Kirchen immer „noch nicht richtig ausgeräumt“ seien.

Erst sieben Jahre später (1574) – die Hahnbacher lassen sich offensichtlich für derartige Vorschriften Zeit - meldet der Landrichter, dass die Kirche in Hahnbach „ganz rein ausgeleert“ sei, man aber gut  einen Altar und einen Taufstein brauchen könne. Der Pfarrer bittet zudem darum, nicht alles wegzunehmen, „da das gemeine Volk mehr auf die Zeremonien als auf die Lehre selbst schaue“.

1569 errichten die Hahnbacher ein Bürgerspital für Alte, Kranke und Hilfsbedürftige. Das Geld hierfür kam, wie auch in anderen Gemeinden, aus Hinterlassenschaften, Stiftungen, welch mit „Seelenmessen“ und dieser Auflage verbunden waren.

"Geschichte und Geschichten" von und aus Hahnbach von Marianne Moosburger (Teil 5)

  • Aufrufe: 1083
AWZ-HAHNBACH