27.05.2011 | Gebenbach: „Wir leiden nicht an zu viel Islam, sondern an zu wenig Christentum“

Hochkarätig besetzt war das über zweistündige Gesprächsforum zum Thema „Wir leiden nicht an zu viel Islam, sondern an zu wenig Christentum“ im Gasthaus „Blaue Traube“ in Gebenbach.

Der aus Gebenbach stammende Pater Alfred Lindner hatte zusammen mit der katholischen Erwachsenenbildung dazu eingeladen und freute sich über die gut gefüllte Gastwirtschaft.

Die Jugendlichen Sandro Weiß, Stefan Böhm, Dominik Obermeier und Max Bäumler eröffneten die Abendveranstaltung mit kritischen Anfragen zu Religion und oft nicht praktiziertem Glauben.

Es folgte ein Video eines Interviewausschnitts mit dem Vorsitzenden der deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch zum Thema, welche die Gymnasiasten Valentin und Fabian aus Tirschenreuth mitgebracht hatten.
MdL Heinz Donhauser von der CSU betonte, dass eine „rein rationale“ Welt ohne Religion, Kunst und Musik eine äußerst arme Welt sei.

Für ein gutes Zusammenleben in Deutschlang sollten zudem die Religionen ins Gespräch kommen. Allerdings sah er dabei auch „Grenzen“, Ängste in der Bevölkerung, die ernst zu nehmen seien und Schwierigkeiten.

Jugendkaplan Gerhard Pöpperl verwies auf die oft unklaren Ängste, welche nur ein echter Dialog beseitige, der dabei auch Klarheit über die eigene Religion bringen könnte.

Mit Koranzitaten zeigte er sich klar widersprechende Übersetzungen in Bezug auf den Tschihad auf, und betonte, dass auch das Alte Testament der Bibel hier ebenso ambivalent zitiert werden könne.

MdEP Ismail Ertug von der SPD verwies darauf, dass alle großen Religionen den Menschen in den Mittelpunkt stellen und so wohl nur sie dem „seelenlosen schnöden Mammon“, der dabei sei die Welt zu zerstören, Einhalt gebieten könnten.

Als wichtigen Schritt für gemeinsames weltweites Handeln der drei Buchreligionen Judentum, Christentum und Islam in die richtige Richtung sah er einen „Dialog auf Augenhöhe“ und eine notwendige öffentlich-rechtliche Anerkennung des Islam als Religionsgemeinschaft in Deutschland (wie bereits seit 1979 in Österreich) und Islamunterricht in den Schulen (und nicht in Hinterhofmoscheen).

Vom Arbeitskreis Christen beim Bündnis 90/Die Grünen war Ingeborg Hubert aus Regensburg gekommen. Sie verwies auf die eindeutigen Zahlen der 48 Millionen Christen in Deutschland, welchen 29 Millionen Konfessionslose und nur 4 Millionen Moslems, davon nur zwei Millionen bekennende Moslems, gegenüberstünden.

Diese seien nur 5 Prozent der Bevölkerung und wohl kaum als Bedrohung zu bezeichnen, geschweige denn, dass man daran „leide“. Sie sah eher das Problem eines nicht gelebten Christentums.

Der afa-Landespfarrer Dr. Roland Gierth, ein FDP Mitglied, verwies mit Beispielen aus der ganzen Welt auf gelungene Zusammenarbeit der Religionen, wechselnde Trends, verschiedenste Maßstäbe und Komplementärerfahrungen und postulierte als oberstes Gebot die „Menschlichkeit“.

Der Gebenbacher Bürgermeister Peter Dotzler ließ das Kirchenjahr mit seinen gelebten Festen Revue passieren, fragte aber auch kritisch nach: “Was würde Jesus heute sagen?“. Er votierte für wieder mehr Orientierung im Leben und der Politik an den Zehn Geboten.#

In der Diskussion wurde betont, dass Religion als Unterrichtsfach weit mehr sei als Ethik und echtes Wissen über den eigenen Glauben erst Gespräche mit anderen Religionen möglich mache. Aus dem Publikum wurde dies mehrfach bestätigt.

Auch dürfe der große Auftrag an alle Christen, nämlich der „Öffnung zur Welt“ des zweiten vatikanischen Konzils nicht vergessen werden.

Pater Lindner verwies passend dazu auf die neue Volxbibel in einer Jugendsprache und auf Annette Schavans Buch „Gott ist größer als wir glauben“ und lud für Donnerstag, den 21.Juli, um 18 Uhr nach Ensdorf ein. Am 8.September werde zudem ein Gebetstreffen der Religionen auf dem Mausberg stattfinden, was alle begrüßten.

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