Kirche feiert das "Hochfest der Verklärung Christi auf dem Berg Tabor"

Diesen Donnerstag, den 6. August, feiert die Kirche „das Hochfest der Verklärung Christi auf dem Berg Tabor“. In der Pfarrkirche St. Jakobus in Hahnbach befindet sich davon ein großes beeindruckendes Deckengemälde, welche jene Szene zeigt, wie sie die synoptischen Evangelisten Matthäus, Markus und Lukas beschrieben haben.

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Über dem Kopf des schwebenden Christus entdeckt man zudem ein so genanntes „Heilig-Geist-Loch“. Es ist für gotische Kirchen üblich, ein derartiges Lüftungsloch in die Decke einzubauen, oft sogar anstelle eines Schlusssteines in der Vierung. In Hahnbach befindet sich diese kreisrunde Öffnung oberhalb der Emporen im westlichen Teil der Kirche, eben in jener Verklärungsszene.

Waren Weihnachten und Ostern gut erklär- und darstellbar, so wollte man auch eine greifbare Darstellung von Pfingsten und Himmelfahrt.

Das Symbol des Heiligen Geistes, eine Taube, wurde dann oft durch jenes „Heilig-Geist-Loch“, sei es in Form einer lebenden Taube oder einer hölzernen Darstellung vom Dachboden in den Kirchenraum gelassen. Auch hat man manchmal Blumen oder sogar brennendes Werg von dort ins Langhaus gestreut. So sieht man in manchen Kirchen auch aufgemalte Flammen um jene Öffnung.

Nicht selten hat man zudem an Christi Himmelfahrt eine Christusfigur dorthin hinaufgezogen, um die Aufnahme des Auferstandenen in die göttliche Sphäre zu symbolisieren. Mit der Aufklärung aber begann das Ende jenes Brauchs, zuerst in den Städten und dann auch auf dem Land. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der Brauch sogar explizit von den kirchlichen Obrigkeiten verboten. Wie lange er allerdings in Hahnbach praktiziert wurde, ist leider unbekannt.

Das Festevangelium berichtet, wie Jesus auf dem Berg Tabor vor den Augen seiner Jünger Petrus, Jakobus und Johannes verwandelt wird. „Sein Gesicht leuchtete wie die Sonne und seine Kleider wurden weiß wie Schnee“ heißt es dort.

Zudem erschienen Moses und Elias, die größten Propheten des Alten Bundes, die zudem auf das Kommen des Messias verweisen. Diese unterhielten sich mit Jesus einträchtig, also mit einem Ebenbürtigen. Begeistert von dieser Vision, will Petrus jenen Augenblick festhalten und schlägt vor, dort Hütten für Moses, Elias und Jesus zu bauen, heißt es bei Lukas. An sie selber scheint er übrigens überhaupt nicht zu denken, wohl wissend um jenen Abstand zum geschauten Dreigestirn.

Bald jedoch überschattet sie alle eine „leuchtende Wolke“ und die Apostel hören die Worte aus dem Himmel: „ Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe; auf ihn sollt ihr hören.“ Damit endet jene Verklärung.

Papst Franziskus verweist in einem „Motu proprio“, einem amtlichen Schreiben, darauf, dass diese Wolke „die göttliche Herrlichkeit vorwegnehmen“ und die Jünger mental auf das „schockierende Ereignis der Passion, der Kreuzigung“ vorbereiten sollte.

Beim Hinabsteigen vom Berg gebot Jesus den Jüngern aber dann, niemandem davon zu erzählen „bis der Menschensohn von den Toten auferweckt ist“. Nach den Evangelisten sollte jenes „Messiasgeheimnis“ also noch verborgen bleiben, bis sich jene unaussprechlichen und geheimnisvollen Begegnungen mit dem Auferstandenen ereigneten und sie Jesu „wahres Wesen“ so tief erfahren, dass sie bereit sind, für diese Wahrheit sich foltern und töten zu lassen.

Die klassische Interpretation dieses „Taborlichts“ sieht in Mose und Elias die Symbolgestalten des Alten Testaments. Nach dem großen vordenkenden Schriftsteller und Theologen Origines (+ um 254) sind diese der „Inbegriff des Gesetzes und der Prophetie“. Sowohl Moses als auch Elias sehnten sich ja nach einem „Sehen des Herrn“.

Moses ahnt Jahwe mehr als er ihn „sieht“, nämlich „den Rücken des Vorbeigehenden“ auf dem Berg Sinai (Ex 33,23). Von dort bringt er schließlich den Dekalog, die 10 Gebote, seinem Volk, um ihm gutes Leben zu ermöglichen. Auf dem gleichen Berg, nun Horeb genannt, begreift der temperamentvolle Elias nach 40 tägiger Wanderung erst nach Sturm und Unwetter „im sanften, leisen Säuseln des Windes“(1 Kön 19,12) Wesentliches vom Wesen Gottes.

Auf Origines geht übrigens auch die Exegese einer Verzahnung jener Verklärung mit der Auferstehung zurück. Für die Spiritualität der Ostkirche ist diese Auslegung bis heute das Bild für die geistliche Pilgerschaft aller Gläubigen „von den Niederungen der Welt hinauf zur Verklärung bei Gott“.

Die Verklärung erinnert deutlich an das jüdische Laubhüttenfest, als Esra und Nehemia nach der Rückkehr aus dem Exil dem Volk die Heilige Schrift vorlasen und jenes Sukkotfest initiierten. Vielleicht wusste der Nichtjude Lukas auch nicht, was mit „Hütte“ gemeint war.

Am Laubhüttenfest bauen noch heute Israeliten für acht Tage einfache provisorische Laubhütten aus Hölzern und Ästen, nicht selten auf Balkonen oder in Parks, durch welche man den Himmel und Sterne sehen kann. Darin will man, die Gemeinschaft feiernd, an den unbehausten Zustand während des Auszugs aus Ägypten, des Exodus, und der Landnahme gedenken. Offensichtlich hatten Jesus und seine Begleiter zu jener Zeit den doch recht niederen Berg „erklommen“, um dort Sukkot, jenes traditionelle jüdische Laubhüttenfest zu feiern.

Am Ende der Sukkotwoche ist immer das jüdische Neujahrsfest Rosh-ha-Schana. Dieses steht für die symbolische Inthronisation Gottes durch die Einsetzung seines gesalbten Königs, der auf Hebräisch ja Messias (d.i. „der Gesalbte“) heißt.

Am letzten, endzeitlichen Neujahrstag, wenn die Symbolik dann einer „höheren Wirklichkeit“ weichen soll, erwartet man eben jene „Offenbarung, Sichtbarwerdung der Herrlichkeit Gottes“. Der „Unaussprechliche“ wird dann in „gleißend weißen Gewändern“, wie Jesus also auf dem Berg Tabor, erscheinen, wie sie auch der Hohepriester am höchsten jüdischen Feiertag, dem Versöhnungstag Jom Kippur, trägt, wenn er das Allerheiligste des Tempels betritt, welches bekanntlich ein leerer Raum, doch voll der Präsenz Gottes war.

Jene „Verklärung Jesu“ soll auch die Erfüllung des Psalm 110 veranschaulichen, wo es heißt: „Ich habe dich aus dem Schoß gezeugt vor dem Morgenstern“ und später dann “Du bist Priester auf ewig nach der Ordnung des Melchisedeks“. Hier klingt klar die Gottessohnschaft Jesu als ewiger Priester an. Auch die anschließenden Psalmverse beziehen sich auf ein Krönungsritual des Gesalbten, des Messias, das der Evangelist hier bewusst anklingen lässt.

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